Quellen:
Bericht Miriam Glucksmann, Essex, UK
Yad Vashem, Deportationslisten, Arolsen Archiv, Jüd. Gewerbebetriebe in Berlin 1930-45
Jetty Stark wurde am 27. Juni 1901 in Berlin geboren. Sie wurde Etty genannt und hatte mehrere Geschwister. Ihre Schwägerin Ilse beschrieb sie als hübsches blondes Mädchen, das gar nicht jüdisch aussah. Brunos Mutter war erleichtert, als sie entdeckte, dass Etty einer ziemlich orthodoxen jüdischen Familie entstammte. Und das, obwohl ihr eigener zweiter Ehemann ein Nichtjude war. Bruno und Etty heirateten 1926 und Susi wurde ein Jahr später geboren.
Etty war Hausfrau und Mutter. Nach dem Ausbruch des Krieges wurde sie wie ihr Ehemann zur Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik verpflichtet. Es ist nicht vorstellbar, dass sie irgendwas verdienten, geschweige denn genug, um davon zu leben. Schon lange zuvor war Bruno daran gehindert, Geld zu verdienen und die Familie hatte praktisch kein Einkommen. Es wird so sein, dass entfernte Verwandte aus der Stark Familie in Pittsburgh, Pennsylvania, ihnen etwas Geld schickten.
Als Ilse in Cambridge angekommen war, bat Bruno sie, zwei von Ettys Brüdern zu helfen, die mit ihrer Mutter nach Australien fliehen wollten. Trotz mehrerer Briefe hat sie nie wieder von ihnen gehört und nie erfahren, ob sie fliehen konnten. Es muss allerdings einem ihrer Geschwister gelungen sein, nach Palästina zu fliehen. Ein Neffe mit israelischer Anschrift suchte im Yad Vashem Archiv nach seiner Tante Etty.
1946 erkundigte sich Ilse in Berlin nach dem Verbleib von Bruno und Etty und erhielt die falsche Auskunft, dass sie 1942 deportiert worden seien. In Wahrheit waren beide bis 1943 Zwangsarbeiter in Rüstungsbetrieben. Am 12. März 1943, 10 Tage nach Bruno, wurden Etty und Susi nach Auschwitz verbracht. Etty war 41 Jahre alt, als sie ermordet wurde.
Susi Lasnitzki
Susi Bianca wurde am 24. Juli 1927 in Berlin geboren. Sie war in der Familie die viel geliebte Tochter und Enkeltochter. Wenig ist von ihr bekannt, aber auf dem Foto vom September 1938 sieht sie wie eine lebendige und selbstbewußte Elfjährige aus. Man kann nur spekulieren, was sie hätte erreichen und wie sie hätte leben können, wenn ihr Leben nicht so grausam verkürzt worden wäre. Im Oktober 1939 wurde Susi, wie ihre jüdischen Mitschüler, von der „normalen“ Schule vertrieben und schrieb sich ein in die Holdheimschule in der Nürnberger Straße 66. Das war ein privates Realgymnasium der Jüdischen Reformgemeinde. Wenig später, nach der Reichspogromnacht im November 1939 existierte die Gemeinde nicht mehr und die Schule wurde geschlossen. Von da an hatte Susi gar keine Bildungsmöglichkeit mehr. Ob sie dann auch in Rüstungsbetrieben arbeiten musste, wie ihre Eltern, ist nicht überliefert. Bekannt ist aber, dass andere Jugendliche das mussten.
Susi wurde mit ihrer Mutter mit dem Transport I/36 am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Es ist zu hoffen, dass beide zusammen waren, als sie starben. Susi hat ihren 16. Geburtstag nicht mehr erlebt.
Bericht von Miriam Glucksmann, Essex, UK für ihre Mutter Ilse Lasnitzki-Glucksmann (1908-2000), Schwester von Bruno.
Quellen:
Yad Vashem, Deportationslisten, Arolsen Archiv