Thema des Monats April 2016

Keine Wildtiere im Zirkus

Der Gesetzgeber hat im (Bundes-) Tierschutzgesetz einen Erlaubnisvorbehalt in Form des § 11 zum Zurschaustellen von Zirkustieren eingebaut – hat ein Zirkus diese Erlaubnis durch die zuständige Behörde seines Stammquartiers, darf er nach geltendem Recht die in dieser Erlaubnis gelisteten Tiere mitführen und auch zur Schau stellen. Die Veterinäraufsicht ist verpflichtet, nach objektiv nachvollziehbaren Kriterien eine Überprüfung der Haltungsbedingungen auf Grundlage vor Allem der Zirkusleitlinie vorzunehmen. Ergibt diese Überprüfung vor Ort keine Beanstandungen, ist die Aufgabe der Veterinäraufsicht damit abgeschlossen.
Es gibt keinen Tierarzt im Fachbereich, der die Zusatzbezeichnung „Fachtierarzt Zoo- und Wildtiere“ besitzt. Aus diesem Grund wird bei Zirkuskontrollen seit vielen Jahren auf entsprechend ausgebildete Kollegen zurückgegriffen. Diese haben bei den gemeinsamen Kontrollen mit den Tierärzten des Fachbereichs keine grundsätzlichen Beanstandungen bei den im Bezirk gastierenden Zirkussen feststellen können, sodass seitens der hiesigen Veterinäraufsicht keine fachlichen Gründe angeführt werden können, die eine Ablehnung von Zirkusbetrieben mit Wildtierschau im Bezirk begründen würden.

CDU-Fraktion

Wildtiere aus dem Zirkus verbannen, das ist das Ziel einer Kampagne der Organisation ‚Peta’. Der Vorwurf: Dressierte Wildtiere in engen Käfigen ständig herumzukarren, sei Tierquälerei. In einigen Ländern Europas hatte Peta Erfolg, Wildtiere in der Manege sind ganz oder zum Teil verboten. Auch in unserem Bezirk gab es bereits vor fünf Jahren einen entsprechenden Appell. Keine Frage, ein solches Anliegen verdient Respekt, viele verfolgen gute Absichten. Einige maßen sich aber dabei radikale Methoden an und fühlen sich dabei im Recht. Doch es gibt angesehene Verhaltensbiologen, die viele Wildtiere im modernen Zirkus durch Lernen, Training und Bewegung besser leben als im Zoo. Es gibt auch heute noch traditionelle Dressurnummern. Auch das verdient Respekt.
Paul-Georg Garmer

SPD-Fraktion

Kein Tiger springt freiwillig durch einen brennenden Reifen. Kein Elefant macht ohne Zwang einen Kopfstand. Die Mehrheit der Deutschen will keine Wildtiere mehr im Zirkus sehen und setzt sich ein Verbot ein. Wildtiere im Zirkus können nicht artgerecht gehalten werden. Das wird auch inzwischen von Zirkusbetreibern bestätigt, die keine Wildtiere mehr in ihrem Bestand halten. Bereits 2003 hat der Bundesrat in einer Entschließung die Bundesregierung aufgefordert ein Verbot zu erarbeiten, jedoch blockiert das zuständige Ministerium Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eine abschließende Gesetzgebung. In 50 deutschen Städten, in 13 EU Staaten und in vielen Ländern weltweit wurde inzwischen ein generelles Verbot von Wildtieren im Zirkus durchgesetzt. Es ist Zeit, dass Deutschland sich dem anschließt. Bis dahin sollte der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf mit gutem Beispiel vorangehen und keine Genehmigungen Zirkusveranstaltungen mit Wildtieren erteilen.
Annegret Hansen

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Wer kann sich noch begeistern, wenn ein Elefant sein Bein hebt in einer viel zu kleinen Zirkusarena oder wenn Löwen und Tiger durch brennende Reifen springen müssen? Vielleicht noch die Allerkleinsten. Keine Frage, es ist ein Erlebnis, die Tiere so nah zu sehen, aber diese Art von Dressur passt einfach nicht mehr in unsere Zeit. Und gerade Kinder sollten so früh wie möglich lernen, dass Tiere eine artgerechte Umgebung brauchen. Respekt vor anderem Leben ist dabei die Botschaft. Die Bevölkerung und selbst Zirkusdirektoren sprechen sich gegen Wildtiere im Zirkus aus. In vielen Ländern der Welt ist dieser Schutz der Tiere schon umgesetzt, nur wir tun uns mal wieder schwer. Die CDU/CSU verhindert bislang die Umsetzung, obwohl auch ihnen klar sein müsste, dass im Zirkus eine artgerechte Haltung nicht möglich ist.
Susan Drews

Die Linke

Wie lieb, dass sich insbesondere unsere SPD um Wildtiere bzw. um Tiere, deren Vorfahren vielleicht einmal aus freier Wildbahn kamen, sorgt. Eine Erleuchtung? Die Wildtiere (Frösche, Vögel, Insekten) auf dem vernichteten Teil der Kolonie Oeynhausen waren ihr unlängst jedenfalls noch kein Thema, obwohl manche bereits ihr Leben verloren haben. Militäreinsätze und Waffenexporten scheinen die Fauna in den betroffenen Ländern auch nicht zu tangieren. Und hat nicht besagte Partei es 2015 in der BVV abgelehnt, ein Zeichen gegen die auch aus Tierschutzsicht umstrittenen Abkommen TTIP & Co. zu setzen? Wie schön lässt sich da doch das eventuell angeschlagene Gewissen mit der vermeintlichen Sorge um Zirkustiere, die, wenn überhaupt, nur sehr selten eine Pfote in den Bezirk setzen, reinwaschen.
Tierschutz: gerne, aber bitte nicht als billige Effekthascherei!
Marlene Cieschinger