Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen im Focus-Gottesdienst am 21.11.2010 in der Luisenkirche

Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Im Focus-Gottesdienst am 21.11.2010 in der Luisenkirche

Sehr geehrter Herr Pfarrer Kunkel!
Sehr geehrter Herr Prof. Engel!
Sehr geehrte Gemeindemitglieder!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Über die Einladung zu Ihrem heutigen Gottesdienst habe ich mich sehr gefreut. Schließlich ist die Luisenkirche nicht nur die älteste Kirche Charlottenburgs. Sie hat auch viel zu tun mit der frühen Geschichte der Stadt Charlottenburg und war mindestens 200 Jahre lang ihr Mittelpunkt. Fast alles, was wir über die Frühzeit Charlottenburgs wissen, wissen wir aus den Chroniken ihres Pfarrers Johann Christian Gottfried Dressel.
Die Entwicklung Charlottenburgs und die Entwicklung der Luisenkirche sind eng mit einander verbunden. Und die Geschichte dieser Stadt und ihrer Kirche ist etwas Besonderes. Während die Städte Spandau, Berlin und Köpenick bereits im Mittelalter gegründet wurden, erhielten Schöneberg, Rixdorf/Neukölln, Wilmersdorf und Lichtenberg erst um 1900 Stadtrechte und durften diese nur wenige Jahre genießen.
Charlottenburg wurde im Jahr 1705 von einem preußischen König zur Stadt erklärt. Friedrich I hatte sich nach dem frühen Tod seiner Frau Sophie Charlotte dazu entschlossen und sowohl der Stadt als auch dem Schloss den Namen Charlottenburg gegeben.
Dass auch die erste Kirche Charlottenburgs später den Namen einer preußischen Königin erhielt mag ein zufälliges Zusammentreffen zweier bedeutender Frauen sein.
Aber wenn Sie sich das im Jahre 1905 zum 200sten Geburtstag der Stadt eingeweihte Rathaus Charlottenburg genauer anschauen, dann werden Sie feststellen, dass fast alle Figuren an der Fassade weiblich sind, angefangen mit der griechischen Schutz- und Friedensgöttin Pallas Athene über der Eingangstür, und im Bürgermeisterbüro sitzt nun schon seit 9 Jahren und zum zweiten Mal eine Bezirksbürgermeisterin. Wir befinden uns also im einzigen weiblichen Bezirk Berlins, und wir sind damit alles in allem nicht schlecht gefahren.
Charlottenburg hat sich zwar zunächst nur langsam zu einer richtigen Stadt entwickelt. Pfarrer Dressel hat es in seinen ersten Jahren als einen “erbärmlichen Ort” beschrieben. Und die Historiker haben den Begriff “Ackerbürgerstadt” erfunden, um ihren eher dörflichen Charakter zu bezeichnen. Aber später entwickelte sie sich umso schneller und prächtiger
Charlottenburg wurde zur reichsten Stadt Preußens mit vorbildlichen kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Einrichtungen und herausragenden Bildungsinstitutionen. Viele Bürgerinnen und Bürger Charlottenburgs engagierten sich für das Gemeinwesen in ihrer Stadt.
Vor fünf Jahren haben wir den 300. Geburtstag Charlottenburgs gefeiert, und natürlich hat sich daran auch die Gemeinde der Luisenkirche mit einem eigenen Beitrag beteiligt.
Ich freue mich, dass daraus eine intensive Zusammenarbeit mit unserem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf geworden ist, aus der jetzt das Projekt entstand, die 300jährige Geschichte der Luisenkirche im gesellschaftlichen und sozialen Umfeld der Stadt Charlottenburg zu erarbeiten, also die Wechselwirkungen und Zusammenhänge zwischen der Geschichte der Stadt und der Geschichte der Kirche zu untersuchen.
Ziel ist eine gemeinsame Ausstellung im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf zum dreihundertsten Geburtstag der Luisenkirche im Jahr 2016.
Heute schon wird uns Prof. Engel die Ergebnisse seiner Beschäftigung mit der Chronik der Baugeschichte der Luisenkirche und der Kirche Alt-Lietzow präsentieren. Und so wie ich Prof. Engel kenne, wird das alles andere als eine trockene Aufzählung von Ereignissen und Fakten, sondern vielmehr ein spannender Gang durch unsere eigene Geschichte hier in Charlottenburg. Ich freue mich darauf.