Rede des Bezirksbürgermeisters Andreas Statzkowski zur Ausstellungseröffnung "Trento – Ereignisse 1950 – 2000" am 6.7.2001 im Rathaus Charlottenburg

Rede des Bezirksbürgermeisters Andreas Statzkowski

Zur Ausstellungseröffnung "Trento – Ereignisse 1950 – 2000" am 6.7.2001 im Rathaus Charlottenburg

Sehr geehrter Herr Dr. Pacher!
Sehr geehrte Damen und Herrn!

Herzlich willkommen im Rathaus Charlottenburg! Herzlich willkommen in Berlin und im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sage ich vor allem unseren Gästen aus unserer Partnerstadt Trento oder Trient, wie man in Deutschland sich angewöhnt hat zu sagen. Ich freue mich sehr, dass Sie, Herr Kollege Dr. Pacher zum 35. Jubiläum unserer Partnerschaft zu uns gekommen sind. Und ich freue mich, dass Sie Ihren Sport-, Kultur- und Jugendreferenten, Herrn Renato Pegoretti, mitgebracht haben. Außerdem begrüße ich herzlich den Präsidenten des Organisations- und Präsentationsservice der Stadt Trento, Herrn Guido Malossini, und seine Mitarbeiterin, Frau Rosanna Sartori. Ich sage noch einmal herzlich willkommen allen Gästen aus Trento.

Ich finde es übrigens wunderbar, dass Sie einen Organisations- und Präsentationsservice unterhalten. Vielleicht sollten wir einmal überlegen, ob wir eine solche Einrichtung nicht auch gut gebrauchen könnten. Schließlich geht es ja in einer Partnerschaft nicht zuletzt auch darum, voneinander zu lernen.

Unsere Partnerschaft begann mit gegenseitigen Schulbesuchen. Im August 1965 kamen 8 Schüler aus Trento nach Charlottenburg, und 50 Schüler der Arno-Fuchs-Schule aus Charlottenburg besuchten im gleichen Monat Trento in Italien. Alle Beteiligten waren begeistert, und so wurde beschlossen, eine Städtepartnerschaft zu begründen.

Am 11. Mai 1966 wurden die Partnerschaftsurkunden unterzeichnet, und seither hat sich die Partnerschaft Charlottenburgs mit Trento lebendig entwickelt. Sie ist zweifellos eine der aktivsten Partnerschaften, die wir haben. Beispielsweise beteiligt sich Trento seit 1984 ununterbrochen jedes Jahr am Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche. Weiterhin gibt es gegenseitige Begegnungen von Schülergruppen. Als sehr fruchtbar hat sich der Austausch von Erfahrungen im Psychiatriebereich in den Abteilungen für Soziales und Gesundheit erwiesen.

Besonders aktiv sind auch die Partnerschaftsvereine. Ein Höhepunkt waren auch in diesem Jahr wieder die wunderbaren Feste in Trento: die Blumenparade hat meine Kollege, Bau- und Umweltstadtrat Alexander Straßmeir besucht, und das Fest des Schutzpatrons der Stadt, des Heiligen Vigilius, hat die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen besucht, gemeinsam mit dem Partnerschaftsverein und dem Charlottenburger Sport-Club, der an der traditionellen Floßfahrt auf der Etsch teilgenommen hat. Sie sehen, diese Partnerschaft lebt auf allen Ebenen, sie ist ernst und fröhlich, produktiv und spannend, sie bietet jedem interessierten Bürger, jeder Bürgerin unseres Bezirks und Ihrer Stadt etwas.

Morgen und übermorgen beispielsweise gibt zwei Orgelkonzerte von Prof. Stefano Rattini, morgen am Samstag um 18.00 Uhr in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und übermorgen, am Sonntag, um 19.30 Uhr in der Kirche St. Ludwig am Ludwigkirchplatz.

Bei diesen vielen Aktivitäten war es selbstverständlich, dass wir diese Partnerschaft auch im neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf aufrecht erhalten und weiter pflegen werden.

Zu dieser Pflege gehört die Ausstellung, die wir heute gemeinsam eröffnen. Sie war bereits im Rathaus von Trento zu sehen, und bietet jetzt hier im Rathaus Charlottenburg unseren Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit, einen Eindruck von der schönen italienischen Stadt zu gewinnen. Dabei handelt es sich aber nicht um die üblichen plakativen Touristenfotos, mit denen eine Stadt sich von ihrer besten Seite zeigt. Schon die Abwesenheit von Farbe signalisiert die besonderen Ambitionen des Fotografen. Flavio Faganello hat die Stadt von gestern mit der Stadt von heute verglichen. Er hat die Nachkriegszeit um 1950 mit der Gegenwart 50 Jahre danach konfrontiert. Herausgekommen ist dabei ein ironisches und intelligentes Portrait der Menschen und ihrer Stadt, ein witziger Blick auf die Gesellschaft, wie sie sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat. Wir erleben die Einwohner, die Landschaft, das Stadtzentrum und das Industriegebiet. Und wir erleben all dies aus der Distanz des Betrachters von Kunstwerken, bei denen das Augenzwinkern des Künstlers nicht zu übersehen ist.

Mir als Berliner ist natürlich als erstes der Bär am Kranhaken aufgefallen, aber auch der Besuch von Willy Brandt. Viele Fotos lösen auch hier bei uns Erinnerungen aus. Und Opernliebhabern wird besonders das Foto vom Musikunterricht unter den Augen Giuseppe Verdis viel Freude bereiten.

Flavio Faganelle, dem wir diese schönen Bilder verdanken, ist Fotograf, Reporter und Journalist. Er wurde 1933 in Terzolas geboren und begann, wie wir hier sehen können, Anfang der 50er Jahre, als professioneller Fotograf zu arbeiten. Er wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet und 1995 vom jüdischen Museum in Wien zu einer internationalen Ausstellung eingeladen. Sie hieß “Heimat. Auf der Suche nach der verlorenen Identität”, und ein wenig würde dieser Titel vielleicht auch auf die Ausstellung zutreffen, die wir hier vor uns haben. Die Bilder verraten große Sensibilität und Neugierde, den Blick für das Besondere, viel Sympathie für die Menschen und ihre Tätigkeiten.

Ich freue mich sehr, dass wir diese Ausstellung hier zeigen können, und ich danke Ihnen, Herr Dr. Pacher herzlich für Ihre Bereitschaft, uns die Fotos zur Verfügung zu stellen. Ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg. Vielleicht lässt sich sogar der eine oder andere Betrachter dazu anregen, einmal selbst nach Trento zu reisen und sich ein eigenes Bild von der Stadt zu machen.