Lore Hepner-Halberstam
Lore aus Chile, geboren am 23. Juli 1929, ist die Enkelin von Adele und Wilhelm Halberstam und Nichte von Albert Halberstam, deren Stolpersteine nun, seit dem 7.Oktober 2020 vor deren letztem Wohnsitz, Rankestraße 7, liegen.
Sie lebte bis 1939 mit ihren Eltern, dem Anwalt Dr.Heinrich Halberstam, seiner Frau Käthe und ihren beiden Brüdern in Berlin Schmargendorf, besuchte zuerst die benachbarte Grundschule und dann die Schule von Leonore Goldschmidt am Hohenzollerndamm (1).
Während der Novemberpogrome von 1938 wurde Lores Vater, ein Rechtsanwalt, von SA-Männern verschleppt und kehrte erst 6 Wochen später krank, als gebrochener Mann, aus dem KZ Sachsenhausen zurück. Das war nur möglich, weil seine Frau, auf welchem Wege auch immer, ein Visum für Kuba erhalten hatte, wohin die Familie über die Niederlande und England mit dem Schiff aufbrachen. Auch die Flüchtlinge auf diesem Schiff wurden von Kuba abgewiesen, wie kurz zuvor die Menschen auf der St. Luis. Aber im Gegensatz zu den Passagieren der St. Luis nahm die Flucht für die Familie Hepner-Halberstam ein glücklicheres Ende.
Lore beschreibt die schrecklichen Ereignisse und die abenteuerliche Flucht, die sie endgültig nach Chile führte, in ihrem Büchlein “Respuesta a Albert… Una Crónica Familiar“, (2) und in „Geliebte Kinder…’. Briefe aus dem Amsterdamer Exil in die Neue Welt 1939 – 1943“ (3). In Ihren Büchern hat sie auch die Geschichte der Familien Halberstam und Hepner festgehalten, sie vor dem Vergessen bewahrt und hat ihnen mit Ihren Kindern, zahlreichen Enkeln und Urenkeln statt der vernichteten deutschen Zweige einen lebendigen chilenischen Zweig hinzugefügt.
Nach dem Tode ihrer Mutter findet sie auf dem Dachboden in Santiago, Chile, einen Karton mit Briefen zwischen Ihren Eltern und Großeltern, Wilhelm und Adele Halberstam, die sie zusammen mit ihrer Historiker-Freundin Irmtrud Wojak zu dem anrührenden Buch „Geliebte Kinder…’. Briefe aus dem Amsterdamer Exil in die Neue Welt 1939 – 1943,“ (3) verarbeitet. Sie setzt damit ihren Großeltern und auch ihrem Onkel Albert ein Denkmal, dem nun die Stolpersteine ein i-Pünktchen hinzufügen. Leider konnte sie nicht bei der Verlegung dabei sein, da die COVID 19 Pandemie ihre Reise nach Berlin verhindert hat. Obwohl inzwischen 91 Jahre alt, ist sie immer noch aktiv beim Auffinden und Übersetzen der Hinterlassenschaften und Briefe jüdischer Emigranten in Chile, gegen das Vergessen derer deutschen, polnischen und russischen Geschichte. Wir und sie hoffen, dass sie eines Tages doch noch nach Berlin kommen kann um sich die Stolpersteine anzusehen.
Text: Michael Macht, nach Lore Hepner-Halberstam