Sehr geehrte Frau Wagner!
Sehr geehrte Frau Dämmig!
Sehr geehrte Frau Goy!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlichen Dank für die Einladung zu dieser Gedenktafelenthüllung. Ich habe mich sehr darüber gefreut und bin sehr gerne gekommen – nicht nur weil damit am heutigen Internationalen Frauentag eine bedeutende Frau geehrt wird, die in unserem Bezirk gelebt hat, sondern auch weil die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte und die öffentlich sichtbare Erinnerung für den Bezirk insgesamt von Bedeutung ist.
Ich danke allen, die diese Gedenktafel initiiert und möglich gemacht haben, vor allem den Frauen vom Deutschen Juristinnenbund und von Bet Debora.
Es ist die 333ste Gedenktafel in Charlottenburg-Wilmersdorf. Von den bisher existierenden 332 Gedenktafeln erinnern 216 an Männer, 35 an Frauen, 14 an Paare und 67 an Institutionen. Bei den Frauen gibt es also dringend Nachholbedarf. Und das liegt nicht etwa daran, dass so wenige bedeutende Frauen in Geschichte Charlottenburg-Wilmersdorf gelebt hätten.
Unter den 35 Frauen, an die wir bisher mit Gedenktafeln erinnern, sind die Schriftstellerinnen Anna Seghers, Vicki Baum, Irmgard Keun, Else Lasker-Schüler, Johanna Moosdorf, Mascha Kaleko, Gertrud Kolmar, Marina Zwetajewa, Else Ury und Hedwig Courths-Mahler, die Malerin Jeanne Mammen, die Schauspielerinnen Tilla Durieux, Asta Nielsen, Lilian Harvey, Helene Weigel und Lilli Palmer, die Sängerin Lilli Lehmann, die Tänzerin Isadora Duncan, die Erzieherinnen Leonore Goldschmidt und Paula Fürst, die Sportlerin Gretel Bergmann, die Gründerin der deutschen Schwerhörigenbewegung, Margarethe von Witzleben, die Politikerin und Publizistin Annedore Leber und die erste niedergelassene Fachärztin in Deutschland, Hermine Heusler-Edenhuizen.
Die meisten bedeutenden Persönlichkeiten unseres Bezirks, und das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen – haben in der späten Kaiserzeit und in der Weimarer Republik, also in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg gewirkt, und das ist kein Zufall. Denn wenn die 1920er Jahre irgendwo golden waren, dann waren sie es in der westlichen City Berlins rund um den Kurfürstendamm.
Hier war Berlin modern und international, hier traf sich die kulturelle Avantgarde mit ihren Sponsoren in den Cafés und bei den Abendempfängen in den großen Wohnungen, und hier war der Anteil jüdischer Bevölkerung am höchsten.
In Grunewald und Westend lebten die erfolgreichen Industriellen, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuellen, und in der Künstlerkolonie im Rheingauviertel unweit von Schmargendorf lebten die Schriftsteller, Schauspieler und Tänzer, die auf billigen Wohnraum angewiesen waren. Kreative und engagierte Persönlichkeiten lebten damals besonders gerne hier, im Berliner Westen, wo sie in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft eine Fülle von Anregungen fanden und wo der Grunewald mit seinen Seen und mit dem Havelstrand ebenso schnell erreichbar war wie die westliche City mit ihren Universitäten, Theatern, Kinos und unzähligen Cafés.
Entsprechend furchtbar war hier die Zerstörung des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens durch die Nationalsozialisten. Wer nicht rechtzeitig emigrierte, wurde am Ende deportiert und in den Konzentrationslagern ermordet wie Else Ury.
In den letzten Jahren haben wir eine Reihe von Gedenktafeln enthüllt, die an mutige Frauen erinnern, die während der Zeit des Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben, häufig Widerstand im Stillen, indem sie vor allem jüdischen Verfolgten geholfen haben, sie vorübergehend versteckt und mit Nahrung versorgt haben und ihnen manchmal sogar die Flucht ermöglichen konnten, darunter Helene Jacobs, Klara Grüger und die Tierärztin Maria Gräfin von Maltzan. Auch sie waren starke, aufrechte Frauen, an die wir uns erinnern sollten und die zu nennen sind, wenn nach Vorbildern gefragt wird.
Heute also können wir die beeindruckende Liste bedeutender Frauen in Charlottenburg-Wilmersdorf ergänzen um die bedeutende Juristin, die erste Rechtsanwältin und Richterin in Preußen, Marie Munk. Ich möchte mich herzlich bei allen bedanken, die diese Tafel möglich gemacht haben, und ich bin gespannt darauf, mehr zu erfahren über Dr. Marie Munk.