Über zwei Beispiele privater Kulturförderung für Charlottenburg-Wilmersdorf konnten wir uns in letzter Zeit freuen: Für den Joachimstaler Platz spendierte der Bauunter-nehmer Grothe einen Obelisken des Künstlers Karl Schlamminger, und im ältesten Bürgerhaus in der Charlottenburger Schustehrusstraße wurde das Keramikmuseum eröffnet. Auch sonst ist unser Bezirk mit vielen Einrichtungen der Hochkultur, wie z.B. dem Bröhan-Museum und der Sammlung Berggruen nicht gerade eine Kulturwüste.
In anderen Berliner Regionen gäbe es jedoch ohne kommunale Kulturämter, denen die dezentrale Kulturarbeit übertragen wurde, kein Kulturangebot. Diese hochange-sehene, bezirkliche Kultur hat sich zum Nährboden für die Hochkultur entwickelt und wird aus dem Landeshaushalt mit dem “Bezirkskulturfonds” unterstützt. SPD und PDS haben sie im Koalitionsvertrag fixiert, denn allen Menschen soll der Zugang zu Kultur und Bildung offen stehen – schon 1920 eines der Ziele bei der maßgeblich von Sozialdemokraten gestalteten Gründung der Einheitsgemeinde Berlin.
Insofern überraschte die Empfehlung des Finanzsenators vom 22. Dezember 2003 an den Hauptausschuss, die freiwilligen Leistungen der Bezirke, insbesondere für die Kultur massiv zu kürzen, da sie gesetzlich nicht begründet seien und den Ansprüchen des Verfassungsgerichtshofsurteils nicht entsprächen.
Der Hauptausschuss hält diese Ausgaben zwar für verfassungsgemäß und notwen-dig für die soziale Infrastruktur in den Bezirken, will aber grundsätzlich an Kürzungen festhalten! Ein Teilerfolg, um die Kürzungen im Kulturbereich zu verhindern? Es wird zwangsläufig Einschnitte für unsere Kultur geben müssen, da es in allen Bereichen bei weniger bezirklichen Mitteln immer enger wird.
Bei Zustimmung des Abgeordnetenhauses zu den Kürzungen müssten 100.000 Euro im Kulturbereich 2004 eingespart werden. Der Finanzsenator will die Einsparsumme weiter erhöhen. Das bedeutet wohl nach 2004 die Schließung von Kultureinrichtungen. Dies ist bedrückend, insbesondere für diejenigen, die jahrelang mit hohem Einsatz die Kulturarbeit gestalten.
Es wäre zu früh, eine Rangfolge der vier zentralen Kultureinrichtungen des Bezirkes zu benennen. Alle vier Institutionen, die Kommunale Galerie, das Heimatmuseum, das “Forum für Kunst, Kultur und Medien” in der Villa Oppenheim und das Kulturbüro City-West leisten eigentlich unverzichtbare Arbeit für den Bezirk.
Die SPD Charlottenburg-Wilmersdorf setzt sich deswegen auch eindeutig gegen die Kürzungen ein.
Gisela Meunier