1902 gründete die SPD das Volkshaus in der damaligen Rosinenstraße 4 (heute Loschmidtstraße 6-8) in Charlottenburg. Es bestand aus einem Wohngebäude und einem quer dazu stehenden Saalgebäude. Initiatoren waren die Charlottenburger Stadtverordneten der SPD, Paul Hirsch, Curt Baake und Görke. Bei der ersten Veranstaltung sprach am 1.5.1902 Eduard Bernstein vor mehr als 1.200 Menschen. Die feierliche Eröffnung war dann am 4.5.1902. Unter den Gästen waren auch Karl und Theodor Liebknecht, die Söhne von Wilhelm Liebknecht. Am 15.5.1902 sprach hier August Bebel vor 1.400 Menschen. Sonntags fanden am Nachmittag meistens Konzerte des Berliner Symphonie-Orchesters zum Eintrittspreis von 20 Pfennigen statt, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Der Deutsche Arbeiter-Theater-Bund veranstaltete regelmäßig Theater-Aufführungen. Daneben gab es Bildungsveranstaltungen aller Art.
Ende März 1933 besetzte der SA-Sturm 33 das Volkshaus und nannte es “Maikowski-Haus”. Bis zum November 1933 wurde der Keller des Hauses von den Nationalsozialisten als “wildes Konzentrationslager” missbraucht, in dem auch gefoltert wurde. Mindestens vier der Gefangenen wurden hier ermordet. 1936 eröffnete der Schausteller Max Döring im Saalgebäude eine Sporthalle für Box- und Ringkämpfe. 1939 wurde ein Spezialhaus für Automobil-Ersatzteile eingerichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde es bei einem Bombenangriff im November 1943 zerstört. 1961 wurden die Ruinen abgeräumt. Heute befindet sich hier eine Jugendverkehrsschule .
Ehem. Volkshaus
Literatur
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Das Volkshaus der Charlottenburger SPD in der Rosinenstraße 3 (heute Loschmidtstraße 6-8) von Hermann-Josef Fohsel
Das Volkshaus der Charlottenburger SPD in der Rosinenstraße 3 (heute Loschmidtstraße 6-8)