HIER WOHNTE
JOSEPH KAUFMANN
JG. 1865
DEPORTIERT 10.7.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
Joseph Kaufmann wurde am 31. Dezember 1865 in Bamberg als Sohn des Hopfenhändlers Julius Kaufmann geboren. Er war das zweite von fünf Kindern. Auch er wurde ein erfolgreicher Hopfenhändler – zunächst in Bamberg und ab Anfang des 20. Jahrhunderts in London.
1896 heiratete er Bertha Klein, die ebenfalls aus einer Hopfenhändlerfamilie in Bamberg stammte. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Erna, die 1897 geboren wurde und 1939 in die USA floh und Julius, der 1906 das Licht der Welt erblickte und sein Leben durch Flucht nach Südafrika 1935 retten konnte.
Im Laufe des Ersten Weltkrieges wurde Joseph Kaufmann auf der Isle of Man als „enemy alien“ – gemeinsam mit vielen weiteren in Großbritannien lebenden Deutschen, die als Bürger des Feindeslandes galten – interniert. Seine Familie hatte er nach Deutschland zurückgeschickt. Möglicherweise noch während des Krieges, auf alle Fälle aber nach Kriegsende, kehrte auch er nach Deutschland zurück.
Die Kaufmanns ließen sich in Berlin-Wilmersdorf nieder, wo Joseph in den 20er und 30er Jahren weiterhin als Geschäftsmann (angestellt bei Wilhelm Kaufmann, Mommsenstraße 49) tätig war. Diese Stellung hatte er bis 1939 inne. Vermutlich lebten Joseph und Bertha Kaufmanns anfänglich in der Helmstedter Straße 16, anschließend wohl mindestens für zehn Jahre in der Pfalzburger Straße 87. Mindestens ab 1937 – der Sohn war bereits geflohen, die Tochter verheiratet – wohnten sie in der Duisburger Straße 6.
Im Sommer 1939 hatten Bertha und Joseph Kaufmann sehr konkrete Pläne, ebenfalls nach Johannesburg zu emigrieren. Sie befanden sich tatsächlich schon auf einem Schiff nach London, als der Zweite Weltkrieg am 1. September 1939 ausbrach und das Schiff nach Deutschland zurückkehren musste. Die Kaufmanns mussten bis zu ihrer Deportation in Berlin bleiben. 1940/41 wurden sie zwangsweise aus ihrer Wohnung in der Duisburger Straße 6 ausgewiesen. Das gesamte Vermögen und die Einrichtung wurden – wie es bei solchen Zwangsumzügen üblich war – „zugunsten des Deutschen Reiches“ beschlagnahmt. Sie wurden in die Konstanzer Straße 59 einquartiert. Dort lebten sie möbliert zur Untermiete mit gemeinschaftlicher Nutzung von Küche und Bad für 80 Reichsmark im Monat. In der Vermögenserklärung, die sie unmittelbar vor der Deportation ausfüllen mussten und die das „Inventar“ dieser letzten Unterkunft betraf, heißt es „kein Vermögen jeglicher Art, keine Möbel, kein
Geschirr“.
Die sog. „kleinen Alterstransporte“ zum „Altersghetto“ Theresienstadt mit 50 bis 100 Menschen wurden meist mit den vom Anhalter Bahnhof fahrplanmäßig über Dresden nach Prag verkehrenden „Karlsbader Bäderzügen“ organisiert, an die man ein oder zwei „Sonderwaggons“ anhängte. Die darin eingepferchten Menschen wussten nicht, wohin die Reise ging und was sie erwartete. Angeblich sollten sie „umgesiedelt“ werden.
Joseph Kaufmann wurde so – zusammen mit seiner Frau Bertha – am 10. Juli 1942 mit dem sog. „19. Alterstransport“ vom Anhalter Bahnhof, Gleis 2, nach Theresienstadt deportiert und am 19. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und dort ermordet.
Recherche: Darryl Kaufmann, Angelika Kaufel, Monica Schümer-Strucksberg
Text: Angelika Kaufel, Monica Schümer-Strucksberg
Quellen: – Volkszählung vom 17.5.1939 – Gedenkbuch des Bundesarchivs – Berliner Adressbücher – Deportationsliste – Bericht von Nachfahren