HIER WOHNTE
ELISE
DREYFUSS
JG. 1874
DEPORTIERT 11.8.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 13.2.1943
Elise Dreyfuß wurde am 25. Juli1874, ihr Bruder Siegfried Dreyfuß am 28. Oktober 1875 in Stuttgart geboren.
Sie zogen nach Berlin, wo der Name von Elise Dreyfuss in den Adressbüchern von 1926 und 1936 mit der Berufsbezeichnung „Malerin“ erscheint. 1936 erscheint ebenfalls der von den Nazis befohlene Namenszusatz Sara. Sie wohnte da schon in der Regensburger Straße 8. Der Name ihres Bruders taucht in den Adressbüchern gar nicht auf, vermutlich, weil er bei seiner Schwester gelebt und sie ihn versorgt hat.
Die Geschwister Siegfried und Elise Dreyfuß mussten mit knapp 70 Jahren von ihrer Wohnung in der Regensburger Straße 8 unter Zwang erst in die Fasanenstraße 47 umziehen und wurden dann am 11. August 1942 in das als Sammellager umfunktionierte jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße gebracht. Von dort wurden sie zusammen mit 98 anderen Menschen unter schrecklichen Bedingungen mit dem 41. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Siegfried starb in Theresienstadt schon bald nach der Ankunft wegen der dort herrschenden katastrophalen hygienischen Zustände und der mangelnden Ernährung am 5. September 1942, an der dort „üblichen” Todesursache „Darmkatarrh”. Seine Schwester Elise starb am 13. Februar 1943, angeblich an Blasenkrebs, wie es in den Theresienstädter Todesfallanzeigen heißt.
Sehr viel mehr weiß ich nicht von ihnen. Einige der Angaben wurden von dem Ludwigsburger Historiker Steffen Pross erforscht. Pross hat mehrere Bücher über die jüdische Vergangenheit des Dorfes Freudental in Baden-Württemberg verfasst.
Anlässlich der Verlegung der Stolpersteine zum Gedenken an Elise und Siegfried Dreyfuß am 7. Februar 2023, wurde der folgende Text von Prof. Dr.Thomas Lahusen verfasst:
“Elise Dreyfuß und Siegfried Dreyfuß, waren Cousine und Cousin ersten Grades meiner Großmutter Rahel Hermann, geboren in Freudental am 26. Juni 1878.
Meine Großmutter Rahel überlebte die Nazizeit „dank“ ihrer „Mischehe“ mit meinem Großvater, dem Komponisten Christian Lahusen. Und so überlebte auch meine Mutter Rhea und ihr Bruder Hellwarth. Weitere Familienmitglieder von Rahel kamen in Auschwitz um. Wir müssen zu den ermordeten Geschwistern Rahels und weiteren Freudentaler Herrmanns noch drei bis sechs Ermordete aus dem Dreifuß-Kontext hinzuzählen.
Meine Mutter, die während des Krieges auch in Berlin wohnte, besuchte oft ihre Verwandten Elise und Siegfried. Am 11. August 1942 war sie auch bei ihnen zu Gast. Sie erzählte mir oft, was an diesem Tag geschah. Als die Gestapo kam, war sie gerade im Keller, um irgendetwas zu holen. Das letzte was sie hörte, war Folgendes: Siegfried, der blind war, sagte zu seiner Schwester: „Ich hab‘s Dir doch gesagt, wir hätten uns umbringen sollen“.
Diese Worte habe ich nie vergessen. Und ich fand es meine Aufgabe, einen Stolperstein für Siegfried und Elise zu verlegen, denn „wirklich tot sind nur jene, an die sich niemand mehr erinnert.“”
Bearbeitung: Stolpersteininitiative Charlottenburg – Wilmersdorf
Weitere Quellen: Bundesarchiv, Berliner Adressbücher, Todesfallanzeigen Theresienstadt
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