Thema des Monats April 2013

Radverkehrssicherheit im Bezirk

Die Bezirksverordnetenversammlung diskutiert

Fahrradstraße, 31.10.2011

Fahrradstraße, 31.10.2011

Bereits in den 1980er Jahren hat Wilmersdorf mit seinem ersten Fahrradangebotsstreifen auf dem Südwestkorso Pionierarbeit geleistet. Inzwischen wird das Fahrradroutennetz immer dichter geknüpft. Im Vermessungsamt und in den Bürgerämtern ist die Fahrradkarte Charlottenburg-Wilmersdorf im Maßstab 1:20.000 kostenlos erhältlich. Der Fahr-Rat hat sich als bezirkliches Beratungsgremium für den Radverkehr etabliert. Ihm gehören neben Umweltverbänden auch Mitglieder der BVV-Fraktionen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bezirksverwaltung an. Er tagt viermal im Jahr und beschäftigt sich neben Themen zur Radverkehrsstrategie und Verkehrssicherheit mit jeweils aktuellen Fragestellungen zur Radverkehrsgestaltung im Bezirk.

CDU-Fraktion

Die CDU-Fraktion setzt auf gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr, das gilt für alle Verkehrsteilnehmer – ob auf zwei oder auf vier Rädern oder zu Fuß. Ideologische Politik, die reale Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger nicht hinterfragt, sondern Einzelinteressen in den Vordergrund hebt, ist nicht unser Ziel. Leider hat das Bezirksamt nach wie vor keine klare Strategie für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Prävention und Aufklärung bleiben in Ansätzen stecken, Ordnungswidrigkeiten werden zu selten geahndet. Wichtig bleibt der Ausbau des Fahrradnetzes in den bezirklichen Nebenstraßen. Dabei wird die CDU nicht sinnlosen Anträgen auf Fahrradstreifen in Hauptverkehrsstraßen Ihre Zustimmung geben. Wer sein Auto in zweiter Reihe auf einem Fahrradstreifen parkt, bringt Radfahrer leichtsinnig in Gefahr. Wir dürfen den Menschen nicht das Gefühl geben, schutzlos der Rücksichtslosigkeit anderer ausgeliefert zu sein.
Karsten Sell

SPD-Fraktion

Unser Bezirk ist auf Initiative der SPD-Fraktion der „Berliner Charta für Verkehrssicherheit“ beigetreten, damit Verkehrssicherheit einen höheren Stellenwert bekommt. Wichtig ist die Verbesserung der Sichtbeziehungen zwischen den Verkehrsteilnehmern. Deswegen bieten Fahrradangebotsstreifen im Straßenraum eine höhere Verkehrssicherheit. Die SPD-Fraktion wird sich dafür einsetzen, dass Radverkehrsanlagen entsprechend dem Stand der Unfallforschung verkehrssicherer gestaltet und einem Sicherheitsaudit unterworfen werden. Insbesondere an Unfallhäufungspunkten müssen die Ursachen schneller analysiert werden. Verkehrssicherheit muss auch in den Köpfen verankert werden. Für die SPD-Fraktion ist es daher wichtig, die Arbeit der Jugendverkehrsschulen zu unterstützen und Mobilitätslernen in den Lehrplänen aller Schulen zu verankern.
Dr. Jürgen Murach

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Radfahren wird immer beliebter. Damit wird Stau ein Fremdwort, und man fühlt sich gleich besser. Doch um sich richtig wohl zu fühlen, brauchen RadlerInnen auch ein sicheres Gefühl. Dafür wichtig ist der Sichtkontakt mit den AutofahrerInnen, deshalb brauchen wir Radstreifen auf der Fahrbahn. Auch brauchen wir eine angepasste Geschwindigkeit, was z.B. für die Kantstraße ohne Radstreifen nach Meinung der VerkehrsexpertInnen Tempo 30 bedeuten würde. Auf Antrag der Grünen wird nun aber geprüft, ob dort ein Radstreifen möglich ist. Dazu gehört, sein Rad sicher abzustellen. Doch der Senat will, dass nur noch in Ausnahmefällen Radabstellanlagen auf Parkplätzen gebaut werden. Verkehrte Welt. Auch dürfen Ordnungsamtsmitarbeiter nicht mehr konsequent angewiesen werden, Parkende auf Radstreifen zu ermahnen. Damit fällt der CDU-Innensenator Henkel den Radfahrenden in den Rücken. Um sich auf dem Rad sicher zu fühlen, hilft am besten viel Radfahren. Dabei wünschen wir viel Spaß und schönes Wetter.
Ansgar Gusy

Piraten-Fraktion

Das Fahrrad ist als flexibles und umweltschonendes Verkehrsmittel aus der Stadt nicht wegzudenken. Rechtlich und baulich befinden sich Fahrradfahrer irgendwo zwischen Fußgängern und dem motorisierten Verkehr. Für den Radfahrer ist diese Situation nicht einfach.
Eine durchdachte Fahrradinfrastruktur, in der man sicher und schnell durch den Bezirk radeln kann, verhindert so genannte “Rüpel- oder Kampfradler”. Diese versuchen oft die baulichen Mängel und Behinderungen durch Fehlverhalten auszugleichen.
Der Bezirk ist sehr aktiv bei der Radwegplanung und deren Umsetzung. Nicht zuletzt durch den Fahr-Rat als Beratungsgremium für das Bezirksamt, in dem sich neben den verschiedenen Fahrradverbänden auch die PIRATEN engagieren. Wir setzen uns für eine zukunftsorientierte Fahrradpolitik ein, damit die Menschen im Bezirk noch sicherer radeln können.
Gerlinde Behrendt, Merle von Wittich, Holger Pabst

Die Linke

Die Idee der „autogerechten Stadt“ galt vor ein paar Jahrzehnten als Fortschritt. Nach zahlreichen Verkehrsopfern und angesichts der starken Umweltbelastungen wissen wir es besser: Ein lebenswerter Bezirk braucht ein ausgewogenes Verhältnis von privatem und öffentlichem Autoverkehr, Radfahrenden und zu Fuß Gehenden. Alle sollen sich gleichberechtigt und ohne Gefahr für Leib und Leben auf den Straßen bewegen können.
In unserem Bezirk sind die Überlebenschancen für Radfahrerinnen und Radfahrer erfreulich hoch. Gleichwohl gibt es gefährliche Stellen: Gerade dort, wo Radwege auf Gehsteigen angelegt wurden. Diese sind an den Kreuzungen wenig übersichtlich und nebenbei oft ein Ärgernis für diejenigen, die zu Fuß unterwegs sind. Fahrräder gehören auf die Fahrbahn und bei überall vorhandener Geschwindigkeitsbegrenzung muss der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Zukunft noch weniger “Geisterräder” zur Mahnung an Fahrradunfälle mit Todesfolge aufstellen. Jedes einzelne ist eines zu viel.
Marlene Cieschinger