Über ihre Geschwister ist kaum etwas bekannt; die ältere Schwester Anna gelangte nach Südafrika, heiratete und bekam eine Tochter, Julia, die später nach Deutschland kam und einen guten Kontakt zu den Nachkommen von Käthe hatte.
Am 5. Oktober 1907 heiratete Käthe Eduard von Gižycki, der als Rittmeister in Breslau in Garnison stand, in der Friedenskirche in Schweidnitz. 1908 wurde ihr Sohn Hasso in Straßburg geboren, wo sein Vater zu der Zeit in Garnison stand. Hasso wurde auch in der Friedenskirche getauft. Eduard von Gižycki wurde nach Posen versetzt, machte den Krieg 1914-1918 mit und nahm als Major seinen Abschied. Eduard zog dann mit seiner Frau nach Berlin-Charlottenburg in die Kantstr. 22 II. Käthe arbeitete als Pianistin und gab erfolgreich Solo-Konzerte in Berlin, arbeitete mit erstklassigen Geigern zusammen und unternahm auch Tourneen in Europa.
Die Ehe von Käthe und Eduard von Gižycki wurde im Mai 1924 wegen unüberbrückbarer, auch politischer Differenzen, nicht jedoch wegen Käthes jüdischer Herkunft geschieden. 1928 zog sie in das Haus Hohenzollerndamm 5, II. Stock, ihr Sohn Hasso wurde als Haushaltsvorstand festgelegt, Käthe als Bewohnerin. Käthes Ehemann Eduard starb im Alter von 70 Jahren in Bayern. Dies war auch für Käthe von großer Bedeutung, da sie trotz der Scheidung bis dahin in einer sogenannten „privilegierten Mischehe“ gelebt hatte. Dieser „Schutz“ fiel nun weg und sie wurde am 10. Januar 1944 im Alter von 60 Jahren vom Güterbahnhof Berlin-Grunewald, Gleis 17, ins KZ Theresienstadt deportiert.
Philipp Manes, ein jüdischer Kaufmann aus Berlin, machte im KZ Theresienstadt Aufzeichnungen, die erhalten blieben: „Als ob´s ein Leben wär – Tatsachenbericht Theresienstadt 1942-1944“. In diesem Bericht gibt er mit einer fast nüchternen Sachlichkeit einen akribischen Einblick in die Organisation des Lagers. Er erzählt auch von Menschen, die an ihren Wert- und Lebensvorstellungen festhielten, um nicht unterzugehen und vor allem zu überleben. Herr Manes und seine Frau wurden im Oktober 1944 ins KZ Auschwitz deportiert und haben nicht überlebt. In diesem Bericht schrieb er auch immer wieder über Käthe von Gižycki, die im KZ Klavier spielen konnte.
Von Käthe selbst sind folgende Worte erhalten: „Ich freue mich, lieber verehrter Herr Manes, wenn es mir gelungen ist, als Gegengabe für all das Schöne, was wir bei Ihnen genießen durften, Sie hin und wieder mit meiner Musik erfreuen zu dürfen. Unsere Seelen bleiben stark und hoffen auf eine reiche und schöne Zukunft.“
Käthe selbst schreibt über ihr Leben: „…. Dann kam auch für mich die Wendung, der Abschied von meinem öffentlichen Wirken und schließlich Theresienstadt. Daß ich hier nun neben meiner Tätigkeit im Büro des Caféhauses noch der geliebten Musik leben darf, versöhnt mich ganz mit meinem Schicksal. Eines aber möchte ich doch betonen – ich bin protestantisch erzogen, habe nie in jüdischen Kreisen gelebt oder verkehrt. Natürlich war mir eine Ablehnung fremd, ich respektiere jede Religion, und man erzog uns Kinder in der Achtung vor jeder anderen Überzeugung. Durch dies mein Leben traf mich die Evakuierung besonders hart, aber nun sehe ich ein, daß unser Schicksal sich nach ewigen Gesetzen erfüllen muß“.
Jeremy Bines, Chordirektor der Deutschen Oper Berlin, kaufte 2018 auf einem Flohmarkt ein altes Programm für eine Aufführung der Städtischen Oper (Vorgängerin der Deutschen Oper). Darin befand sich ein Brief, den Käthe von Gižycki 1925 geschrieben hatte. Das veranlasste ihn, sich für einen Stolperstein zur Erinnerung an Käthe von Gižycki zu engagieren. Er fasst ihre Klavierarbeit so zusammen: „So ist festzuhalten, dass ihr Klavierspielen anderen Menschen in Not Trost gab. Es hat zweifellos auch ihren eigenen Mut während dieser schrecklichen anderthalb Jahre gestützt. Es war diese Qualität ihres Musizierens, die vielleicht am wichtigsten ist: Menschen die Kraft zum Durchhalten zu geben, zur Stärkung des Willens, fest zu bleiben trotz aller Erschütterungen, die jeder Tag und in der Enge des Zusammengepferchtseins bringen muss.“