Sehr geehrter Herr Lüdtke!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Vielen Dank für die Einladung zu diesem Richtfest. Vor einem halben Jahr war mein Wilmersdorfer Vorgänger, Herr Wrasmann, hier bei der Grundsteinlegung. Heute befinden wir uns nicht mehr im Bezirk Wilmersdorf, sondern in Charlottenburg-Wilmersdorf. Sie sehen: Auch Immobilien können ihren Standort wechseln, sogar während der Bauzeit.
Aber welcher Bezirk auch immer – für einen Bezirksbürgermeister gehört ein Richtfest zu den erfreulichen Anlässen. Im Bezirk wird gebaut, ein neues Haus entsteht, hier wird investiert, Arbeitsplätze entstehen, unser Bezirk erhält neue Wohnungen – also ein rundum erfreuliches Ereigniss.
Hier nun kommt noch einiges hinzu, was mit der Wilmersdorfer Geschichte zu tun hat, die wir auch im neuen Bezirk nicht vergessen wollen.
Wir befinden uns hier an historischer Stelle. Die Wilhelmsaue war bis zum Ende des letzten Jahrhunderts die Dorfaue und damit der Mittelpunkt des Dorfes Wilmersdorf. In unmittelbarer Nähe befand sich damals der Wilmersdorfer See, der nach dem Ersten Weltkrieg zugeschüttet wurde. Das Gelände gehört heute zum Volkspark. Wir stehen hier auf dem Boden des alten Wilmersdorfer Rittergutes. Um 1900 herum war es umgebaut worden zum Victoria-Garten, einem großen Gartenlokal mit Tanzsaal.
Das alles wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber viele meinen, die eigentliche Zerstörung fand erst in den 60er Jahren statt. Im Zuge des Ausbaues der autogerechten Stadt wurde die Uhlandstraße hier wie eine Autobahn durch die Wilhelmsaue hindurchgeführt, um eine schnelle Verbindung zur Mecklenburgischen Straße zu erreichen. Seither zersschneidet sie die Wilhelmsaue, so dass von der ehemaligen Dorfaue nur noch Stücke übriggeblieben sind. Dieser Straßendurchbruch hat hier die stadträumliche Struktur zerstört.
Nun haben Sie sich zwar leider nicht dazu durchringen können, für uns den Wilmersdorfer See wieder auszugraben, aber Ihr Bauprojekt ist doch auch ein Stück Wiedergutmachung an diesen alten Bausünden. Es ist ein Stück Stadtreparatur hier mitten im Herzen des Stadtteils Wilmersdorf und mitten in einem Wohngebiet rund um den schönen Volkspark herum.
Sie bieten hier innerstädtisches Wohnen in qualitativ hochwertiger Form an. Sie schaffen neue Wohnmöglichkeiten im innerstädtischem Umfeld, wo alle infrastrukturellen Voraussetzungen bereits gegeben sind und die Verkehrsanbindung keine Wünsche offen lässt. Das ist ökologisch verträglicher als die weitere Zersiedelung des Umlandes.
Hier wird ein Baugrundstück unserem Bezirk zurückgegeben, ein Stück stadträumliche Struktur wiedergeschaffen und damit auch an dieser Straße ein Stück städtische Wohnqualität wiedergewonnen.
Ich danke der GESOBAU für ihre Investition und für ihren Mut, sich hier in unserem Bezirk zu engagieren. Ich danke insbesondere dem Architekten, Herrn Stephan Schroth für seinen hohen persönlichen Einsatz und für die gute Zusammenarbeit mit unserer Abteilung Bauwesen und Umweltschutz, insbesondere mit dem Stadtplanungsamt.
Ich danke aber auch allen anderen Beteiligten für ihre Arbeit, vor allem den Bauarbeitern. Sie haben mit bemerkenswerter Geschwindigkeit in einem halben Jahr von der Grundsteinlegung bis zu diesem Richtfest viel geleistet. Ich beglückwünsche Sie dazu und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg beim weiteren Ausbau.
Vor allem wünsche ich den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern dieser Wohnungen, dass sie sich wohlfühlen in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, dass sie es genießen können, unweit der westlichen City Berlins unmittelbar am Volkspark und eben im Stadtteil Wilmersdorf zu leben, da, wo das alte Wilmersdorfer Rittergut einmal seinen Sitz hatte und da, wohin in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts die Berliner am Wochenende ans Seebad Wilmersdorf prominierten und im Victoriagarten schwooften. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg.