Stolpersteine Clausewitzstr. 7

Hauseingang Clausewitzstraße 7

Hauseingang Clausewitzstraße 7

Die Stolpersteine für Betty, Hans und Charlotte Marcuse wurden am 8. April 2022 verlegt und von Clive Howard gespendet.

Stolperstein Betty Marcuse Clausewitzstraße 7

Stolperstein Betty Marcuse

HIER WOHNTE
BETTY MARCUSE
GEB. CROHN
JG. 1874
DEPORTIERT 17.7.1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Betty wurde am 3. Oktober 1874 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Moritz und Regina Crohn. Betty wuchs in Berlin auf und heiratete am 26. Juni 1897 Dr. Theodor (genannt Theo) David Marcuse. Theo war ein sehr erfolgreicher Rechtsanwalt und Notar. Theos beruflicher Erfolg erlaubte den beiden ein großbürgerliches Leben in der Wohnung in der Clausewitzstr. 7.

Ein Jahr später wurde Hans, ihr einziger Sohn, geboren. Betty und Theo waren sehr liebevolle Eltern und Hans hatte eine glückliche Kindheit. Auch später, als Hans eigene Kinder hatte, Vera und Ralph, waren sie die geliebten Großeltern. Die ganze Familie verbrachte die Sommerferien in Itzehoe und an den deutschen Küsten. Bettys ehemalige Schwiegertochter erinnerte sich an sie als großartige und liebenswerte Frau.

Theo starb am 26. März 1935. Betty wohnte weiterhin in der Clausewitzstr. 7. Das Leben wurde zunehmend schwierig für Betty, wie Hans an Vera schrieb, die ab 1938 in England lebte. Am 17. Juli 1942 wurde Betty mit dem Transport I/25 von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte dort zwei Jahre. Am 16. Mai 1944 wurde sie in einem Transport mit 2500 Menschen nach Auschwitz gebracht und dort ermordet. Betty wurde 68 Jahre alt.

Betty verlor mehrere Familienmitglieder durch den Holocaust: ihren Bruder Richard Crohn, seine Frau Lina und die Kinder Robert und Thomas und ihre Schwägerin Katharina Crohn und deren Sohn Fritz. Stolpersteine für die Familie liegen in der Bennigsenstraße 17 in Schöneberg und in der Sybelstr. 41.

Stolperstein Hans Marcuse Clausewitzstraße 7

Stolperstein Hans Marcuse

HIER WOHNTE
HANS MARCUSE
JG. 1898
FLUCHT 1938 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 20.11.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Hans Marcuse

Hans wurde am 19. April 1898 in Berlin geboren. Er wuchs auf in der Clausewitzstr. 7. Wie sein Vater wurde er ein erfolgreicher Rechtsanwalt. Hans lernte Ellen Steinberg 1925 in Bad Godesberg bei Bonn kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Am 5. März 1927 heirateten sie und feierten im Hotel Bristol in Berlin. Hans und Ellen hatten ein glückliches Leben. Sie machten exotische Ferien, reisten rund ums Mittelmeer und fuhren Ski in Österreich. Ihr erstes Kind Vera wurde am 23. Dezember 1927 in Berlin geboren und Ralph folgte am 20. Oktober 1930. Das Glück währte nicht lange, die Ehe zerbrach und Hans und Ellen ließen sich 1934 scheiden. Die Scheidung war einvernehmlich und Ellen beschrieb Hans als freundlichen und großzügigen Mann und liebevollen Vater. Ellen und ihr zweiter Ehemann flohen mit den Kindern Vera und Ralph nach England

Stolperstein Charlotte Marcuse Clausewitzstraße 7

Stolperstein Charlotte Marcuse

HIER WOHNTE
CHARLOTTE MARCUSE
GEB. FEIBELSOHN
JG. 1905
FLUCHT 1938 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 7.10.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

1934 lernte Hans Charlotte (Lotte) Feibelsohn kennen.
Lotte, geboren am 1. Mai 1905 in Berlin, war die Tochter von Hugo und Ilse Feibelsohn. Sie verbrachte ihre Jugend in Berlin. Hugo war ein erfolgreicher Seidenhändler, der sein Geschäft in Roubaix, Frankreich, hatte. 1935 heirateten Hans und Lotte in Roubaix. Vermutlich um eine Arbeitsmöglichkeit und ein Bleibe zu finden, war Hans erst in Deutschland, dann in Frankreich und kurze Zeit in den späten 30-er Jahren in New York, bevor er wieder nach Berlin zurückkehrte. Schließlich zogen Hans und Lotte nach Frankreich.

Es gelang den beiden 1938 gemeinsame Ferien mit den Kindern Vera und Ralph in dem Küstenort Mers-les-Bains, Nord-Frankreich zu verbringen und auch noch 1939, in den letzten Tagen vor Ausbruch des Krieges. Lotte war für Vera und Ralph „Aunt Lotte“, die bis Juli 1942 liebevolle Briefe an Vera schrieb.

1941 war Hans in der französischen Heereskompanie eingeschrieben, wo er in der Verwaltung arbeitete. In einem Brief an Vera bezeichnet er sich als Schreibkraft. Hans und Lotte flohen dann nach Nizza. Sie wurden gefangen genommen, als sie ihr Versteck verließen, um ein Café aufzusuchen und nach Drancy verbracht. Es war den beiden nicht vergönnt zusammenzubleiben. Lotte wurde am 7. Oktober 1943 von Drancy nach Auschwitz deportiert und Hans am 20. November 1943. Zum Zeitpunkt ihrer Ermordung war Hans 45 Jahre alt, Lotte 38 Jahre.

Im Uhrzeigersinn: Betty Marcuse, Hans Marcuse, Vera, Ralph und Hans Marcuse, Theo, Betty und Hans Marcuse

Im Uhrzeigersinn: Betty Marcuse, Hans Marcuse, Vera, Ralph und Hans Marcuse, Theo, Betty und Hans Marcuse

Bericht und Fotos von Clive Howard, Enkel von Hans Marcuse, Urenkel von Betty Marcuse

Weitere Quellen:
Yad Vashem
Arolsen-Archiv (Betty)
Liste aller Transporte aus Theresienstadt 16.5.1944 2500 Personen (Betty)