am 26.4.06, um 12.00 Uhr in der Lietzensee-Grundschule, Witzlebenstr. 34-35
Sehr geehrte Frau Senatorin Schubert!
Sehr geehrte Frau Dittberner!
Sehr geehrte Frau Haase!
Sehr geehrter Herr Granowski!
Liebe Schülerinnen und Schüler!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir wissen es alle und sagen es auch immer wieder: Unsere Kinder sind unsere Zukunft. Aber wir handeln oft nicht danach.
Die öffentliche Diskussion der letzten Wochen über Jugendgewalt hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns aktiv um unsere Kinder und Jugendlichen kümmern. Sie müssen spüren, dass sie uns nicht gleichgültig sind. Einerseits wissen wir, wie wichtig Kinder in unserer älter werdenden Gesellschaft sind, andererseits können wir vielen von ihnen keine aussichtsreiche Perspektive in unserer Gesellschaft bieten.
Natürlich gehört dazu zunächst einmal eine gute schulische Bildung und Ausbildung, und damit diese gelingen kann, muss die Umgebung stimmen. Es muss Freude bereiten, in die Schule zu kommen und hier zu lernen – und zwar für beide Seiten, für Lehrende und Lernende. Die Schule muss nicht nur warm und trocken, sie muss auch schön sein.
Leider reichen unsere öffentlichen finanziellen Mittel nicht mehr aus, um unsere Schulgebäude in einem guten, schönen und für alle Beteiligten angenehmen Zustand zu halten. Deshalb sind Projekte wie dieses so wichtig. Hier wird eine dringend notwendige Arbeit geleistet, die unsere Kommune mit ihren regulären Haushaltsmitteln nicht mehr bezahlen kann.
Aber natürlich ist der zweite Aspekt mindestens ebenso wichtig: Denn diese Arbeit wird von Menschen geleistet, die straffällig geworden sind, die auf diesem Weg ihre Geldstrafe durch gemeinnützige Arbeit erbringen und die hoffentlich auf diese Art den Weg zurück in unsere Gesellschaft finden. Es bringt uns ja nicht weiter, wenn wir immer wieder verlangen, straffällige Jugendliche weg zu schließen oder auszuweisen, wenn sie aus anderen Ländern stammen.
Wir müssen Wege finden, sie in unsere Gesellschaft zu integrieren, und dazu müssen wir uns um sie kümmern, ihnen Wege eröffnen, auf denen sie Anerkennung und Erfolg finden können.
Dieser Gedanke der Resozialisierung wird in der öffentlichen Diskussion manchmal etwas abgetan. Stattdessen wird hartes Durchgreifen gefordert. Das mag populär sein, aber es hilft uns nicht weiter. Wir sind zurecht stolz darauf, eine zivilisierte Gesellschaft in einem demokratischen, liberalen Rechtsstaat zu sein. Aber dazu gehört eben auch, dass wir mit denen, die sich nicht an unsere Regeln halten, human umgehen, dass wir versuchen, sie zurück zu holen.
Das Ergebnis der Renovierungsarbeiten kann sich sehen lassen, und vielleicht hat es ja während der Arbeiten sogar Kontakte gegeben zwischen denjenigen, die hier gemalert und renoviert haben und denen die hier lernen und lehren.
In jedem Fall hat uns das Projekt nicht nur eine schöne Schule beschert, sondern auch den hier Arbeitenden eine wichtige Erfahrung und hoffentlich eine neue Perspektive für ihre Zukunft. Ich danke allen, die mit geholfen haben, dieses gute, vorbildliche Projekt zu organisieren. Das waren die Straffälligen- und Bewährungshilfe Berlin e.V., die aus dem Gefangenen-Fürsorgeverein Berlin von 1827 hervorgegangen ist, die sozialen Dienste der Justiz, die Abteilung Jugend, Familie, Schule und Sport unseres Bezirksamtes und vor allem natürlich auch die Lietzensee-Grundschule mit ihrer Schulleiterin Anke Dittberner, die nach vielen Jahren erfolgreicher pädagogischer Arbeit nun bald in Pension gehen wird. Ihnen Frau Dittberner möchte ich ganz besonders danken für Ihr großes Engagement. Sie hinterlassen Ihren Nachfolgern eine frisch renovierte Schule. Ich bin sicher, das werden sie Ihnen danken.