Sehr geehrter Herr Dr. Leibfried!
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bonanni!
Sehr geehrter Herr Patzschke!
Sehr geehrte Bauarbeiter!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn wir in der Vergangenheit im Rahmen einer Stadtrundfahrt unseren Bezirk präsentiert haben und durch die Württembergische Straße kamen, dann haben wir öfters auch die Kleingärten der Kolonie Württemberg vorgestellt, als Laubenpieper-Idyll mitten in der City, nur wenige Meter entfernt vom Kurfürstendamm.
Viele Menschen in unserem Bezirk wollten diese Kleingartenkolonie erhalten, nicht nur, weil sie diese Besonderheit darstellte und weil viele der Kleingärtner ihre 45 Parzellen hier nicht aufgeben wollten, sondern auch weil der Verlust einer grünen Lunge des Bezirks befürchtet wurde und weil eine citynahe Grün- und Erholungsfläche verloren zu gehen drohte, die ja zumindest teilweise auch für die Öffentlichkeit zugänglich war.
Aber auch wenn dieses Gelände noch nie bebaut worden war, so war es doch schon immer Baugelände. Bereits Anfang der 1920er Jahre, kurz nach dem Ersten Weltkrieg wurde hier eine große Garagenanlage mit Tankstelle geplant. Das haben damals kritische Bürgerinnen und Bürger verhindert – nicht zuletzt durch den Hinweis auf die Schule in der Emser Straße und die Gefährdung der Schülerinnen und Schüler durch den zu erwartenden Autoverkehr.
In der Zeitung “Der Berliner Westen” war am 24. Januar 1925 zu lesen:
“Auf dem freundlichen Gartengelände an der Württembergischen Straße zwischen Pariser und Düsseldorfer Straße soll eine Auto-Garage für 200 Autos gebaut werden. Damit ist die Ruhe der Anwohner am Tage und in der Nacht dahin, und vor allem wird den Kindern ihr sonniger Spielraum dicht vor den Türen ihrer Häuser genommen, weil es keine Mutter mehr wagen wird, bei dem zu erwartenden lebhaft gesteigerten Autoverkehr ihre Kinder ohne Aufsicht über die Straße zu schicken. Dazu kommt, dass die Luft durch die vielen Gase verpestet und zeitweise geradezu gesundheitsschädlich werden wird. In der schweren Zeit, in der wir jetzt leben, brauchen wir gesunde Nerven und gesunde Kinder, und es wäre deshalb aufs tiefste zu bedauern, wenn die Baupolizei den Bau genehmigen und dadurch die Anwohner schwer schädigen würde.”
Soweit das Zitat von 1925.
Seit 1926 wurden dann als Provisorium Kleingärten auf dem Baugelände eingerichtet. Und wieder hat sich die alte Erfahrung bewahrheitet: Nichts hält so lange wie ein Provisorium.
Anfang der 1960er Jahre wurde das Grundstück an eine Versicherung verkauft, die es bebauen wollte, aber schließlich kaufte es das Land Berlin und sicherte den Standort für eine irgendwann vielleicht zu errichtende Schule. Auch eine geplante Sporthalle wurde schließlich wieder aufgegeben. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits Bildungs- und Sportstadtrat.
Erst als die Schutzfrist für die Kolonie Württemberg 2004 ablief, rückte die Bebauung näher.
Aus einem zunächst geplanten Wellness-Center mit Schwimmhalle wurde nichts, aber als dann die Bauwert Investment Group Eigentümer wurde, nahmen die Pläne konkrete Formen an.
Benachbarte Wohnungseigentümer klagten zwar erfolgreich gegen den neuen bezirklichen Bebauungsplan, aber damit konnte eine Bebauung nicht verhindert werden, denn wie gesagt: Dieses Gelände war immer schon Baugelände. So trat der alte Bebauungsplan wieder in Kraft, und mit der Aufgabe der nicht mehr erforderlichen Vorhaltung des Schulstandortes wurde der Weg frei für eine Wohnbebauung.
Kaum ein Bauprojekt in unserem Bezirk ist so lange und so intensiv diskutiert und problematisiert worden wie dieses – schon in der Wilmersdorfer Bezirksverordnetenversammlung und dann seit 2001 auch in der BVV des neuen Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Schließlich einigte sich das Bezirksamt mit dem Eigentümer und Bauträger auf das Konzept, dessen Realisierung jetzt im Rohbau sichtbar ist.
Es wird hier nicht nur hochwertige Wohnungen in sehr guter Lage geben, sondern auch einen öffentlich durchgängigen Weg, der mit Bänken, Plätzen und Ruhezonen auch zum Aufenthalt einlädt.
Es ist ein alter Plan des Bezirks, einen Spazierweg zu schaffen, der vom Olivaer Platz über den Preußenpark und das Stadiongelände bis zum Grunewald führt. Dieser Plan wird mit den Rosengärten wieder ein wenig greifbarer und erlebbarer.
Der Name “Rosengärten” erinnert an die Kleingärten, aber er bezieht sich natürlich auch auf die Zukunft dieses attraktiven Wohnquartiers, das hier neu entsteht. Denn in den großzügigen Grünanlagen und Vorgärten sollen 44 verschiedene Rosensorten blühen. Die Bauwert Investment Group hat mit dieser Idee die Geschichte dieses Geländes aufgegriffen und sie zeitgemäß in unsere Gegenwart weiter geführt.
Wenn bereits heute, ein Jahr vor der Fertigstellung, fast alle der 214 Wohnungen verkauft sind und davon 70 vermietet wurden, dann spricht das für den Bedarf. Hier wurde marktgerecht investiert.
Mit den “Rosengärten” entsteht neuer Wohnraum, der in Charlottenburg-Wilmersdorf durch eine hohe Zuzugsrate sowie eine Haushaltsvereinzelung stark nachgefragt ist. Die Realisierung der “Rosengärten” ist ein wichtiger Schritt, dem Bedarf, vor allen Dingen auch an einer Vielfalt von Mietwohnungen, im Bezirk gerecht zu werden.
Mir ist wichtig, auf diese Vielfalt auch in Zukunft zu achten, das heißt den Bau von Wohnungen auch für breite Bevölkerungskreise in der City West zu realisieren, um die Attraktivität der City West für alle zu steigern.
Im letzten Jahr hatte ich die Freude, gemeinsam mit Dr. Leibfried und Oberbauleiter Kadow die Kinderbaustelle zu eröffnen. Das war eine wunderbare Idee. Die Kinder konnten einen Blick hinter die Kulissen der Baustelle werfen und sie realitätsnah kennen lernen. Unter dem Motto „Eine Baustelle zum Anfassen“ konnten sie sich an verschiedenen Stationen unter fachkundiger Anleitung selbst ausprobieren. Natürlich wurden sie mit Handwerkszeug, Helmen, Handschuhen und T-Shirts ausgestattet. Dieses tolle Angebot des Bauherrn kam sehr gut an. Die Termine waren frühzeitig ausgebucht, und die Kinder waren mit großem Eifer bei der Sache.
Dieses Engagement, das weit über die Verpflichtungen eines privaten Investors hinausgeht, ist bezeichnend für das gesamte Bauprojekt: Hier wurde mit privaten Investitionen eine gute Mischung aus privatem und öffentlich nutzbarem urbanem Raum geschaffen.
Dafür danke ich herzlich allen Verantwortlichen und allen anderen an der Planung und Ausführung Beteiligten.
Künftig wird dieses Gelände vielleicht nicht mehr so sehr Thema von Stadtrundfahrten durch den Bezirk sein, dafür umso geeigneter für die Kiezspaziergänge, die wir in jedem Monat mit großem Erfolg anbieten.
Ich wünsche diesem Bauprojekt für die Baurealisierung weiterhin gutes Gelingen und sehe der Einweihung Anfang 2013 mit großer Vorfreude entgegen.