Stolperstein Duisburger Straße 20

Hausansicht Duisburger Str. 20

Der Stolperstein für Clara Heimann wurde am 30. November 2021 verlegt und von Angelika Kaufel gespendet.

Stolperstein Clara Heimann

HIER WOHNTE
CLARA HEIMANN
GEB. WEIGERT
JG. 1858
DEPORTIERT 12.6.1942
TREBLINKA
ERMORDET

Clara Heimann geb. Weigert, wurde am 2. Oktober 1858 in Berlin geboren und stammte aus einer schlesisch-jüdischen Kaufmannsfamilie. Ihr Vater, Leopold Löbel Weigert (1825-1900), war in Rosenberg (Olesno) geboren, die Mutter Blume Lina (1836-1880), geborene Loewi, in Beuthen (Bytom). Bei ihrer Eheschließung 1856 lebten sie jedoch beide schon in Berlin.

Clara war mit dem aus Münster gebürtigen Kaufmann Moses Heimann verheiratet und lebte mit ihm in der Duisburger Straße 20 in wohl gut situierten Verhältnissen. Er starb 1913. Die Ehe war anscheinend kinderlos geblieben. Weitere Einzelheiten über ihr Leben waren nicht herauszufinden.

Clara Heimann wurde aufgrund des „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden” vom 30. April 1939 von den Nationalsozialisten im März 1940 zwangsweise aus ihrer Wohnung in der Duisburger Straße 20 aus- und in die Sybelstraße 68 eingewiesen. Dort lebte sie zur Untermiete in einem Zimmer – mit Verpflegung – und zahlte dafür monatlich 160 RM. Von ihrem Bruder Julius wurde sie finanziell unterstützt. Die Einrichtung ihrer Wohnung in der Duisburger Straße 20 wurde beschlagnahmt, und sie konnte nur wenige Stücke mitnehmen, wie ihrer in gestochen schöner Handschrift ausgefüllten Vermögenserklärung zu entnehmen war. Sie musste sich vor ihrer Deportation in dem von den Nazis als „Sammellager” missbrauchten Ersten Altenheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 einfinden.

Am 12. Juni 1942 wurde die dreiundachtzigjährige Witwe zusammen mit 49 weiteren jüdischen Berlinerinnen und Berlinern mit dem sog. „5. Alterstransport” vom Anhalter Bahnhof aus ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Die meisten Häftlinge aus diesen „Alterstransporten” starben in Theresienstadt schon in den nächsten Monaten an Mangelernährung oder Seuchen. 1942 war das Ghetto aufgrund der Massendeportationen total überfüllt. Es diente nach den Plänen der Wannseekonferenz vom Januar 1942 zur „Endlösung der Judenfrage” als Sammellager für weitere Deportationen in die Vernichtungslager im Osten.

Clara Heimann überlebte den Sommer im Ghetto Theresienstadt. Am 19. September 1942 wurde sie mit 2000 Mitgefangenen in einem Viehwaggon ohne Sitzbänke in einer mehrtägigen Zugfahrt in das Vernichtungslager Treblinka gebracht. Sie starb entweder auf dem Transport oder wurde kurz nach ihrer Ankunft ermordet.

Recherche und Text: Angelika Kaufel, Monica Schümer-Strucksberg, Christine Wunnicke

Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam-Golm
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Yad Vashem
- Heiratsurkunde
- Deportationsliste: AT5-1.jpg (1304×887) (statistik-des-holocaust.de) , Nr.10
- Myheritage.com
- ancestry.com