Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Huber!
Sehr geehrter Herr Dr. Norden!
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Reischies!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Als Wilmersdorf sich vor 120 Jahren auf den Weg vom Dorf zur Großstadt machte, war hier der Hopfenbruch, eine Sumpf- und Weidelandschaft außerhalb des Dorfmittelpunktes rund um die Wilhelmsaue. Theodor Fontane hat in seinem Roman “Irrungen, Wirrungen die Gegend um 1880 herum beschrieben.
Lene macht mit ihrem Baron Botho und der Gärtnerin, Frau Dörr einen Spaziergang von der Gärtnerei am Zoologischen Garten nach Wilmersdorf. Lene freut sich: “Das ist der hübscheste Weg und der einsamste. Da kommt niemand.” Und Frau Dörr beklagt sich: “Nachts ist es mitunter ein Gequake, dass man nicht schlafen kann. Und woher kommt es? Weil hier alles Sumpf is und bloß so tut, als ob es Wiese wäre. Sieh doch den Tümpel an , wo der Storch steht und kuckt gerade hierher.”
Wenige Jahre später um 1900 entwickelte Wilmersdorf sich in rasantem Tempo zur Großstadt. Die Kaiserallee wurde zum Boulevard mit hochherrschaftlichen Wohnhäusern wie man damals sagte. Nach den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde sie als Bundesallee mit ihren Seitenstraßen zu einem beliebten innerstädtischen Wohngebiet in Wilmersdorf, unweit der pulsierenden City West.
Dieses neue Krankenhaus verbindet in fast idealer Weise die ländliche Tradition mit der heutigen aktuellen Situation und fügt sich ideal in die Umgebung ein. In dem wunderschönen großen Park mit alten Tannen wurde aus dem Tümpel bei Fontane ein Teich im Innenhof der Klinik. Ob sich auch ein Storch niederlassen wird, weiß ich nicht, aber in jedem Fall hoffe ich, dass die Patientinnen und Patienten und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik sich hier wohlfühlen.
Nicht jeder, der heute hier im Kiez wohnt, hat sich darüber gefreut, dass in seiner Nachbarschaft eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie entsteht. Ich freue mich aber sehr darüber, dass die Patientinnen und Patienten dieser Klinik eben gerade nicht abgeschoben werden in die ländliche Idylle außerhalb der Stadt, sondern dass sie mittenmang untergebracht werden, wie wir Berliner sagen.
Ich werbe dafür, dass auch Ihre Nachbarn das so sehen, und ich hoffe sehr auf gute Nachbarschaft. Ich appelliere auch an Sie als Leiter und als Beschäftigte dieser Klinik: Kapseln Sie sich nicht ab. Verstecken Sie sich und ihre Patientinnen und Patienten nicht in diesem schönen Haus mit dem schönen Park, sondern nutzen Sie die innerstädtische Situation für das gegenseitige Kennenlernen, für die Integration der Kranken in ihren Kiez.
In diesem Sinne sage ich Ihnen herzlich willkommen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Ich wünsche Ihnen in Ihrem neuen Haus viel Erfolg und alles Gute.