Sehr geehrte Familie Von Halem!
Sehr geehrte Frau Dr. Suhr!
Sehr geehrte Frau Maier!
Sehr geehrter Herr Backhaus-Dittmer!
Sehr geehrte Frau Neumann-Schirmbeck!
Sehr geehrte Schülerinnen und Schüler!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Von 1956 bis 1961 entstand Charlottenburg-Nord als eine vom Berliner Senat geförderte Großsiedlung des sozialen Wohnungsbaus mit fast 4.000 Wohnungen. In den Jahren danach wurde auf der anderen Seite des Kurt-Schumacher-Dammes bis 1965 ebenfalls im sozialen Wohnungsbau die Paul-Hertz-Siedlung mit knapp 3.000 Wohnungen errichtet. Wer von dort durch einige Kleingartenkolonien in östlicher Richtung spaziert, der landet schließlich in der Gedenkstätte Plötzensee.
Im Hinrichtungsschuppen des Gefängnisses Plötzensee wurden bereits 1933 vier Menschen ermordet. Die meisten Hinrichtungen gab es in den Kriegsjahren 1942 bis 1945: mehr als 2.000. Auch in den letzten Wochen des Krieges 1945 wurden noch 132 Menschen hingerichtet, die letzten am 15. April 1945. Insgesamt waren es 2.891 zwischen 1933 und 1945. Am 25. April 1945 wurde Plötzensee durch die Rote Armee befreit.
Die Gedenkstätte wurde 1952 auf dem Gelände des ehemaligen NS-Zuchthauses Plötzensee errichtet zur Erinnerung an die hier durch Fallbeil oder Strick hingerichteten Männer, Frauen und Jugendlichen, darunter zahlreiche Widerstandskämpfer – auch viele der am Umsturzversuch des 20. Juli 1944 Beteiligte.
In den 1950er Jahren war die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und an die Widerstandskämpfer in Deutschland keine Selbstverständlichkeit.
Wer es dennoch tat, wurde oft angefeindet und als Nestbeschmutzer beschimpft. Hier in Charlottenburg-Nord, unweit der Gedenkstätte Plötzensee, begann man dagegen schon früh mit der öffentlichen Erinnerung. Viele Straßen und öffentliche Einrichtungen wurden hier nach Widerstandskämpfern benannt, von denen viele in Plötzensee ermordet wurden.
Am 4. Juli 1957 wurde eine Straße nach Nikolaus Christoph von Halem benannt. Vier Jahre später wurde am Halemweg die Erwin-von-Witzleben-Grundschule eröffnet, benannt nach Erwin von Witzleben, der als Widerstandskämpfer in Plötzensee ermordet wurde. 1980 wurde der Halemweg mit der Eröffnung dieses U-Bahnhofs zum populären Begriff in Berlin. Jeder kennt in Berlin den Halemweg, aber wahrscheinlich wissen nur wenige, was dieser Name bedeutet. Deshalb enthüllen wir heute eine Gedenktafel, auf der zu lesen ist:
“Nikolaus Christoph von Halem
Er bekämpfte den Nationalsozialismus von Anfang an,
weigerte sich als Jurist den Eid auf Hitler zu leisten,
stellte Verbindungen her
zwischen militärischen und zivilen Widerstandsgruppen,
plante den Tyrannenmord,
wurde verraten und gefoltert
und hat doch niemanden verraten.
Nach einer langen Tortur durch zehn Haftanstalten wurde er
im Zuchthaus Brandenburg ermordet.”
Nikolaus-Christoph von Halem wurde am 15. März 1905 in Schwetz an der Weichsel geboren. Seine Tätigkeit als Jurist im Staatsdienst gab er 1933 auf, denn er wollte keinen Eid auf Hitler leisten.
Im Gegensatz zu vielen anderen Widerstandskämpfern begann er schon unmittelbar nach Hitlers Machtübernahme mit dem Versuch, Menschen für einen Aufstand gegen Hitler zu gewinnen und Verbindungen zwischen oppositionellen Gruppen herzustellen. Schon 1936 wurde er zum ersten Mal verhaftet. Er kam aber bald wieder frei. Seit 1941 stand für ihn fest, dass die Beseitigung Hitlers durch ein Attentat notwendig war. Mit Beppo Römer schmiedete er entsprechende Pläne. Römer war ein ehemaliger bayerischer Generalstabshauptmann, der nach zeitweiligen Sympathien für Hitler ein erbitterter Gegner wurde. Als Römer Anfang 1942 verhaftet wurde, deckte man seine Kontakte zu Halem auf. Am 26. Februar 1942 wurde Halem endgültig verhaftet. Er erlebte zehn verschiedene Gefängnisse und Konzentrationslager, in denen er misshandelt und gefoltert wurde.
Am 16. Juni 1944 wurde er vom sogenannten “Volksgerichtshof” zum Tode verurteilt und am 9. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg ermordet. Er ist für uns alle heute ein großes Vorbild.
Herr Backhaus-Dittmer und Frau Neumann-Schirmbeck von der Anna-Freud-Oberschule haben diese Gedenktafel initiiert, und der Förderverein der Anna-Freud-Oberschule mit der Vorsitzenden Ursula Maier hat ihre Anbringung ermöglicht. Sehr geehrter Herr Backhaus-Dittmer, sehr geehrte Frau Neumann-Schirmbeck, sehr geehrte Frau Maier, ich danke Ihnen und den Mitgliedern des Fördervereins herzlich für diese Initiative. Sie haben damit einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf geleistet.