im Krematorium Wilmersdorf
Sehr geehrte Angehörige!
Sehr geehrte Trauernde!
Mit Harri Wuttke haben wir einen der aktivsten und liebenswürdigsten Kommunalpolitiker unseres Bezirks verloren. Er hat zwar nach seiner Zeit als Wilmersdorfer Sozialstadtrat und Bezirksverordneter kein politisches Amt mehr angestrebt – auch nicht in seiner Partei, der Sozialdemokratie, aber er hat sich bis zuletzt engagiert für den Sport, für die Kleingärten, für die bezirklichen Partnerschaften mit dem Landkreis Forchheim und Minden, für den Heimatverein Wilmersdorf, für seine Schule, das Friedrich-Ebert-Gymnasium und für vieles mehr.
Die bezirkliche Seniorenvertretung hat er mit initiiert und aufgebaut, aber als sie dann funktionierte, hat er sich wieder zurückgezogen. Ämter haben ihn nicht interessiert, und als Ruheständler hat er selbst sich wohl nie gefühlt.
Wenn er sich für etwas eingesetzt hat, dann mit Haut und Haaren. Er kam zwar oft zu spät und ging früher, weil seine vielen Verpflichtungen ihm nicht genug Zeit für Pünktlichkeit ließen, aber er war immer da, wo es um die Menschen ging. Er hatte ein Gespür für die Menschen, die nicht das große Geld haben. Seine felsenfeste Überzeugung war: Man muss etwas tun für die Benachteiligten.
Er war ein großer Verfechter des Kleingartenwesens, und er war das vor allem deshalb, weil die Kleingärten für diejenigen da sind, die sich ein eigenes Haus mit Garten nicht leisten können.
Fußball war für ihn der Sport des kleinen Mannes, und an unseren Partnerschaften haben ihn nicht die offiziellen Begegnungen interessiert, sondern die Reisen der einfachen Bürgerinnen und Bürger, die er unermüdlich immer wieder organisiert hat. Bei einer solchen Reise ist er an den Folgen eines Schlaganfalls in Gößweinstein, seiner zweiten Heimat gestorben.
Wenn er sich überhaupt jemals über den Tod Gedanken gemacht hat, dann hat er sich vermutlich solch einen Tod gewünscht. Er ist gestorben wie er gelebt hat: unterwegs, in Aktion, gemeinsam mit Menschen, die er kannte und für die er da war.
Als er Sozialstadtrat und Stellvertretender Bezirksbürgermeister in Wilmersdorf war, haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenheime auf seine Besuche immer besonders gefreut, denn er hat mit ihnen gegessen, getrunken und getanzt.
Es gibt viele Anekdoten über Harri Wuttke, die nicht für eine Trauerfeier geeignet sind, obwohl er sie wahrscheinlich selbst erzählt hätte, wenn er heute bei uns wäre. Aktenbearbeitung war nicht seine Leidenschaft. Aber gefeiert hat er gerne und oft bis in die Nacht hinein. Er war ein Menschenfreund.
Mit seiner unermüdlichen Energie hat er uns immer wieder überrascht. Manchmal schien es in lang dauernden Sitzungen so, als sei Harri Wuttke eingeschlafen und nach einem langen, aktiven Tag außer Gefecht gesetzt, was in seinem Alter ja mehr als verständlich gewesen wäre. Aber weit gefehlt: Wenn sein Thema dran kam, wenn sein Einsatz gefragt war, dann war er sofort hellwach und kämpfte für seine Überzeugung.
Und so werden wir ihn in Erinnerung behalten. Harri Wuttke war einmalig.
Ich habe außer ihm noch niemanden getroffen, der so viele Aktivitäten unter einen Hut brachte wie er – und das auch noch überall mit großem Erfolg. Ich kann mich noch gut an seinen 80. Geburtstag erinnern: Der Ansturm war riesig, die Geschenke nahmen kein Ende, und er kam nicht zur Ruhe. Es war überwältigend, wie beliebt er war.
Unser Bezirk hat einen vorbildlichen Kommunalpolitiker verloren. Ich trauere um einen Freund, der immer zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde, dessen Rat mir immer wichtig und hilfreich war und dessen beherztes Eintreten für die Interessen der Menschen einfach mitreißend war. Wir haben ihm viel zu verdanken. Eine wertvolle Stimme unseres Bezirks spricht nicht mehr.