am 28.3.2006, 18.00 Uhr, im Berliner Rathaus
Sehr geehrte Frau Dr. Knake-Werner!
Sehr geehrter Herr Krebs!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Sie kennen wahrscheinlich das folgende Zitat von Joachim Ringelnatz: “Willst Du in Ruh und Frieden leben, lass kein Ehrenamt Dir geben.”
Ich freue mich, dass Sie diesen Rat von Joachim Ringelnatz nicht gefolgt sind und sich freiwillig, bürgeschaftlich und ehrenamtlich in unserer Stadt Berlin engagieren.
Vor 21 Jahren, im Jahre 1985 wurde von den Vereinten Nationen der “Tag des Ehrenamtes” ins Leben gerufen und dieser findet seit dem immer am 5. Dezember statt.
Im Jahr 2000 hatte der 5. Dezember sogar eine Doppelfunktion. Gleichzeitig war er Auftakt zum “Internationalen Jahr der Freiwilligen”. Weltweit haben sich damals 123 Länder am “Internationalen Jahr der Freiwilligen” beteiligt, für das die Vereinten Nationen vier Ziele formuliert haben:
1. Der wichtige und unverzichtbare Beitrag der Freiwilligenarbeit für die gesellschaftliche Wohlfahrt soll größere Anerkennung finden.
2. Die Aktivitäten von Freiwilligen sollen eine stärkere Unterstützung durch Staat, Gesellschaft und Institutionen erfahren.
3. Durch eine stärkere Vernetzung der Aktivitäten sowie durch Wissensaustausch soll die Effektivität der Freiwilligenarbeit erhöht werden.
4. Durch das Zusammenspiel der genannten drei Hauptziele soll die Freiwilligenarbeit insgesamt gefördert werden.
Diese vier Ziele sind immer noch aktuell und richtig. Und der Berliner FreiwilligenPass ist ein Ausdruck der Anerkennung für die geleistete Arbeit.
Wenn ich die letzten 20 Jahre mir anschaue, hat sich die ehrenamtliche Arbeit in unserer Stadt Berlin, in den Bezirken sehr verändert. War es am Anfang die Mitarbeit in einer Sozialkommission, d.h. die ehrenamtliche, aufsuchende Sozialarbeit, die Vorbereitung der Geburtstagsehrung für den lebensälteren Bürger oder die Bürgerin. So gibt es heute praktisch unbegrenzte Möglichkeiten sich freiwillig ehrenamtlich zu engagieren: in unseren Grünanlagen, in den Bibliotheken, in den Schulen, im Sportbereich, im Kulturbereich und, und, und. Die Freiwilligenagentur meines Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf vermittelt z.B. Ehrenamtliche in über 80 Organisationen. Selbstverständlich wird die Freiwilligenagentur getragen von Freiwilligen.
Freiwillige gibt es aber nicht nur in Charlottenburg-Wilmersdorf und in Berlin. Überall in Deutschland setzen sich nicht nur am 5. Dezember, sondern Tag für Tag viele Menschen freiwillig und engagiert für das Gemeinwesen ein: in der sozialen Arbeit, in der Frauen-, Kinder-, Jugend-, Senioren- und Familienarbeit, für Behinderte, in den Kirchen, in der Entwicklungshilfe, in der Kultur, für den Umwelt-, Natur- und Tierschutz, im Katastrophenschutz und bei den Feuerwehren, in der Kommunalpolitik, als Betriebsräte und Gewerkschafter, in den Bürgerinitiativen und vielen anderen Bereichen.
Kurz um: Wir haben den “Ehrenamtlichen” viel zu danken.
Für mich ist schon lange klar: ehrenamtliches Engagement ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Und es muss immer wieder darauf hingewiesen werden: ehrenamtliches Engagement darf nicht Lückenbüßer für den Rückzug des Staates sein. Sondern beides bedingt sich, denn wir brauchen beides: den aktivierenden Staat und die für das Gemeinwohl aktiven Bürgerinnen und Bürger.
Die Förderung des ehrenamtlichen Engagements war und ist für mich deshalb eine wichtige Aufgabe. Meine Vorstellung einer solidarischen Gesellschaft ist ohne das Engagement der Bürgerinnen und Bürger nicht denkbar.
Ich möchte Ihnen daher für die geleistete Freiwilligenarbeit danken. Wir können stolz auf unsere Freiwilligen sein. Und danke, das Sie den eingangs zitiertem Rat von Joachim Ringelnatz sich nicht zu eigen gemacht haben