Agathe-Lasch-Platz

Agathe-Lasch-Platz.

Agathe-Lasch-Platz.

Am 1. Oktober 2004 wurde die Grünanlage zwischen Johann-Georg-Straße, Joachim-Friedrich-Straße und Kurfürstendamm nach Agathe Lasch benannt.

Agathe Lasch wurde am 4. Juli 1879 in Berlin geboren. Ihr Vater war ein kleiner Kaufmann, und sie wuchs in ökonomisch sehr beschränkten Verhältnissen auf. Sie legte die Lehrerinnenprüfung ab und arbeitete an einer Privatschule unter anderem als Turnlehrerin. Trotz ihrer ökonomisch schwierigen Situation machte sie 1906 Abitur und begann ein Studium in Halle. In Berlin war es nicht möglich, weil der Berliner Germanist Gustav Roethe sich weigerte, die Frau Agathe Lasch zu seinen Seminaren zuzulassen. Sie wehrte sich juristisch dagegen, aber leider bekam er Recht.

Sie promovierte 1909 in Heidelberg mit ihrer viel beachteten “Geschichte der Schriftsprache in Berlin”, und ging anschließend in die USA, wo sie als Germanistin an einer Universität arbeiten konnte. Vorbildlich wurde vor allem ihre Verbindung von Sprachgeschichte und soziokultureller Geschichte, mit der sie viele weitere lokale sprachgeschichtliche Forschungen inspirierte.

Im Deutschen Kaiserreich war eine akademische Karriere für Frauen noch fast unmöglich. In den USA entstand ihr Hauptwerk, die Mittelniederdeutsche Grammatik, bis heute ein Standardwerk der deutschen Philologie.

1917 kam sie zurück nach Deutschland. Ihr internationales Ansehen verhalf ihr jetzt zu einer Stelle als Assistentin am Deutschen Seminar der Hansestadt Hamburg. In den 20er und 30er Jahren trug sie wesentlich dazu bei, der jungen Hamburger Universität auch internationales Ansehen zu verschaffen. Sie habilitierte sich 1919, wurde 1923 zur Professorin ernannt und 1926 auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Niederdeutsch berufen.

Sie arbeitete in Hamburg an zwei Wörterbuch-Unternehmen: am mittelniederdeutschen Wörterbuch und am Hamburgischen Wörterbuch. Außerdem veröffentlichte sie 1928 ihre Forschungsarbeit zur “Berlinischen Sprachgeschichte”. Vor allem mit diesem Werk leistete sie Pionierarbeit. Es war und ist eine wichtige Grundlage für Forschungen zum Berlinischen in Vergangenheit und Gegenwart.

Wegen ihrer jüdischen Herkunft konnte Agathe Lasch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht mehr lange an der Universität arbeiten. Eine Petition schwedischer Hochschullehrer konnte war zunächst im April 1933 die Anwendung des “Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” auf sie verhindern, aber 1934 wurde sie dann doch entlassen. Zunächst konnte sie noch privat weiter arbeiten und publizieren.

1937 zog sie zur ihrer Familie nach Berlin, zunächst in die Seesener Straße 29, später in die Caspar-Theyß-Straße 26. 1939 wurde ihr auch die private Arbeit und die Publikation ihrer Forschungen unmöglich gemacht. Ihre Bibliothek wurde konfisziert.

Am 15. August 1942 wurde sie nach Riga deportiert. Von da ab verliert sich ihre Spur. Es war der 18. Ost-Transport der Deutschen Reichsbahn. 938 jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden mit diesem Transport nach Riga deportiert. Soweit wir wissen hat niemand von ihnen überlebt.

Rede des ehemaligen Baustadtrats Klaus-Dieter Gröhler zur Platzbenennung

Tafel am Agathe-Lasch-Platz, 10.3.2009, Foto: KHMM

Tafel am Agathe-Lasch-Platz.

Agathe-Lasch-Platz
Agathe Lasch
Jüdische Wissenschaftlerin, erste
Germanistikprofessorin Deutschlands
geb. 4.7.1879, 1942 deportiert und
bei Riga ermordet