Rede von Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen am 3.9.2004, um 19.00 Uhr zum 5jährigen Jubiläum von "The Story of Berlin", Kurfürstendamm 206-209

Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

zum 5jährigen Jubiläum von "The Story of Berlin", Kurfürstendamm 206-209

am 3.9.2004, um 19.00 Uhr

Sehr geehrter Herr Schütte
Sehr geehrte Damen und Herrn!

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Als ich Ihre Einladung zu dieser Jubiläumsparty erhielt, habe ich mich gewundert, dass es erst fünf Jahre sein sollen. Die Ausstellung “The Story of Berlin” ist in diesen fünf Jahren schon so sehr zur festen Institution am Kurfürstendamm geworden, dass man sich den Boulevard kaum mehr ohne diese Ausstellung vorstellen kann. Sie ist zweifellos eine Attraktion der City West, unseres Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf und damit natürlich auch ganz Berlins. Für viele Touristen gehört sie zum gerne besuchten Pflichtprogramm, aber auch viele Berlinerinnen und Berliner haben sich hier mit ihrer eigenen Geschichte vertraut gemacht.

Das Besondere an dieser Ausstellung ist die private Initiative, aus der heraus sie entstanden ist, und ihre Veranstalter betonen zu Recht mit Stolz, dass sie ohne öffentliche Subventionen auskommen und rein privatwirtschaftlich Erfolg haben. Sie ergänzen mit Ihrem Konzept einer privat veranstalteten Erlebnisausstellung erfolgreich die öffentlichen Angebote zur Erinnerung an die Geschichte Berlins. Was macht den Erfolg dieser Ausstellung aus?

Sie reagiert zweifellos auf ein großes öffentliches Interesse. Ich erlebe dieses Interesse immer wieder mit Staunen, wenn ich an jedem zweiten Sonnabend im Monat einen Kiezspaziergang in unserem Bezirk anbiete und mittlerweile jedes Mal fest auf rund 200 Interessenten zählen kann, die Charlottenburg-Wilmersdorf mit allen seinen Details und historisch gewachsenen Besonderheiten kennen lernen wollen. Das Interesse an der Geschichte ist groß, und es bezieht sich insbesondere auch auf die Geschichte vor Ort. An den besonderen Einzelheiten der Stadtgeschichte lässt sich die allgemeine Geschichte lebensnah und gut nachvollziehbar erzählen.

Die Ausstellung hier am Kurfürstendamm reagiert auf das Interesse an Geschichte auf eine besondere Weise, und ich vermute, dass dieses Erfolgsgeheimnis sich gut an dem Begriff “Story” erläutern lässt, der sicher nicht zufällig als Markenzeichen gewählt wurde.

Erstens spricht “Story” das internationale Publikum an, das sich am Kurfürstendamm mit der Geschichte Berlins vertraut machen will. Und in dieser Hinsicht entspricht “Story” der Tradition des Kurfürstendammes, denn dieser Boulevard stand spätestens seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts für die Internationalität Berlins. Hierher vor allem kamen schon damals die Touristen aus aller Welt. Hier erhielt man an den Kiosken die internationalen Zeitungen und Zeitschriften, und hier konnte man in den Kinos die amerikanischen Filme im Original sehen und tanzte zum “Five o’clock Tea” Charleston.

Zweitens vermittelt das Wort “Story” eine angelsächsische Auffassung von Geschichtsschreibung, die schon immer von einer engen Verwandtschaft des Historikers mit dem Schriftsteller ausgegangen ist, der beim Erzählen der Geschichte auch ihren unterhaltsamen Aspekt nicht aus den Augen verliert. Mit ihrem Konzept der unterhaltsamen Vermittlung von Geschichte haben uns gerade die Amerikaner immer wieder zur Beschäftigung mit schwierigen Themen angeregt. Die Fernsehserie “Holocaust” oder der Film “Schindlers Liste” von Steven Spielberg haben in Deutschland zu einer breiten Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte geführt. Das Holocaust Museum in Washington hat schließlich neue Maßstäbe gesetzt für die ernsthafte und zugleich populäre Vermittlung von Geschichte.

Drittens betont der Begriff “Story” den subjektiven Charakter der Geschichtsschreibung: Die Geschichte ist keine feststehende Wahrheit, sondern sie muss in jeder Generation mit neuen Fragestellungen neu erforscht und erzählt werden.

Nehmen Sie beispielsweise den 17. Juni 1953. Das Datum des Volksaufstandes in der DDR war im Kalten Krieg eine ideologische Waffe auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Entsprechend verzerrt wurden die Ereignisse interpretiert. Nach der Wende beginnen wir in Deutschland, einen gemeinsamen Blick auf diesen Teil unserer Geschichte zu werfen. Der Aufstand des 17. Juni 1953 erscheint jetzt als Vorbote des erfolgreichen Aufstandes von 1989, als Kampf für Demokratie und Freiheit. Der Aufstand ist jetzt zu einem Bestandteil der gesamtdeutschen Demokratiegeschichte geworden, in einer Reihe mit dem 18. März 1848, dem 9. November 1919 und dem 9. November 1989. Diese Sicht des Aufstandes könnte zum Zusammenwachsen Deutschlands beitragen, sie könnte eine Hilfe sein bei der Suche nach einer gemeinsamen deutschen Identität, was bekanntlich nicht einfach ist angesichts der unterschiedlichen ostdeutschen und westdeutschen Biografien.

Wir sollten uns also bewusst sein, dass der Blick auf die Geschichte immer mindestens ebensoviel über den Erzähler verrät wie über das Erzählte. Es ist immer ein subjektiver Blick aus einer bestimmten Situation heraus mit bestimmten Fragestellungen und Interessen. Und da diese Situation sich ständig ändert, ändert sich auch der Blick auf die Vergangenheit. Die Geschichte muss immer wieder neu erzählt werden.

Und – auch das lehrt uns das Beispiel des 17. Juni 1953 – die Erzählung der Geschichte ist häufig von hoher gegenwärtiger politischer und gesellschaftlicher Brisanz. Sie ist eben nicht vergangen, sondern sie wirkt weiter, und ihre Interpretation ist wichtig für unser gegenwärtiges Selbstverständnis und für unsere Zukunftsfähigkeit.

Nicht von ungefähr waren die meisten großen gesellschaftspolitischen Debatten Auseinandersetzungen um unser Geschichtsbild:

Wer war schuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges? War des Ende des Zweiten Weltkrieges ein Zusammenbruch oder eine Befreiung? Waren die Deutschen im Nationalsozialismus “willige Vollstrecker” oder selbst Opfer einer Diktatur? Waren die Soldaten der deutschen Wehrmacht mit Schuld am Holocaust? War die Bombardierung deutscher Städte gerechtfertigt als Antwort auf Hitlers Angriffskrieg? Haben Deutsche ein Recht, die Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu beklagen?

Alle diese Fragen berühren auch Berlin als Hauptstadt Deutschlands, als Ort der Verbrechen, des Widerstands und der Opfer. In Berlin sind die Widersprüche und Brüche der deutschen Geschichte, ihre Höhen und Tiefen besonders gut sichtbar und besonders intensiv nachvollziehbar.

Berlin hatte es im föderalen Deutschland immer schwerer als andere Hauptstädte in ihren Ländern. Berlin wurde meistens fasziniert aber auch misstrauisch betrachtet. Aus dieser widersprüchlichen Haltung entstanden viele Mythen, die das Geschichtsbild Berlins bis heute prägen.

Als Berlin 1871 zur Hauptstadt des neu gegründeten Deutschen Kaiserreichs wurde, verkörperte es die lang ersehnte deutsche Einheit, aber auch die ungeliebte preußische Vormachtstellung. Berlin war eine Stadt der Gegensätze: Die Licht- und Schattenseiten der erfolgreichen industriellen Revolution waren hier besonders deutlich sichtbar: die neuen Konsumtempel neben den elenden Lebensverhältnissen in den Hinterhöfen der Mietskasernen; der kaiserliche Prunk neben der kulturellen Avantgarde, die das soziale Elend thematisierte und vom Kaiser als “Rinnsteinkunst” diffamiert wurde.

In der Weimarer Republik verkörpert Berlin wie keine andere Stadt in Deutschland die Modernität der sogenannten “Goldenen Zwanziger Jahre”, aber das Tempo der Moderne weckte auch Ängste und Wut. Der kulturelle Aufbruch, die Emanzipation der Frauen, die neue Weltoffenheit mussten sich gegen Antisemitismus, Demokratiefeindlichkeit und Nationalismus behaupten.

Die Nationalsozialisten machten schließlich in der Wirtschaftskrise aus diesem Gemisch aus Angst und Vorurteilen eine schlagkräftige Bewegung, die eine Diktatur errichtete und von Berlin aus den Zweiten Weltkrieg begann. Berlin wurde aber auch zum Zentrum des Widerstands. Hier in Berlin haben nicht nur die Verschwörer des 20. Juli ihren Kampf gegen den nationalsozialistischen Machtapparat organisiert, sondern viele Berlinerinnen und Berliner haben verfolgten Menschen geholfen, sie in ihren Wohnungen und in den Kleingärten versteckt und mit Nahrungsmitteln versorgt. Wir haben das erfahren aus den Erzählungen von Inge Deutschkron, Hans Rosenthal, Michael Degen und vielen anderen. Auch das gehört zu unserem veränderten Geschichtsbild: Wir wissen inzwischen, dass es auch in der nationalsozialistischen Diktatur möglich war, menschliche Größe zu zeigen. Der Begriff “Rettungswiderstand” bezeichnet neuerdings diese stillen Heldentaten der sogenannten kleinen Leute. Lange Zeit wollten es viele nicht wahrhaben, dass es auch Alternativen gab zur Anpassung und zum Wegschauen.

Die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier in Berlin auf besonders drastische Weise auf engem Raum durchgeführt. In Berlin war der Kalte Krieg besonders deutlich spürbar und schließlich mit der Mauer quer durch die Stadt geradezu brutal sichtbar.

Nach der Euphorie des Mauerfalls mussten wir feststellen: Deutschland tut sich nach wie vor schwer mit seiner Hauptstadt: Die eigentlich selbstverständliche Entscheidung für die Hauptstadtfunktion Berlins fiel im Bundestag in Bonn nur mit knapper Mehrheit, und über die Finanzausstattung Berlins muss bald das Bundesverfassungsgericht entscheiden. Die Touristenzahlen steigen, und die Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland sind fasziniert von der Berliner Mischung aus alt und neu, aus glanzvoller Hochkultur und junger Szene. Aber das Misstrauen gegen Berliner Ansprüche und Erfolge ist überall spürbar, in den neuen und in den alten Bundesländern gleichermaßen.

Wenn wir die Zukunft Berlins gestalten wollen, dann müssen wir wohl beides in Rechnung stellen: Die Faszination die Berlin auslöst aber auch das Misstrauen, das ihm entgegen schlägt. Wir müssen uns anstrengen, aus eigener Kraft erfolgreich zu sein, und wir müssen uns bewusst bleiben, dass Berlin die Hauptstadt eines föderalen Landes ist mit vielen regionalen Zentren, die jeweils ihren entscheidenden Teil zum Ganzen beitragen.

Eigentlich dürfte uns das in Berlin nicht schwer fallen, denn Berlin ist selbst föderal strukturiert. Manche sagen, es sei eine Ansammlung von Dörfern. Auf jeden Fall ist ganz entscheidend für die Attraktivität Berlins die Tatsache, dass es mehrere Zentren gibt, dass sich eben nicht alles auf die Mitte konzentriert.

Wir feiern im nächsten Jahr 300 Jahre Charlottenburg, und wir wollen dieses Jubiläum dazu nutzen, den Beitrag der City West zur Berliner Zukunft stärker ins allgemeine Bewusstsein zu rücken. Vielleicht können Sie uns gerade hier, am Kurfürstendamm dabei unterstützen.

Charlottenburg entstand nicht wie so viele andere Städte rund um Berlin aus einem Dorf, sondern aus einem Schloss, und Charlottenburg-Wilmersdorf ist bis heute der einzige weibliche Berliner Bezirk.

Wenige Tage nach dem frühen Tod der 36jährigen Sophie Charlotte verfügte ihr Mann, der preußische König Friedrich I. am 5. April 1705, dass Schloss Lietzenburg nach ihr benannt werden sollte und dass die wenigen Häuser, die südlich vom Schloss entlang der heutigen Schlossstraße entstanden waren, Stadtrechte erhalten sollten, und diese Stadt sollte ebenfalls Charlottenburg heißen.

Sophie Charlotte war eine beeindruckende Frau. Sie hatte in den wenigen Jahren, in denen sie in ihrem Schloss residieren konnte, daraus einen Musenhof gemacht, der in ganz Europa viel beachtet wurde. Er wurde ein Zentrum der Philosophie, der Wissenschaften, der Künste und der Musik. Leibniz, Händel, Corelli und viele andere bedeutende Persönlichkeiten ihrer Zeit besuchten sie. Ein junger irischer Freidenker schwärmte von seinen Erlebnissen bei Sophie Charlotte: “Alles, was lebhaft und gebildet ist, kommt an ihren Hof, und man sieht zwei Dinge, die die Welt sonst füreinander zuwider hält, in voller Einigkeit beisammen, die Studien und Lustbarkeiten.” Daraus können wir schließen: Auch Sophie Charlotte hätte diese Ausstellung gefallen, die Ernst und Unterhaltung verbindet.

Heinz Ohff hat Sophie Charlottes Beitrag für Berlin so beschrieben: “Was bleibt, ist das Musenstädtische an der preußischen Hauptstadt. Es ist nie wieder aus Berlin ganz zu verbannen gewesen.”

Charlottenburg konnte diese Tradition ohne Sophie Charlotte zunächst nur schwer aufrecht erhalten. Die nachfolgenden preußischen Könige und Königinnen wählten Charlottenburg nur sporadisch zur Residenz. Die Stadt konnte ihre Bewohner zunächst nur mühsam ernähren und wurde zur Ackerbürgerstadt, die sich nur langsam entwickelte.

Im 19. Jahrhundert aber explodierte der Ort geradezu vor Vitalität und wurde zur reichsten Stadt Preußens. Ihre Bürgerinnen und Bürger machten sie zu einem bedeutenden Zentrum der Wissenschaft und der Kultur: Technische Universität, Universität der Künste, Deutsche Oper, Theater des Westens und Schillertheater entstanden damals als bürgerliche Alternativen zu den staatlichen Einrichtungen in Berlin. Die kulturellen Einrichtungen der Stadt entstanden auf bürgerliche Initiative und mussten ohne staatliche Förderung auskommen.

Zum 200. Geburtstag spendierten sich die Charlottenburger ein Rathaus, das Kaiser Wilhelm II gar nicht gefiel. Er nahm jetzt einen anderen Weg vom Berliner Stadtschloss zum Schloss Charlottenburg, weil er es unerhört fand, dass der Turm des Rathauses höher war als die Schlosskuppel. Bürgerlicher Stolz passte nicht in sein obrigkeitsstaatliches Weltbild.

Charlottenburg boomte und brachte 1920 nicht nur die City West nach Berlin, sondern hier entwickelte sich auch der neue Messe- und Medienstandort und schließlich seit Mitte der 20er Jahre das Sportzentrum Berlins, in dem dann in den 30er Jahren das Olympiastadion entstand.

Charlottenburg und Wilmersdorf waren die beiden Berliner Bezirke mit dem höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung, und die jüdischen Bürgerinnen und Bürger hatten mit ihrem Engagement viel zur Entwicklung der Moderne und zu ihrem Erfolg beigetragen – als Künstler, Mäzene, Wissenschaftler, Ärzte, Rechtsanwälte, Bankiers, Kaufleute und Industrielle.

Der Nationalsozialismus hat gerade in unserem Bezirk durch die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bewohner nicht nur Menschenleben zerstört, sondern auch die Substanz der kulturellen und gesellschaftlichen Identität.

Auf diese innere Zerstörung folgte die äußere Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Die Ruine der Kaiser- Wilhelm-Gedächtniskirche ist bis heute eines der eindrucksvollsten Mahnmale, das an diese Zerstörung erinnert.

In der Nachkriegszeit wurde Charlottenburg zum Zentrum West-Berlins, zum Schaufenster des Westens. Mit den Internationalen Filmfestspielen kamen schon in den 50er Jahren wieder Glanz und Prominenz aus aller Welt nach Berlin. Mit dem Mauerbau wurde diese Rolle Charlottenburgs nur noch bestärkt: Mit dem Europa-Center entstand ein weithin leuchtendes Symbol der Überlebenskraft und des wirtschaftlichen Wohlstands. Der Kurfürstendamm wurde zum Mythos und zum Symbol der Sehnsucht: 1985 präsentierte ihn der Film “Einmal Ku’Damm und zurück” als Hauptziel aller ostdeutschen Wünsche. Der 9. November 1989 wurde dann auch mit einer nicht enden wollenden Trabi-Parade auf dem Kurfürstendamm gefeiert.

Nach der Wende konzentrierte sich verständlicherweise die Aufmerksamkeit zunächst auf die alte Mitte, und manchen schien es so, als ob aus dem ehemals “Neuen Westen” plötzlich der alte Westen geworden sei. Das West-Berlin der Mauerzeit erschien wie ein alter Zopf, den man ohne große Verluste abschneiden könne.

Inzwischen haben viele die City West wieder entdeckt. Szenelokale gibt es nicht mehr nur am Kollwitzplatz sondern auch wieder in der Schlüterstraße. Und das hat mit der Geschichte zu tun. Die City West ist eben kein Relikt aus Mauerzeiten, sondern sie hat eine sehr viel ältere Tradition. Sie entstand am Ende des 19. Jahrhunderts in Charlottenburg und Wilmersdorf rund um den Kurfürstendamm, und sie wurde in den 20er Jahren die “City-Filiale” Berlins genannt. Wenn wir jetzt auf diese Tradition verweisen, dann geht es uns um die Zukunft. Denn die Zukunft Berlins liegt eben auch in Charlottenburg-Wilmersdorf, und diese Zukunft entwickelt sich aus einer spannenden, vielfältigen Geschichte: das neue Olympiastadion, die vielen Neubauten am Kurfürstendamm und die gerade neu entstehende Spreestadt rund um das KPM-Quartier und die Mercedes-Welt zwischen Landwehrkanal und Spree stehen für die Vitalität unseres Bezirks und für seinen Beitrag zur Zukunft Berlins.

Allein der Kurfürstendamm ist einer der beeindruckendsten Spiegel der deutschen Geschichte seit mehr als 100 Jahren. Er war immer umstritten, und die einzige Konstante war immer der permanente Wandel. Deshalb wird einer der Beiträge unseres Heimatmuseums zum Jubiläum eine Ausstellung sein, in der die Geschichte des Kurfürstendammes Haus für Haus erzählt wird.

Auch jeder andere der 12 Berliner Bezirke hat eine eigene Geschichte und trägt etwas bei zur Vielfalt unserer Stadt. Ich bin sehr dafür, diese Vielfalt zu stärken und die Eigenständigkeit der Berliner Bezirke zu betonen. Wenn manche den Weg aus der finanziellen Misere Berlins im Zentralismus suchen, dann scheint mir dies der falsche Weg zu sein. Gerade die jüngere Geschichte lehrt uns, dass die Fehlentscheidungen, die zu den großen finanziellen Problemen der Gegenwart geführt haben, nicht auf der Ebene der Bezirke gefällt wurden, sondern auf zentraler Ebene und meist gegen die Einwände aus den Bezirken, wo wir vor Ort in Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern oft genauer erkennen, was nötig und möglich ist als am grünen Tisch einer Senatsverwaltung.

Berlin entstand nicht wie andere Städte aus einem Kern, der sich allmählich vergrößerte, sondern Berlin wurde in seiner heutigen Form 1920 gebildet aus 12 Großstädten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken. Die Vielfalt der Traditionen dieser einzelnen Orte ist bis heute spürbar, wenn Sie in die einzelnen Bezirke und ihre Kieze gehen, und diese Vielfalt macht den Reiz unserer Stadt aus – für ihre Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für ihre Gäste.

Es gibt unendlich viel zu erzählen in Berlin und über Berlin. Und wir müssen es immer wieder neu erzählen. Deshalb hoffe ich, dass Sie uns Ihre “Story of Berlin” noch lange und immer wieder neu präsentieren. Ich gratuliere Ihnen noch einmal zum fünften Geburtstag, und ich wünsche Ihrer Geschichtsausstellung für die Zukunft viel Erfolg.

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