Gedenktafeln für Bernhard Weiß

1. Am Haus Steinplatz 3

Steinplatz 3, 23.4.2011, Foto: KHMM

Steinplatz 3, 23.4.2011, Foto: KHMM

Die Berliner Gedenktafel (Porzellantafel der KPM) am Haus Steinplatz 3 wurde am 11.7.2008 enthüllt.

Gedenktafel für Bernhard Weiß, 23.4.2011, Foto: KHMM

Gedenktafel für Bernhard Weiß, 23.4.2011, Foto: KHMM

BERLINER GEDENKTAFEL

In diesem Haus lebte bis zum März 1933
BERNHARD WEISS
30.7.1880 – 29.7.1951
Jurist, Polizeivizepräsident in Berlin von 1927 bis 1932
Als Jude und Demokrat vom NS-Regime verfolgt
mußte er nach der Erstürmung seiner Wohnung durch die SA
über Prag ins Londoner Exil fliehen
Kurz vor Wiedererlangung der ihm von den Nationalsozialisten
aberkannten deutschen Staatsbürgerschaft
starb Bernhard Weiß in London

2. Am ehemaligen Polizeipräsidium Charlottenburg, Kaiserdamm 1

Kaiserdamm 1, 5.1.2011, Foto: KHMM

Kaiserdamm 1, 5.1.2011, Foto: KHMM

Die Gedenktafel für Bernhard Weiß am ehemaligen Polizeipräsidium Charlottenburg , Kaiserdamm 1, wurde am 1.11.2010 von Berlins Innensenator Ehrhart Körting, Polizeipräsident Dieter Glietsch und Vize-Polizeipräsidentin Margarete Koppers enthüllt.

Gedenktafel für Bernhard Weiß, Kaiserdamm 1, 5.1.2011, Foto: KHMM

Gedenktafel für Bernhard Weiß, Kaiserdamm 1, 5.1.2011, Foto: KHMM

Bernhard Weiß
1880 Berlin – 1951 London
Polizeivizepräsident in Berlin
von 1927 bis 1932

Preußischer Jude – Kämpferischer Demokrat

In diesem Polizeigebäude wohnte
Dr. Bernhard Weiß während seiner Amtszeit.
Er gehörte zu den Wenigen, die sich dem
aufkommenden Nationalsozialismus
mit rückhaltlosem Einsatz entgegenstellten.

Bernhard Weiß hatte als Vizepolizeipräsident und Chef der Kriminalpolizei im damaligen Polizeiamt Charlottenburg , dem früheren Polizeipräsidium Charlottenburg, eine Dienstwohnung.
Nach dem Abitur im Jahr 1900 studierte Bernhard Weiß Rechtswissenschaften in Berlin, München, Freiburg und Würzburg und schloss das Studium mit der Promotion ab. 1904/1905 absolvierte er eine militärische Ausbildung zum Reserveoffizier. Im Ersten Weltkrieg stieg er zum Rittmeister auf und wurde mit dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse ausgezeichnet. Im Sommer 1918 wurde er als Stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei in Berlin in den Polizeidienst aufgenommen, 1925 wurde er Chef der Kriminalpolizei und 1927 Vizepolizeipräsident.
Weiß, der Mitglied der DDP war, griff als Beamter der Republik gegen Rechtsbrüche systematisch durch. Er wurde Opfer regelmäßiger Diffamierungskampagnen der aufkommenden NSDAP unter dem Berliner Gauleiter Joseph Goebbels, der Weiß wegen seiner jüdischen Herkunft stets als “Isidor Weiß” bezeichnete. Besonders in Goebbels Hetzpostille “Der Angriff” war Weiß ständig Gegenstand antisemitisch motivierter Diffamierungen in Texten und Karikaturen. Mit Weiß hatte Goebbels einen Feind gefunden, der seiner Nazi-Ideologie entsprach: ein Bürger jüdischer Herkunft und Repräsentant der Republik, im Nazijargon “Vertreter des Systems”. Weiß führte gegen Goebbels mehr als 60 erfolgreich verlaufende Prozesse. Als Vizepolizeipräsident bekämpfte Weiß die Pöbeltruppen der SA und gleichermaßen die Kampfformationen der Kommunisten, die der Weimarer Republik ebenfalls feindselig gegenüberstanden.
In der Berliner Bevölkerung und in der Polizei war Weiß sehr populär und geachtet. Liebevoll-despektierlich nannten sie ihn “Vipoprä”.
Nach dem “Preußenschlag” Papens 1932 verlor Weiß – wie die gesamte Regierung Preußens – sein Amt. Nach kurzer Haft wurde er freigelassen und lebte bis zum März 1933 in Berlin. Als die Nazis ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatten, ermöglichten ihm Kollegen die Flucht. Weiß floh 1933 über Prag nach London, wo er 1951 kurz nach der Wiedererlangung seiner deutschen Staatsbürgerschaft starb.