am Sonntag, dem 27.2.2005, um 11.00 Uhr im Konzertsaal der Universität der Künste, Bundesallee 1-12
Liebe Preisträgerinnen und Preisträger,
liebe Eltern, Musiklehrerinnen und –lehrer,
sehr geehrte Damen und Herren!
In der landauf und landab geführten Diskussion über die Notwendigkeit musischer Bildung ist ein Preisträgerkonzert von jungen Menschen, wie wir es heute erleben dürfen, ein wunderbares Beispiel, das nicht zerredet werden kann.
Hier sind es unsere Kinder selbst, die das Wort ergreifen, und mit überzeugenden, keine Widerrede herausfordernden Leistungen Zeichen setzen, die die Politik in den Schatten stellt.
Nun bin ich selbst Politikerin: Ich bin für das Ressort Bildung und Kultur in meinem Bezirk zuständig. Und so richten sich viele Augen in so manchen Fragen der Musikschulpolitik hoffnungsvoll auf unseren Bezirk.
Ich habe mich schon lange mit der gesellschaftlichen Entwicklung im Kontext mit der – leider – wirtschaftlichen Situation befasst und erlebe täglich eine lebendige
Berliner Musikschule, die sich den Themen der Zeit stellt und innovative Wege in die Zukunft einschlägt.
Immer wieder gilt es, das Erziehungswerk “musische Bildung” in das Bewusstsein von Gesellschaft und Staat zu rücken und auf die wesentlichen Merkmale hinzuweisen, heute jedoch mit der Variante, diese zu sichern.
Die einmalige Situation im Musikunterricht, in der es zu einem nirgendwo sonst stattfindenden Wechselspiel zwischen Lehrer und Schüler kommt, ist ein fruchtbarer Boden, aus dem heraus dem Schüler assoziative, intellektuelle, soziale, geistig-seelische Kräfte im integrativen Verbund mit manuellen und körperlichen Fähigkeiten erwachsen.
Zu musizieren und in der Musik zu einem musikalischen Ausdruck zu gelangen, entspricht einer Leistung vergleichbar dem Hochleistungssport. Ohne Übung, ohne Training, ohne Durchhaltevermögen, ohne sich täglich neu zu organisieren und zu disziplinieren, kommt keine Leistung zustande.
Aber lernt die Schülerin und der Schüler nicht auch, sich selbst richtig einzuschätzen, mit Misserfolgen umzugehen und nicht aufzugeben?
Sind das nicht alles völlig zeitgemäße Eigenschaften, die mehr denn je in den späteren Berufen unserer Kinder ihren Niederschlag finden und sie qualifizieren, diesen mit Kreativität, Liebe, Engagement und Motivation, aber auch mit einem gesunden Selbstbewusstsein auszufüllen ? Oder sind diese Werte bereits Bestandteil einer schleichenden Inflation ?
Redet man vielleicht deswegen unachtsam von Subvention statt von Investition in das Bildungswesen ?
Wie Sie fast täglich aus den Medien erfahren, steht das Thema Bildung mittlerweile auf der politischen Tagesordnung ganz weit oben: Der Ruf nach mehr finanzieller Unterstützung durch den Bund schallt durch alle Bundesländer. Was aber tut sich ?
Alleingelassen mit der Einrichtung der Ganztagsschule als dem neuen Bildungskonzept der Zukunft, alleingelassen mit immer mehr Kürzungen im Schul- und Hochschulwesen, stehen wir vor der Aufgabe, das Neue zu wagen, das Alte zu retten und die Berliner Musikschulen durch die Wogen der Zeit flankierend zu begleiten.
Was hierfür in meiner Kraft steht, soll geschehen.
Mit dem bundesweiten Wettbewerb “Jugend musiziert” wird ein deutlicher und unübersehbarer Schwerpunkt für musische Bildungsarbeit genutzt, der nicht hoch genug geschätzt und aus der Musikschularbeit nicht hinwegzudenken ist.
Die Beteiligung von ca. 110 Kindern und Jugendlichen aus den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Marzahn-Hellersdorf am diesjährigen Regionalwettbewerb in den Solo-Kategorien Gesang und Klavier, den Ensemble-Kategorien Blasinstrumente und Baglama spricht für sich und stellt ein großes Verdienst aller Beteiligten dar: der jungen Künstler, ihrer Eltern und Lehrer und der Musikschulen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten fördernd und organisierend tätig sind.
Und so spreche auch ich Ihnen und Euch, liebe Preisträgerinnen und –träger, meine volle Anerkennung aus und freue mich auf die musikalischen Darbietungen, die wir gleich hören werden.
Ich wünsche ein gutes Gelingen.