Nach der französischen zog in den 60er Jahren auch die dänische Gemeinde nach Wilmersdorf, wo sie am 15. Oktober 1967 ihre Kirche in der Brienner Straße 12 einweihen konnte. Pfarrer Kraglund schrieb uns:
“Während sich heute etwa 500 dänische Staatsbürger in Berlin aufhalten, waren es Anfang dieses Jahrhunderts 2000. Die relativ große Zuwanderung um die Jahrhundertwende wurde ausgelöst durch Berlins große Anziehungskraft. Außerdem war Berlin eine natürliche Zwischenstation, wenn der Skandinave nach Süden zog. Als junge dänische Handwerker, Ingenieure, Geschäftsleute und Studenten der schönen Künste in die weite Welt zogen, um ihr Wissen zu mehren, führte buchstäblich kein Weg an Berlin vorbei.
Es waren Handwerker, die 1880 den ersten dänischen Verein in Berlin gründeten, „Freja“. (In der nordischen Mythologie ist Freja die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit.) Die Vereinigung „Freja“ trifft sich heute in den Räumlichkeiten der „Christianskirke“ in der Brienner Straße.
Auf Initiative der Vereinigung „Freja“ und des CVJM wurden die ersten skandinavischen, und später auch dänischen, Gottesdienste in Berlin durchgeführt. Zwar war vieles vertraut, wenn man die Gottesdienste der deutschen evangelischen Kirche besuchte, aber man vermisste doch das Evangelium in der Muttersprache zu hören, wie die vertrauten dänischen Kirchenlieder zu singen.
Im Jahre 1896 wurde zum ersten Mal von einem dänischen Pastor ein Gottesdienst in Berlin durchgeführt. Dieser fand beim CVJM in der Wilhelmstraße 34 statt. In den folgenden Jahren nahm das dänische Kirchenleben in beträchtlichem Umfang zu. Es sollten jedoch noch einige Jahre vergehen, bevor die Dänen ihre eigene Kirche erhielten.
1912 gründeten Dänen in Berlin ihre eigene Kirchengemeinschaft, zugehörig zur evangelisch-lutherischen „Folkekirke“ Dänemarks. Da die dänische Gemeinde nicht über ausreichende Mittel verfügte, um eine eigene Kirche zu bauen, mietete man Räumlichkeiten bei der böhmisch-lutherischen Gemeinde, deren Gemeindesaal in der Neuenburger Straße 3, in der Nähe des Halleschen Tores, lag. Der Saal war ein umgebauter Pferdestall – und ein früherer Stall als Rahmen um die Gottesdienste einer christlichen Gemeinde ist eigentlich sehr besinnlich.
Im Jahre 1928 konnte die dänische Gemeinde in Berlin ihre eigene Kirche einweihen, „Christianskirken“ benannt nach dem dänischen König. Während der Zeit des Nationalsozialismus war die dänische Kirche Sammelpunkt und Zufluchtstätte für viele Pfarrer und Theologen aus der Bekennenden Kirche. Obwohl die Kirche bis 1965 am selben Ort lag und während des Krieges trotz der Nähe zum Anhalter Bahnhof (heute Hauptbahnhof) nicht zerstört wurde, musste sie ihr Briefpapier oft ändern. Denn die Königgrätzer Straße wurde erst in Stresemannstraße, dann in Saarlandstraße umbenannt. Heute heißt sie wieder Stresemannstraße. Die Gemeinde musste ihre Kirche und ihr Grundstück 1965 an die Deutsche Bundespost verkaufen und sich nach einem neuen Ort umsehn.
Man entschloss sich für die Brienner Straße 12, wo nur noch die Ruinen eines Altersheimes der schwedischen Victoriagemeinde übriggeblieben waren. Unter der energischen Leitung des damaligen Pfarrers, Olav Refshauge, begann die dänische Gemeinde den Bau der neuen Kirche, die am 15. Oktober 1967 eingeweiht werden konnte. Da die dänische Gemeinde selbsttragend ist und keine Zuschüsse erhält, konnte das Bauvorhaben nur unter großen Schwierigkeiten durchgeführt werden.
So kam die dänische „Christianskirken“ nach Wilmersdorf. Wir fühlen uns hier nicht nur gut behandelt, sondern auch heimisch in unserer kleinen Oase zwischen den verkehrsreichen Straßen und im Schutze der hohen Mauern des Rathauses.
Hier treffen sich Dänen in Berlin mit ihren Angehörigen zum Gottesdienst und zu vielen anderen Veranstaltungen. Es freute die Gemeinde sehr, dass die Evangelische Studentengemeinde der Freien Universität uns vor einigen Jahren fragte, ob sie ihre Gottesdienste und das anschließende Beisammensein in der „Christianskirke“ durchführen dürfte. Im Gegensatz zu den dänischen Gottesdiensten, die immer in dänischer Sprache stattfinden, ist die Sprache bei den Gottesdiensten der Studentengemeinde deutsch.
1970 stiftete der Verleger Axel Springer die Orgel der „Christianskirke“ zum Gedenken an den dänischen Pastor und Dichter Kaj Munk , der 1944 von der Gestapo in Dänemark ermordet wurde. An der Orgel ist eine Plakette befestigt mit den Worten: „Die Kirche ist und bleibt der Ort, wo Barmherzigkeit geübt werden soll als der Quelle des Lebens, als der Herzschlag der Menschheit.“ Kaj Munk.“
Text: Karl-Heinz-Metzger aus dem Buch Kirchen, Moschee und Synagogen in Wilmersdorf
vgl. auch weitere Kirchen und Religionsgemeinschaften