HIER WOHNTE
RUDOLF OSCAR
LIBROWICZ
RUDI LEAVOR
JG. 1926
FLUCHT 1937
ENGLAND
Rudolf Oscar Librowicz wurde am 31. Mai 1926 in Berlin geboren. Er besuchte von 1932-1936 die 13. Volksschule Schmargendorf, die jetzt Judith-Kerr-Grundschule heißt, und von 1936-1937 die jüdische Schule in der Großen Hamburger Straße, das jetzt Moses-Mendelssohn-Gymnasium heißt.
In Bradford, also nach der Übersiedlung nach England, besuchte er die Bradford Grammar School. In 1939 feierte er seine Bar Mitzvah. Von 1943-1950 besuchte er die Universität zu Leeds, wo er Zahnheilkunde studierte.
Nach Beendigung des Studiums musste er für zwei Jahre „Nationaldienst“ als Zahnarzt in der Armee verüben, den er zum Teil in Österreich verbringen konnte. Wieder im Zivilleben, arbeitete er hauptsächlich in der Kleinstadt Heckmondwike. Er bemühte sich politisch im Nationalen Gesundheitsdienst im Bereich der Zahnheilkunde, wo er viele Jahre lang über 1000 Zahnärzte in der Provinz Yorkshire im Ausschuss in London vertrat.
In London in 1954 lernte er die aus Breslau, jetzt Wroclaw, stammende Marianne Bright kennen. Ihr Vater war Richter in Deutschland. Sie heirateten im August 1955 und hatten vier Kinder: Anthony geb. 1959, Jonathan geb. 1962, Deborah geb. 1968, Caroline geb. 1971. Alle vier sind verheiratet mit zusammen acht Enkelkindern und einer Großenkelin.
Vor der Geburt von Anthony änderten die Librowicz’ den Nachnamen in Leavor.
In der Reformsynagoge war Rudi sehr aktiv und wurde dessen Vorsitzender. Für Dienste des engen Kontakt zwischen den verschiedenen Religionen wurde ihm der Orden „British Empire Medal“ im Dezember 2017 von der Vertreterin der Königin verliehen. Ebenso kamen Anerkennungen von der Zeitung „The Times“, von der Stadt Bradford und von der Bradforder Sikh Vereinigung.
Rudolf, genannt Rudi, war sehr an Musik interessiert und sang 50 Jahre in einem großen Chor in Leeds und komponierte Einiges, u. A. eine Kantate „Enosh“ (Mensch), aus Melodien, die aus der Synagoge stammen. Sie besteht aus Rezitativen, die den Holocaust kurz beschreiben, mit beigefügten Vor-, Nach- und Zwischenspielen und das Ganze bearbeitet, um ein laufendes Konzertstück zu schaffen.
2015 starb Marianne im Alter von 81 Jahren an den Folgen von Lungenkrebs, obwohl sie nie geraucht hatte.
Text: Rudi Leavor
Rudi starb am 27. Juli 2021, wenige Wochen nach der Verlegung seines Stolpersteins in der Warmbrunner Straße. Die Fotos von der Verlegung erreichten ihn noch.