Rede zur Ausstellungseröffnung "Im Schneckenhaus: Tilla Durieux in Zagreb"

Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

zur Eröffnung der Ausstellung "Im Schneckenhaus: Tilla Durieux in Zagreb"

am Samstag, 28.1.2006, 19.00 Uhr im Heimatmuseum Charlottenburg-Wilmersdorf, Schloßstr. 69, 14059 Berlin

Sehr geehrter Herr Bandic;!
Sehr geehrter Herr Dr. Ivic;!
Sehr geehrte Gäste aus Zagreb!
Sehr geehrter Herr Dr. Trautwein!
Sehr geehrte Frau Jochens!
Sehr geehrter Herr Topf!

Diese Ausstellung über die berühmte Schauspielerin Tilla Durieux ist etwas Besonderes, und sie wird viele überraschen.
Wer wusste schon, dass sie im Exil in der kroatischen Stadt Zagreb lebte? Wer wusste, dass sie sich dort in ihr Schneckenhaus zurückgezogen hatte, die Villa Lubienski? Wer wusste, dass sie in diesem Schneckenhaus keineswegs untätig war, sondern im antifaschistischen Widerstand mitwirkte? Und wer wusste vor allen Dingen, dass sie sich auch dort mit Theater beschäftigte, allerdings auf eine ganz andere Art als in Berlin, dass sie nämlich Puppen gestaltete für das Zagreber Puppentheater?
All dies zeigt uns diese Ausstellung, und sie überrascht uns mit diesen neuen Einblicken in das Leben und Wirken der Schauspielerin Tilla Durieux, für die wir bereits 1987 eine Gedenktafel an dem Haus Bleibtreustraße 15 enthüllt haben, wo sie von 1966 bis zu ihrem Tod am 21. Februar 1971 lebte. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof Heerstraße in unserem Bezirk.
Sie hat in Berlin seit 1903 vor allem an den Bühnen von Max Reinhardt gespielt und wurde schnell zum Star, zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen des deutschen Theaters.
Zu den Theatern Max Reinhardts in Berlin gehörten seit 1924 auch die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm, um deren Existenz wir zur Zeit kämpfen. Vorgestern hat dort unsere Bezirksverordnetenversammlung getagt – erstmals außerhalb des BVV-Saals – und gemeinsam einen Antrag verabschiedet zur Erhaltung der beiden Theater in ihrer historischen Substanz. Ich hoffe sehr, dass uns dies mit den vereinten Kräften vieler prominenter Unterstützer gelingt. Ich bin sicher, wir hätten auch die Kämpferin Tilla Durieux an unserer Seite, die in der Nachkriegszeit am Schiller Theater gespielt hat, das heute leider nur noch eine Gastspielbühne ist.
Tilla Durieux ist eine von vielen bedeutenden Frauen, die unserem Bezirk gelebt haben und noch leben. In 10 Tagen, am Dienstag, dem 7. Februar, um 17.00 Uhr, enthüllen wir an dem Haus Meinekestraße 6 eine neue Gedenktafel für die Schriftstellerin Irmgard Keun, die beispielsweise in ihrem Roman “Das kunstseidene Mädchen” das Berlin der 20er Jahre lebendig beschrieben hat. In diesem Berlin hat Tilla Durieux Karriere gemacht, und an dieses Berlin wollen wir heute wieder anknüpfen nach der nationalsozialistischen Barbarei und nach der Trennung der Stadt im Kalten Krieg. Die Erinnerung an Tilla Durieux kann uns dabei helfen.
Ich danke herzlich allen, die diese Ausstellung ermöglicht haben. Hartmut Topf hat vor 30 Jahren die Spuren der Puppengestalterin in Zagreb entdeckt und jetzt die Ausstellung initiiert und die nötigen Kontakte geknüpft.
Ohne das Stadtmuseum Zagreb und den Bürgermeister von Zagreb wäre die Ausstellung nicht möglich gewesen. Herzlichen Dank Herrn Bandic; und Herrn Dr. Ivic;. Außerdem danke ich der Akademie der Künste Berlin für ihre Unterstützung und Herrn Dr. Trautwein für seine Bereitschaft, heute zur Ausstellungseröffnung zu sprechen.
Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass Bettina Morgenroth und Ulrich Treu vom Puppentheater Berlin ein Begleitprogramm zur Ausstellung präsentieren: “Die zwölf Monate”, ein russisches Märchen zur Winterszeit. Für dieses Stück hat Tilla Durieux in Zagreb Puppen hergestellt. An den Sonntagen im Februar von 16 bis 17 Uhr spielt das Puppentheater Berlin hier im Heimatmuseum. Herzlichen Dank dafür.
Zuletzt danke ich der Leiterin unseres Heimatmuseums, Frau Jochens und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz für diese Ausstellung. Ich wünsche dieser Ausstellung viel Erfolg.

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