Ausstellungseröffnung „Du machst den ersten Schritt, wenn Du anrufst… – 30 Jahre erfolgreiche Politik gegen Gewalt an Frauen und Mädchen in Berlin“
am 15.11.06, 17.00 Uhr im Festsaal Rathaus Charlottenburg
Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat viele Gesichter und kennt viele Orte. Sie findet statt zu Hause, an einem Ort, wo sich die meisten Menschen geborgen fühlen dürfen. Sie findet auf der Straße und auf dem Schulhof statt. Im öffentlichen Raum zerstört sie Männer und Jungen ebenso. Die Frauenhäuser Berlins sind Orte, die seit 30 Jahren Frauen und ihre Kinder erfolgreich vor Männergewalt schützen. Erschreckend ist, dass der Bedarf an diesen Orten, an den Frauenhausplätzen nicht abgenommen hat. Die Polizeiliche Kriminalstatistik hat im Jahr 2005 11.659 Straftaten zur Häuslichen Gewalt in Berlin registriert. Ausdrücklich zu begrüßen ist, dass seit 1. Januar 2004 das Merkmal „Häusliche Gewalt“ auch über die Polizeiliche Kriminalstatistik ausgewertet wird und somit eine automatische Statistikerstellung gesichert ist.
Erfreulich ist, dass die Zahl der Frauen, „die den ersten Schritt tun, indem sie anrufen“, zugenommen hat. Frauen wehren sich, die Dunkelziffer nimmt vermutlich ab. Das hat gute Gründe: Die Arbeit von BIG, die Einrichtung der hotline und vielfältige Öffentlichkeitsarbeit.
Dazu zählt auch unsere Kampagne Gewalt kommt nicht in die Tüte, die vor vier Jahren in CW und zeitgleich in Neukölln begonnen hat. Der Initiative der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Berlins und der Kaiser‘s Tengelmann AG ist es zu verdanken, dass wir, die Berliner Bezirksbürgermeisterinnen, Bezirksbürgermeister und Bezirksstadträte jährlich am 25. November in den BackStop Filialen ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen setzen. Auch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen und zahlreiche Unternehmen in der Stadt engagieren sich zum Thema, so dass inzwischen die verschiedensten Werbeträger mit den Slogan Gewalt kommt nicht in die Tüte und Für ein Zuhause ohne Gewalt in der Stadt zu sehen sind.
Gewalt gegen Frauen hat immer etwas mit der Durchsetzung von Männermacht gegen Frauen zu tun. Durchsetzung von Macht mit dem falschen Mittel, oft auch mit der falschen Begründung, einer ideologischen, religiösen, auf angeblich anderen, uns fremden kulturellen Werten basierenden Erklärung.
Frauen und Mädchen werden versteckt, zu Hause eingesperrt, verabredet verheiratet, oder sogar zur Heirat gezwungen. Frauen und Mädchen werden verletzt, erniedrigt und geschlagen. Geschlagene Mädchen und Frauen büßen ihre Selbstständigkeit ein. Gewalt gegen Frauen ist demokratiefeindlich, menschenfeindlich. Stellen Sie sich offen und öffentlich gegen Gewalt an Frauen. Schauen Sie nicht weg!
Zu begrüßen ist, dass das Thema ein öffentliches geworden ist, das viele Männer unsere Verbündeten geworden sind. Die Frauenhausbewegung, die Initiativen Berlins, das Engagement auch der damaligen Bürgermeisterin Dr. Christine Bergmann, BIG und das Gewaltschutzgesetz haben dazu wesentlich beigetragen.
Sehr zu begrüßen ist, dass das FFBIZ diese Ausstellung erarbeitet hat und dass 30 Jahre erfolgreiche Politik gegen Gewalt an Frauen und Mädchen in Berlin in Charlottenburg-Wilmersdorf zuerst zu sehen ist. Ich danke den Mitarbeiterinnen des FFBIZ für diese informative, gelungene Präsentation und wünsche der Ausstellung auf ihrer Wanderung durch die Berliner Bezirke viele Besucherinnen und Besucher.