Sehr geehrter Herr Rose, liebe Poseidonen, sehr geehrte Damen und Herren!
Ich begrüße den Vorstand, die Mitglieder sowie die Gäste des Schwimmclubs Poseidon Berlin auf das Herzlichste im Saal der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf hier im Rathaus Wilmersdorf.
Wir sind heute zusammengekommen, um das 125-jährige Jubiläum der Vereinsgründung im Jahre 1886 zu feiern. Zwar war der Schwimmclub Poseidon nicht der erste Berliner Schwimmverein, aber seine Gründung fand noch 3 Jahre vor der des Berliner Schwimmverbandes, einer der ersten regionalen Schwimmverbände Deutschlands, und im selben Jahr wie die Gründung des Deutschen Schwimmverbandes statt.
Was für ein langer Zeitraum seit der Gründung des Vereins durch den damaligen Schüler Willi Weidler vergangen ist, erkennt man am Besten, wenn man sich vor Augen führt, dass Deutschland zu dieser Zeit von Kaiser Wilhelm I. regiert wurde und ein Mann namens Carl Benz ein Patent für ein von ihm gebautes Automobil beantragte. Aber nicht nur das politische System Deutschlands und die Mobilität der Bevölkerung hat sich seit jenen Tagen grundlegend geändert, auch in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen, also auch im Schwimmsport, erfolgten gravierende Veränderungen.
So ist das früher übliche Brustschwimmen im Laufe der Zeit u.a. durch die Disziplinen Kraul und Schmetterling erweitert worden. Während die Siegerzeit eines Freistilschwimmers bei Olympischen Spielen Ende des 19. Jahrhunderts für die 100m-Strecke bei ca. 74 Sekunden lag, benötigt der Schwimmer in der heutigen Zeit gerade einmal ca. 47 Sekunden. Wie groß der Unterschied von fast 30 Sekunden wirklich ist, würde erst richtig deutlich, wenn die Möglichkeit bestünde, beide Schwimmer noch einmal gegeneinander antreten zu lassen.
Während die Schwimmer Ihre Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen 1896 noch im Meer und damit teilweise in unruhigem Gewässer austrugen, sind im Laufe der Zeit bis heute die entsprechenden Sportstätten modifiziert und komfortabler geworden.
Und nicht zu vergessen die Veränderungen bezüglich der Kleidung. Ganzkörperbadeanzüge sind inzwischen knapperen Textilien gewichen, die dem Wettkampfschwimmer hinsichtlich des geringeren Widerstandes im Wasser mehr Erfolg versprechen. Aus dem gleichen Grunde sind heute dafür Ganzkörperrasuren sowohl bei Männern als auch bei Frauen üblich.
Die Verantwortlichen des Vereins haben aber nicht nur diese geschilderten Entwicklungen immer sofort erkannt und sich auf sie eingestellt, sondern haben auch in struktureller Hinsicht weise Entscheidungen getroffen, um den Verein voran zu bringen. So freut es mich insbesondere, dass der Club von Anfang an die Jugendarbeit ganz groß geschrieben hat. Der SC Poseidon war der erste im DSV organisierte Verein, der für jugendliche Mitglieder eine besondere Abteilung mit eigener Verwaltung ins Leben rief, die von dem Zeitpunkt an ständig wuchs. Diese hervorragende Jugendarbeit setzt sich bis heute vorbildhaft fort und ist Ausdruck des Weitblickes der Vorstandsmitglieder, die erkannt haben, dass das Überleben eines Sportvereines in hohem Maße gerade auch von der Mobilisierung der Jugend abhängt.
Natürlich musste der Verein auch die beiden größten Katastrophen unserer Geschichte, den 1. und den 2. Weltkrieg, überstehen. Beide Ereignisse brachten es mit sich, dass Vereinsmitglieder entweder gar nicht, oder aber schwer verletzt, aus dem Krieg zurückkehrten. Gerade nach 1945 musste wieder ganz bei Null angefangen werden. Das damalige Clubheim „Deutsches Bad“ in Treptow wurde im Krieg völlig zerstört und es dauerte weitere vier Jahre, bis sich der Verein am 06.07.1949 seinen alten Namen Poseidon wiedergeben konnte, da bis dahin die ehemaligen Vereine durch die Alliierten nicht zugelassen waren.
Die großen Erfolge, die der SC Poseidon seit seiner Gründung bis hierhin erringen konnte, setzten sich nach dem 2. Weltkrieg weiterhin fort. Nicht nur die Schwimmer, sondern auch die Turmspringer konnten etliche Berliner und auch nationale wie internationale Meisterschaften gewinnen. Auf diese Erfolge kann der Verein zu Recht stolz sein. Sie sind ein Ausdruck der kontinuierlichen Arbeit aller Vereinsmitglieder und der dem Verein nahestehenden Personen.
Der SC Poseidon war aber nicht nur sehr erfolgreich im Bereich der Schwimmwettkämpfe und im Turmspringen, sondern schrieb auch ein Stück Wasserball-Geschichte, indem Mitte der 70er Jahre eine Damenwasserball-Mannschaft gegründet und so in die bis dahin nur Männern vorbehaltene Domäne eingedrungen wurde. Mehrere Berliner Vereine taten es dem SC Poseidon gleich und bereits 1978/79 kam es zur ersten Berliner Damenwasserballmeisterschaft. Sieger dieses Turniers wurden – wie sollte es anders sein – natürlich die Damen des SC Poseidon.
Im April 1979 konnte das neue Hallenbad in der Fritz-Wildung-Straße eingeweiht werden. Damit einher ging die Beantragung und nach Genehmigung der Bau des neuen Clubheimes, welches u.a. durch finanzielle als auch tatkräftige Unterstützung von Vereinsmitgliedern unter der fachlichen Leitung des heutigen Ehrenpräsidenten Günter Kunde vorangetrieben wurde.
Liebe Anwesenden, ich denke, dass es an dieser Stelle zu viel Zeit brauchen würde, alle Erfolge des SC Poseidon der vergangenen 125 Jahre aufzuzählen. Zumal wir uns, wie Sie sicherlich alle wissen, in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen befinden und deshalb gehalten sind, den Papierverbrauch nicht ausufern zu lassen.
Nur so viel sei gesagt: Ob im höheren Alter oder bei den Jugendlichen, ob bei den Männern oder den Frauen, in allen Bereichen haben die Mitglieder großartige Leistungen voll-bracht und nicht nur die Trophäensammlung dieses Vereins bereichert, sondern auch einige Nationalmannschaftseinsätze absolviert. Erwähnenswert ist aber sicherlich der Aufstieg der Damenmannschaft in die 2. Bundesliga im Jahre 1989, was ihnen die Männer 20 Jahre später im Jahre 2009 erfolgreich nachmachen konnten. Hierzu an dieser Stelle noch einmal mein herzlichster Glückwunsch nachträglich.
Sehr geehrte Damen und Herren, ich wünsche den Verantwortlichen des SC Poseidon für die Zukunft, dass sie die Geschicke des Vereins weiterhin so erfolgreich wie in der Vergangenheit lenken. Den aktiven Sportlerinnen und Sportlern wünsche ich auch künftig viel Glück und Erfolg, wenn sie in den Schwimmbädern dieser Welt ihre Bahnen ziehen.
Und uns allen wünsche ich heute Abend natürlich viel Spaß bei den Jubiläumsfeierlichkeiten.