Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen zur Ausstellungseröffnung der UNICEF "Kindersoldaten" am 19.12.2001, 11.00 Uhr im Rathaus Charlottenburg

Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

zur Ausstellungseröffnung der UNICEF "Kindersoldaten"

am 19.12.2001, 11.00 Uhr im Rathaus Charlottenburg

Sehr geehrter Herr Schwarz!
Sehr geehrte Frau Besli-Hueck!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kinder!

In der Vorweihnachtszeit stehen die Kinder im Mittelpunkt. Sie sollten jedenfalls im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stehen. Denn das Weihnachtsfest ist zuallererst das Fest der Kinder. Unsere Kinder freuen sich darauf, Geschenke zu erhalten. Sie stellen selbst Geschenke für ihre Eltern und Geschwister her, und viele bereiten sich darauf vor, mit Musik oder Gedichten oder anderen eigenen Beiträgen das Weihnachtsfest mit zu gestalten.

Diese Ausstellung von UNICEF erinnert uns daran, dass es auch Kinder gibt, die sich nicht auf Weihnachten freuen können, die keinen Sinn für Weihnachten mehr haben, weil sie von Erwachsenen auf schreckliche und brutale Weise missbraucht werden.

Anders als die spektakuläre Kriegsberichterstattung vermuten lässt, kommen durch Kleinwaffen mehr Menschen ums Leben als durch schwere Bombardierungen. Viele dieser Kleinwaffen waren und sind in Kinderhand, und Kinder sind von dieser Art der Kriegsführung besonders grausam betroffen. Sie sind zu besonders hohen Risiken bereit und werden nicht selten als “Kanonenfutter” missbraucht, eine besonders abscheuliche Form des Kindesmissbrauchs.

UNICEF-Deutschland hat in diesem Jahr eine Unterschriftenaktion gegen die Beteiligung von Kindern am Krieg durchgeführt und im Juni Außenminister Fischer mehr als 200.000 Unterschriften übergeben, die an die UNO in New York weitergeleitet wurden. Die Ausstellung versteht sich auch als Fortsetzung dieser Aktion.

Ich hoffe sehr, dass die Ausstellung dazu beiträgt, diesen Missbrauch von Kindern zu unterbinden. Wir können wohl nicht mehr tun, als informieren, aufklären und appellieren. Kinder sind unsere Zukunft, und wir sind verpflichtet, ihnen eine Zukunft zu geben, ihnen eine persönliche Entwicklung zu ermöglichen, sie ihren eigenen Weg finden zu lassen.

Dazu gehört auch, dass sie die Kultur kennenlernen, aus der heraus sie kommen, dass sie ihre Begabungen entdecken und ausbilden können, dass mit Spaß und Freude ihre Fähigkeiten präsentieren können.

Ich danke herzlich Frau Besli-Hueck, dass sie nicht nur unserer Einladung gefolgt ist, sondern auch gleich noch ihre Kinderbauchtanzgruppe mitgebracht hat. Wir haben Frau Besli-Hueck vor einigen Wochen die Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermedaille verliehen.

Frau Besli-Hueck ist Türkin, mit einem Deutschen verheiratet und hat 3 Kinder. Über Jahre war sie Elternsprecherin an der Eosander-Schinkel-Grundschule, und sie hat in dieser Eigenschaft viel beigetragen zur Integration von Kindern und vor allem auch von Eltern mit nicht-deutscher Herkunftssprache. Bis heute leitet sie eine Tanz-AG in der Schule.

Nach der großen Erdbebenkatastrophe in der Türkei hat sie mit großer Energie in den Schulen unseres Bezirks Hilfsmittel und Spenden in Höhe von mehr als 600.000.- DM gesammelt und in mehreren Flugzeugladungen in die Türkei geschickt. Daraus sind eine Reihe von dauerhaften Kontakten mit türkischen Schulen entstanden, und als Ergebnis der Hilfsaktion ist eine neue Schule in der Türkei schon fast fertiggestellt. Mit der Verleihung der Bürgermedaille wollten wir unseren Dank und unsere Anerkennung für dieses große ehrenamtliche Engagement zum Ausdruck bringen. Ich freue mich sehr, Frau Besli-Hueck, dass Sie sich spontan entschlossen haben, heute die Kinder Ihrer Bauchtanzgruppe mitzubringen und mit ihnen diese Ausstellungseröffnung zu bereichern.

Herzlich willkommen! Mit ihrer heutigen Aufführung wollen sie uns sagen: Die Kinder auf der ganzen Welt sollen tanzen können. Sie sollen sich freuen und ihre Freude zeigen dürfen. Es ist wohl die schönste Form des Protests gegen Kindesmissbrauch, die sich denken lässt.

Ich bin gespannt auf den Tanz. Ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg und uns allen ein friedvolles, fröhliches Weihnachtsfest und ein gutes, glückliches neues Jahr.

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