HIER WOHNTE
EMIL STERN
JG.1874
DEPORTIERT 12.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Emil Stern wurde als drittes von insgesamt sieben Kindern am 29. Januar 1874 in Schrimm, (poln. Srem), etwa 40 km von Poznan entfernt, geboren. Seinen Vater und die ganze Familie zog es Ende des 19.Jahrhunderts wie viele andere nach Berlin, um dort ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. Emil lernte den Beruf des Kaufmanns und arbeitete auch in Berlin als Kaufmann in der Bank seines Bruders. Er lernte die am 6. März 1877 in Nanitz, (poln. Nanice) Westpreußen, geborene Agnes Kalb kennen, mit der er am 16. November 1918 Hochzeit feierte. Agnes brachte einen Sohn in die Ehe mit. Sie hatten keine eigenen Kinder.
Agnes hatte Putzmacherin gelernt und führte in Berlin am Kurfürstendamm an bester Adresse, im Marmorhaus, gegenüber von der Gedächtniskirche ein Damenmodegeschäft.
Sie müssen beide erfolgreich in ihren Berufen gewesen sein, denn sie hatten eine schöne Wohnung in der Spreestraße, die während der Nazi- Herrschaft im Jahr 1934 in Richard-Wagner-Straße umbenannt wurde.
Als jüdische Geschäftsleute hatten sie ganz besonders unter den Einschränkungen und Drangsalierungen der Nazi-Polizei und Nazi-Überzeugten zu leiden. Die Geschäfte wurden enteignet und sie durften ihren Beruf nicht mehr ausüben. Auch ihre Wohnung mussten sie verlassen und in die Freisinger Straße 35 ziehen. Dort konnten sie noch den Bruder Siegfried aufnehmen.
Wenige Tage vor der Deportation wurde dem Ehepaar das Formular für die Vermögenserklärung zugestellt, wo sie ihr Hab und Gut detailliert auflisten mussten. Das alles nahm der Nazistaat in Besitz. Sie selbst wurden in das als Sammellager umfunktionierte ehemalige jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße und von dort unter grauenhaften Bedingungen am 12.Februar 1943 nach Auschwitz transportiert, wo sie ermordet wurden. Emils Bruder Siegfried, der zuletzt mit ihnen zusammen in der Wohnung gelebt hatte, wurde schon am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort umgebracht.
Zum Glück konnte Emils ältester Bruder Benno Stern noch 1939 nach England emigrieren. Sein jüngster Bruder Artur Stern hatte 1917 sein Leben im Ersten Weltkrieg lassen müssen.
Quellen: Entschädigungsamt Berlin, Landesarchiv Brandenburg,
Private Überlieferung: Jenny Lozek, Großnichte
Zusammenstellung Stolpersteininitiative Charlottenburg – Wilmersdorf