Befreiung von Charlottenburg vom Nationalsozialismus durch die polnische 1. Infanterie-Division Tadeusz Kościuszko
Gegen Ende des Krieges zog die polnische Armee neben der sowjetischen gegen Berlin, um die Stadt zu erobern. Als sich am 24. April 1945 der Ring um Berlin schloss, kämpften polnische Truppen bei Kremmen, Tietzen, Birkenwerder, Oranienburg und Nauen.
Die I. Infanterie-Division Tadeusz Kościuszko bezog ihr Quartier im Schloss Charlottenburg.
In den Straßenschlachten in Berlin nahmen als polnische Streitkräfte der 1. Armee die 1. Mörser-Brigade, die 1. Haubitzen-Brigade, das 6. Ponton-Bataillon sowie die am 30. April hinzugerufene 1. Infanterie-Division Tadeusz Kościuszko teil.
Polnische Einheiten kämpften vor allem in Charlottenburg, Moabit und Tiergarten. Besonders viele Opfer forderten die Kämpfe am 1. Mai um die Charlottenburger Chaussee (die heutige Straße des 17. Juni).
Unter dem Oberkommando der 2. sowjetischen Garde-Armee übernahmen die Polen Aufgaben, die nicht von Panzereinheiten in den Bedingungen eines Häuserkampfes erfüllt werden konnten. Die polnische Armee nahm nach eigenen Angaben ca. 36 Straßenblocks und 4 Bahnhöfe ein, festigte die Stellung Technische Hochschule, baute 7 Fabriken zu Stützpunkten aus und befreite so drei zentrale Objekte des Sektors „Zitadelle“ im Tiergarten – den Karl-August-Platz, die Technische Hochschule sowie Gefechtspunkte im Tiergarten und den S-Bhf. Tiergarten selbst. Die Einnahme dieses, von General Weidling als „neuralgischen Punktes“ bezeichneten Kampfgebietes, waren entscheidend für die Aufnahme der Kapitulationsgespräche durch General Weidling. Es ist bezeichnend, dass die Liquidation des letzten Widerstandspunktes der Nazis in der Nähe des Reichstages von Offizieren der 120. sowjetischen Panzer-Garde sowie dem 3. polnischen Infanterie- und dem 1. Polnischen Artillerie-Regiment, die
beide Teil der 1. Polnischen Kościuszko-Division waren, vor dem Brandenburger Tor unterzeichnet wurde. Am Morgen des 2. Mai wurde der Befehl zur Einstellung der Kämpfe gegeben, woraufhin die polnischen Soldaten die polnische Flagge auf der Siegessäule hissten.
An den Kämpfen um Berlin nahmen insgesamt 180.000 polnische Soldaten der 1. und 2. Polnischen Armee teil, 12.000 von ihnen kämpften in der Innenstadt, 8.892 ließen ihr Leben für die Befreiung Berlins. Die gefallenen polnischen Soldaten sind auf den Soldatenfriedhöfen in Siekierki und Zgorzelec an der Oder begraben.
Reinhard Naumann:
bq.
Der Einsatz polnischer Soldatinnen und Soldaten bei dem Sturm auf Berlin im Frühjahr 1945 ist zu Unrecht weitgehend in Vergessenheit geraten. Am 8. Mai gedenken wir der 70. Wiederkehr des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus. Es ist wichtig, dabei an die Befreiung von Charlottenburg vom Nationalsozialismus durch die polnische 1. Infanterie-Division Tadeusz Kościuszko zu erinnern.
- Kamil Majchrzak, Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
- Alexandra Falkenauer, Katarzyna Grajner, Larissa Kalthoff, Jasmin Nithammer, Elisabeth Schultze, Osteuropa Institut FU Berlin, Projektgruppe „Das polnische Berlin – eine Spurensuche“
Kontakt
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
U Richard-Wagner-Platz
- M45
- N7
-
U Richard-Wagner-Platz