Hans Adalbert Frank wurde am 5. Mai 1881 in Nürnberg geboren, aber als sein Vater im Jahr 1892 starb, zog die Familie mit Mutter, Schwester und Bruder nach Mannheim zu den Großeltern. Hans machte bei einer sehr renommierten Bank in Mannheim die Ausbildung zum Bankkaufmann und wurde dort für eine Weile eingestellt. 1899 trat er einer Hamburger Importfirma bei und stieg schon nach neun Monaten ins Management in Berlin auf, wobei er den jährlichen Umsatz auf über vier Millionen Mark steigerte. 1910 errichtete Hans seine eigene Firma im Pelzhandel, wurde für einige Jahre der Vorsitzende der Nationalen Pelzhandelsgesellschaft mit weltweiten Kontakten und einem Geschäft, das noch bis 1939 existierte. Er hatte großes Geschick für Mechanik und Technik und konnte etliche Erfindungen auf diesen Gebieten patentieren lassen.
Er heiratete Martha Schade, jedoch starb seine Frau schon innerhalb eines Jahres. Charlotte traf Hans während seiner Trauerzeit und tröstete ihn. Sie interessierte sich nur für ihn und die beiden verlobten sich am 12.April 1921 und heirateten bald darauf im Juni 1921.
Charlotte Frank war die Tochter von Wilhelm und Sophie Wallerstein und wurde 1901 in Leipzig geboren. Ihr Vater war ebenfalls Pelzhändler. Nachdem sie das Gymnasium und die Wirtschaftsschule absolviert hatte, arbeitete sie in der Firma ihres Vaters.
Sie heiratete Hans Frank im Jahr 1921. Sie war mit einem ausgeprägten Wunsch, Kindern zu helfen, ausgestattet und arbeitete deshalb im Kinder Hospital Dr. Neumann ab 1921 und danach von 1922 bis 1924 in der Kindergarten-Abteilung eines Jugendheims. Sie pflegte in besonderer Weise ein Kind namens Ilse- nach welchem sie später ihre eigene Tochter benannte. Drei Kinder wurden geboren: Hellmut 1927,Ilse 1929, Thomas, genannt Tommi, 1933, die ihre Kindheit glücklich in dieser säkularen jüdischen Familie in der Paderborner Straße 2 in Wilmersdorf verbrachten.
Ab 1933 begannen die verstärkten Ausgrenzungen, Beleidigungen und Angriffe auf jüdische Menschen, auch in den Schulen war das spürbar, obwohl das offizielle Verbot gemeinsamer Beschulung von Juden und Nicht-Juden erst später erfolgte. Als Folge des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, wurde es jüdischen Lehrern verboten, in öffentlichen Schulen zu unterrichten und auch ihr Rentenanspruch ging verloren. Etliche versuchten, mit Privatunterricht ihre Existenz zu sichern. Die Studienrätin Dr. Leonore Goldschmidt gründete am Hohenzollerndamm 110a eine jüdische Privatschule, wo viele der betroffenen Lehrerinnen unterrichten konnten und die die Kinder aufnahm, die sie unter anderem mit intensivem Englischunterricht auch verstärkt auf die Auswanderung nach Israel vorbereitete. Diese Schule besuchte auch Ilse Frank. Hellmut litt unter einem versteiften Knie wegen einer frühen Erkrankung an Knochentuberkulose, konnte darum keine Schule besuchen und wurde
zu Hause unterrichtet.
Da die Gewalttaten gegen Juden heftiger wurden, versuchte die Familie verzweifelt, Visa zu bekommen und noch rechtzeitig auszuwandern, aber wegen Hellmuts Erkrankung wurden die Anträge immer wieder zurückgewiesen. Als das Leben stetig hoffnungsloser wurde, erhielt Ilse doch noch im letzten Moment einen Platz auf der „SS Europa“ für den Kindertransport nach England und später auf der „SS Orama“ nach Australien und konnte gerettet werden. Dies wurde durch das Australian Jewish Welfare Programm gefördert und sie konnte unter deren Obhut in dem Haus ‚Larino’ in Melbourne leben. Thomas hätte ihr sehr bald folgen sollen. Charlotte wurde von einer Dame in Melbourne finanzielle Unterstützung zugesagt, aber als sie 1939 nach Australien aufbrechen wollten, wurde der Krieg erklärt und sie konnten Deutschland nicht mehr verlassen.
Nachdem Ilse mit dem Kindertransport nach England hatte auswandern können, zog Sophie Wallerstein, die Mutter von Charlotte, zu ihnen in die Paderborner Straße, weil sie ihre Wohnung in der Johann-Georg-Straße verlassen musste.
Am 15. August 1942, nachdem sie ihr Hab und Gut detailliert in der Vermögensakte aufgelistet hatten, wurden sie in die als Sammellager umfunktionierte Synagoge Levetzowstraße gebracht und von dort direkt in einem Bahnwaggon unter schrecklichsten Bedingungen nach Riga deportiert und im Wald von Rumbula erschossen.
Sophie Wallersteins Deportation erfolgte drei Wochen später aus derselben Wohnung nach Theresienstadt, wo sie Anfang März 1943 an den Folgen von Unterernährung und bewusst herbeigeführten Krankheiten verstarb.
“Der Horror und die Tragödie, wie unschuldiges Leben vernichtet wurde, ist unglaublich”, sagt Ilse Frank als 93jährige Überlebende.
Quellen: Bundesarchiv, private Dokumente und Erinnerungen. Textbearbeitung: Stolpersteininitiative Ch/W