Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen zur Ausstellungseröffnung zum 100. Geburtstag von Hans-Joachim Bober am 29.2.2008 in der Galerie Büsch

Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Zur Ausstellungseröffnung zum 100. Geburtstag von Hans-Joachim Bober am 29.2.2008 in der Galerie Büsch, Glockenturmstr. 20a.

Sehr geehrter Herr Bober!
Sehr geehrte Frau Büsch!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Lassen Sie mich als erstes, wenn auch etwas verspätet, noch einmal dem Geburtstagskind gratulieren: Sehr geehrter Herr Bober, herzlichen Glückwunsch zum 100. Geburtstag, den Sie am 19. Januar gefeiert haben. Ich habe mich zwar inzwischen daran gewöhnt, in jedem Monat einige 100jährige zu besuchen und ihnen alles Gute zu wünschen, und ich staune oft, wie rüstig und vital und vor allem geistig rege und schlagfertig unsere Seniorinnen und Senioren sind.
Aber eine Ausstellung gemeinsam mit dem 100jährigen Künstler zu eröffnen und seine Werke zu bestaunen, das ist doch etwas Besonderes und Einmaliges.
In seinen 100 Jahren erlebte Hans-Joachim Bober fünf Epochen der deutschen Geschichte aus der Perspektive eines Künstlers:
Hans-Joachim Bober wurde 1908 in Berlin geboren und legte die Grundlagen für seine Kunst in der kreativen, international bedeutenden künstlerischen Szene im Berlin der Weimarer Republik.
Die Epoche des Nationalsozialismus erlebte er als eine Zeit der Isolierung, in der er sich auf seine engste Umgebung konzentrierte. Von 1934 bis 1943 arbeitete er als Kunsterzieher in Wernigerode.
Nach den ersten Nachkriegsjahren der Offenheit und der gemeinsamen Auseinandersetzung mit der Geschichte in Ost und West begann die zunehmende Abkapselung der DDR.
Seit 1950 arbeitete Hans-Joachim Bober wieder als Kunsterzieher in Wernigerode und zeigte seine Werke in den Ausstellungen des Verbandes Bildender Künstler in Magdeburg.
Im Jahr des Mauerbaus 1961 verließ Hans-Joachim Bober schließlich die DDR, um sich in der Bundesrepublik künstlerisch neu zu orientieren. Er musste einen großen Teil seines Werkes in der DDR zurücklassen und wurde Kunsterzieher in Minden, wo er 1971 seine erste Einzelausstellung zeigte. Auch in verschiedenen Berliner Galerien beteiligte er sich an Ausstellungen.
Schließlich knüpfte er nach der Wende bereits in hohem Alter an seine ostdeutschen Erfahrungen an und wurde zum Vereinigungskünstler, wenn ich das so sagen darf. Die Galerie Büsch zeigte seit 1989 regelmäßig Einzelausstellungen mit seinen Werken.
Eine Retrospektive gab es 1993 beim Kunstverein Wernigerode, und 1995 erhielt Hans-Joachim Bober den Kunst- und Kulturpreis der Stadt Wernigerode. Ihm zu Ehren wurde im Gerhart-Hauptmann-Gymnasium, wo er als Kunsterzieher wirkte, das Kunstsaalgebäude in “Boberhaus” umbenannt und mit einer Gedenktafel versehen. Auch das ist ungewöhnlich: Eine Gedenktafel bereits zu Lebzeiten. Aber was ist schon gewöhnlich an diesem 100jähren Künstlerleben?
Deshalb gibt es auch zum 100. Geburtstag nicht nur diese Ausstellung in Berlin zu sehen, sondern am 17. April wird im Schlossmuseum Wernigerode eine große Ausstellung mit 150 Werken von Hans-Joachim Bober eröffnet.
Mit seinen 100 Jahren ist er ein großer Ausnahmekünstler. Seine künstlerische Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit hat ihn dazu gebracht, sich mit seiner Zeit und mit seinem Land auseinander zu setzen.
Auch heute ist er nicht von gestern, sondern er hat uns mit seiner unspektakulären Kunst etwas Wichtiges mitzuteilen: In der Natur und in den einfachen Dingen zeigt er uns, worauf wir achten sollten, was vielleicht gefährdet ist, wenn wir es nicht wahrnehmen und bewahren.
Sehr geehrter Herr Bober, vielen Dank für Ihre Kunst! Gerade unser Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat Ihnen viel zu verdanken. Bei Ihren Spaziergängen durch Charlottenburg und Grunewald haben Sie viele Motive gefunden und künstlerisch gestaltet. Ich wünsche Ihnen alles Gute, und Ihren Ausstellungen hier und in Wernigerode viel Erfolg.