an dem Haus Kurfürstendamm 50 am 2.5.2002, 15.00 Uhr
Sehr geehrter Herr Prof. Zimmermann!
Sehr geehrter Herr Kley!
Sehr geehrte Frau Dr. Bröhan!
Sehr geehrte Damen und Herrn!
Herzlich willkommen zur Enthüllung einer Gedenktafel für Michael Bohnen. Lassen Sie mich zunächst den drei Posaunisten von der Deutschen Oper Berlin danken. Sie haben sich bereiterklärt, diese kleine Feierstunde musikalisch einzurahmen und dabei in Kauf genommen, dass die akustischen Bedingungen dafür nicht besonders günstig sind. Sie haben für uns zu Beginn eine Posaunensonate des Barockkomponisten Daniel Speer gespielt und werden mit einem Werk des gleichen Komponisten diese Veranstaltung auch abschließen. Herzlichen Dank dem Posaunentrio der Deutschen Oper: Sebastian Krol, Wolfgang Wiest und Thomas Richter.
Herzlichen Dank auch dem Generalintendanten der Deutschen Oper, Prof. Udo Zimmermann. Er hat sich spontan bereit erklärt, Michael Bohnen, der einer seiner Vorgänger war, mit einem Redebeitrag zu würdigen, und er hat für die musikalische Begleitung gesorgt. Vielen Dank dafür.
Zu danken habe ich auch Frau Dr. Margit Bröhan. Sie hat als Besitzerin dieses Hauses sofort zugestimmt, als wir sie nach der Erlaubnis fragten, hier eine Gedenktafel für den großen Sänger und Intendanten anbringen zu dürfen. An anderer Stelle mussten wir leider feststellen, dass dieses Einverständnis von Hausbesitzern nicht selbstverständlich ist. Um so mehr möchte ich mich bei Frau Dr. Bröhan für ihr Entgegenkommen bedanken.
Der Bildhauer Reinhard Jacob hat die Tafel entworfen, hergestellt und angebracht. Er hat dabei eng mit unserem Denkmalpfleger zusammengearbeitet, denn dieses Haus steht unter Denkmalschutz. Sie werden sehen, dass er die Tafel speziell für den Platz an diesem Haus gestaltet hat. Er musste dabei von der sonst üblichen Größe abweichen, damit sich die Tafel harmonisch in die Fassade einpasst. Und auf Harmonie kommt es ja gerade bei der Ehrung eines Musikers wohl vor allem an. Auch bei Herrn Jacob möchte ich mich für seine Arbeit herzlich bedanken.
Ganz besonders freue ich mich, Herrn Josef W. Kley aus Köln bei uns begrüßen zu dürfen. Wir hatten schon viel schriftlichen und telefonischen Kontakt, aber persönlich kennen gelernt hatten wir uns noch nicht. Herr Kley ist ein Kenner und Verehrer von Michael Bohnen. Er ist ihm selbst begegnet und engagiert sich seit Jahren für ihn. Unter anderem hat er für die Veröffentlichung einer Reihe von CDs mit ihm gesorgt. Herr Kley hat sich an uns gewandt und angeregt, eine Gedenktafel für Michael Bohnen an seinem langjährigen Wohnhaus hier am Kurfürstendamm 50 anzubringen. Herr Kley hat die Tafel nicht nur angeregt, sondern sich auch bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen, und er hat die Vorbereitung und Entstehung dieser Tafel sehr aufmerksam und aktiv begleitet. Vielen Dank dem Sponsor und vielen Dank auch dafür, dass Sie heute gekommen sind.
Ich freue mich, dass wir den großen Sänger und Opernintendanten Michael Bohnen mit einer Gedenktafel an diesem Haus ehren können. Er lebte hier von 1932 bis 1965. Vielen gilt er als der bedeutendste Bassbariton Deutschlands im 20. Jahrhundert. Von 1945 bis 1947 hat er als Intendant der damaligen Städtischen Oper Charlottenburg das Haus in den ersten Nachkriegsjahren geführt und damit den Grundstein für die heutige Deutsche Oper gelegt.
Bohnen wurde heute vor 115 Jahren, am 2. Mai 1887 in Köln geboren, und er starb am 26. April 1965 in Berlin. Herr Kley hat viel Wert darauf gelegt, dass Köln und Berlin auf der Gedenktafel erwähnt werden, und ich denke, dass es nicht verkehrt ist, wenn sich die beiden Städte den großen Sänger teilen. Allerdings sollten wir in jedem Fall auch New York nicht vergessen, denn an der dortigen Metropolitan Opera war Michael Bohnen in den 20er Jahren ein großer Star.
Wenn wir heute an Michael Bohnen erinnern, dann erinnern wir damit auch an eine lange, wechselhafte, große Geschichte der Deutschen Oper Berlin. 1912 als “Deutsches Opernhaus” an der Bismarckstraße in der damals noch selbständigen Stadt Charlottenburg gegründet, war sie zunächst eine Bürgeroper. Sie wurde dann zur “Städtischen Oper. Sogar in den unmittelbaren Nachkriegsjahren, mitten in der Ruinenlandschaft Berlins hat sie unter Bohnens Leitung als eine von zwei Opern ihren wichtigen Beitrag zur wiedererwachenden Kultur in Berlin geleistet, damals im Theater des Westens als Ausweichspielstätte.
Es wäre unbegreiflich, wenn es uns heute nicht gelingen sollte, ein Opernangebot aufrechtzuerhalten, das unserer Hauptstadt würdig ist und das jährlich Tausende Gäste nach Berlin lockt. Ich verspreche dem Intendanten Herrn Prof. Zimmermann und allen Opernfreunden, dass wir im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf alles tun werden, um die Deutsche Oper Berlin zu erhalten. Sie ist eine der größten Attraktionen der westlichen City Berlins, und die kreative Konkurrenz der beiden Berliner Citys ist seit mehr als 100 Jahren eine der Hauptattraktionen Berlins. Deshalb ist die Erhaltung und Weiterentwicklung der kulturellen Attraktivität des Berliner Westens geradezu lebensnotwendig für unsere Stadt. Die Deutsche Oper gehört an erster Stelle mit dazu.
Michael Bohnen wurde 1952 mit dem Goethepreis der Stadt Berlin (Ost) ausgezeichnet. In Berlin-Neukölln erinnert seit 1976 der “Michael-Bohnen-Ring” an ihn, und auf dem Friedhof Heerstraße hat Berlin sein Grab als Ehrengrab übernommen. Heute können wir nun auch mit einer Gedenktafel an seinem früheren Wohnhaus an den großen Sänger und Opernintendanten Michael Bohnen erinnern. Ich danke noch einmal allen, die dazu beigetragen haben und freue mich jetzt, von Prof. Zimmermann und von Herrn Kley mehr zu hören über Michael Bohnen, seine Bedeutung und seine Leistungen.