Thema des Monats Februar 2014

Ideen für die Zukunft der Lewishamstraße

Die Bezirksverordnetenversammlung diskutiert

Lewishamstraße, Foto: Finya Jürgens

Lewishamstraße, Foto: Finya Jürgens

Die Lewishamstraße führt in der Verlängerung der Kaiser-Friedrich-Straße vom Stuttgarter Platz bis zum Adenauerplatz am Kurfürstendamm und mit einem Straßentunnel unter dem Kurfürstendamm hindurch zur Brandenburgischen Straße. Sie wurde in der jetzigen Form 1972 fertiggestellt und nach dem Innenstadtbezirk von London benannt, mit dem Charlottenburg 1968 eine Partnerschaft begründete. Die beiden durch die Lewishamstraße getrennten Teile der Sybelstraße wurden durch einen Fußgängertunnel verbunden, der 2010 wegen seines schlechten Zustands gesperrt wurde. Die BVV hat am 20.1.2011 das Bezirksamt aufgefordert zu prüfen, ob der Straßentunnel zugeschüttet werden kann.

CDU-Fraktion

Die Lewishamstraße ist eine der verkehrsreichsten Achsen des Bezirkes. Die CDU-Fraktion begrüßt, dass an ihrem südlichen Ende am Adenauerplatz durch den Neubau eines Hotelstandortes eine Aufwertung erfolgt. Gleichzeitig sehen wir die Probleme, die durch den Straßentunnel unter dem Adenauerplatz für Fußgänger und Anwohner entstehen. Wir halten den Straßentunnel für den Verkehrsfluss unter dem Kurfürstendamm für unverzichtbar. Anderenfalls würden sich Staus und Umfahrungsstrecken in die angrenzenden Wohngebiete ausweiten. Ob weitere Fußgängerquerungen notwendig und möglich sind, ist zu überlegen. Nachzudenken ist ebenso über das Erscheinungsbild entlang der Straße insgesamt, insbesondere der zwischen Sybel- und Wilmersdorfer Straße ansässigen Gewerbebetriebe. Hier gilt es mit den Anwohnern und Gewerbetreibenden ins Gespräch zu kommen.
Arne Herz

SPD-Fraktion

Die Lewishamstraße als eine der zentralen Verbindungen zwischen den Ortsteilen Charlottenburg und Wilmersdorf teilt gleichzeitig die Quartiere rechts und links von ihr durch eine lange Tunneleinfahrt, durch die die Aufenthaltsqualität leidet.
Deshalb hat die SPD 2010/11 einen Antrag eingebracht, den Tunnel zuzuschütten und die Lewishamstraße und den Adenauerplatz städtebaulich aufzuwerten, was von der Senatsverwaltung wegen mangelnder Finanzierbarkeit abgelehnt wurde.
Der Investor des Bauvorhabens Lewishamstraße/Wilmersdorfer Straße hat zugesagt, durch eine Veränderung der Führung der Wilmersdorfer Straße das Quartier städtebaulich aufzuwerten.
Weiterhin sehen wir den Bedarf, die Lewishamstraße von einer derzeit autofahrerfreundlichen Straße in eine Straße zu verwandeln, die für alle Verkehrsteilnehmer gut nutzbar ist. Das sollte mit dem finanziellen Rahmen des Landes Berlin vereinbar sein, um auch umgesetzt zu werden. Auch über Ihre Ideen freuen wir uns: info@spd-fraktion-cw.de oder SPD-Fraktion, Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin.
Heike Schmitt-Schmelz

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Die Lewishamstraße ist ein unsägliches verkehrspolitisches Attentat auf die Bewohner des Kiezes um die Sybelstraße. Sie teilt den Kiez in eine östliche und eine westliche Hälfte, und ihre Überwindung ist fast unmöglich. Oberstes Ziel muss es sein, den geteilten Kiez wieder zu verbinden und die Überquerung der Lewishamstraße an verschiedenen Punkten wieder zu ermöglichen. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist, dass der Tunnel unter dem Adenauerplatz, der vom Verkehrsaufkommen her sowieso nicht mehr nötig ist, geschlossen wird und die querungsfeindlichen, langen Ein- und Ausfahrten verschwinden. Die Sybelstraße sollte auf beiden Seiten zur Lewishamstraße leicht geöffnet werden, damit sich durch die entstehende Kreuzungssituation die Kieze öffnen und durch Querungsmöglichkeiten auch verbinden. Der neue Mittelstreifen der Lewishamstraße sollte begrünt sein. Fahrradangebotsstreifen müssen die Straße für den Radverkehr attraktiv machen.
Roland Prejawa

Piraten-Fraktion

In den 1960ern wurde der Bau der Lewishamstraße gefeiert; ein Schritt näher an der idealen Zukunft – die autofreundliche Stadt. Der bis dahin existente Kiez wurde dieser Entwicklung geopfert. Die Straße ist gesäumt von architektonisch fragwürdigen Bauten und einem kruden Sammelsurium von Ladengeschäften. Auch der untere Teil des Kurfürstendammes zeugt von der großen Spaltung durch diese “autofreundliche” Entwicklung.
Die Zukunft der Straße sollte konsequent neu gedacht und als Chance begriffen werden: Menschen und nicht Autos gehören in Mittelpunkt. Die zerrissene Kiezstruktur muss geheilt werden. Dementsprechend setzten wir uns in der BVV dafür ein, dass die Lewishamstraße zurückgebaut und für Fußgänger und Radfahrer wieder erlebenswerter gemacht wird. Dann entsteht hier ein neuer Ort für Begegnungen.
Merle von Wittich

Die Linke

Wer sie von oben ansieht, erkennt, dass die Straße einen früher bestehenden Kiez brutal auseinandergerissen hat. Vor einigen Jahrzehnten, als Autoverkehr für modern und förderungswürdig gehalten wurde, während Menschen, ob zu Fuß oder auf dem Rad, fast als Störenfriede galten, wurde so etwas als eine gute Idee gesehen.
Inzwischen sind wir schlauer und erinnern uns daran, dass eine Stadt vor allem ein Lebensraum für Menschen (und Tiere) ist. Fehler zu erkennen, sollte vernünftigerweise dazu führen, sie schnellstens zu beseitigen. Der Tunnel kann z. B. beseitigt und die Straße insgesamt auf weniger Fahrspuren verschmälert werden, so dass sie ihren autobahnähnlichen Charakter verliert. Sie ist schließlich nicht die einzige Nord-Süd-Verbindung in der Gegend. Platz, der in unserem Bezirk ohnehin begehrt ist, würde frei. Radfahrende müssten nicht mehr um ihre Gesundheit bangen und die Anwohnenden hätten wieder die Chance, schnell zu ihrem Nachbarhaus jenseits der Lewishamstraße zu gelangen.
Marlene Cieschinger