Sehr geehrte Exzellenz, Sir McDonald!
Sehr geehrter Herr Senator Czaja!
Sehr geehrter Herr Fixson!
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hetzer!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die bewegte Geschichte des Paulinenkrankenhauses ist auf vielfältige Weise mit der Charlottenburger Geschichte verbunden.
Bereits 1903 wurde der “Verein Paulinenhaus für Kranken- und Kinderpflege e.V.” gegründet. Er gab sich diesen Namen nach der 1820 verstorbenen Fürstin Pauline zur Lippe, die 1802 die erste Kleinkinder-Bewahrungsanstalt in Deutschland gegründet hatte.
Noch im Gründungsjahr 1903 eröffnete der Paulinenhaus-Verein in der Mommsenstraße eine Kinderheilstätte. Das erste Vorgängerkrankenhaus gab es also bereits 1903 in Charlottenburg.
Charlottenburg war damals eine selbständige Großstadt und galt als reichste Stadt Preußens. Zwei Jahre später, 1905, wurde das Rathaus Charlottenburg eröffnet und allgemein als Ausdruck eines stolzen Bürgertums empfunden. Im Charlottenburger Magistrat legte man Wert auf eine aktive und engagierte Bildungs- und Sozialpolitik, wobei Bildung insbesondere auch den unteren Bevölkerungsschichten zugute kommen sollte und damit als Teil der Sozialpolitik verstanden wurde.
Das galt auch für die Gesundheitspolitik. 1901 wurde das Städtische Bürgerhaus-Hospital, das sogenannte Siechenhaus, eröffnet, ein Prachtbau an der Mollwitzstraße neben dem Schloss Charlottenburg. 1904 wurden die ersten Pavillonbauten des Krankenhauses Westend eröffnet.
Die Kinderheilstätte des Paulinenhaus-Vereins passte also sehr gut nach Charlottenburg. Sie zog 1906 um in die Ebereschenallee 36 im Charlottenburger Villenviertel Westend. Allerdings wurde dort bald der Mietvertrag gekündigt. Deshalb entschloss sich der Verein, um die Ecke, an der Eschenallee 28-30 ein Grundstück zu kaufen und ein eigenes Haus zu errichten, das Paulinenhaus. Es wurde zwar am 25. November 1912 feierlich eingeweiht, aber der Betrieb konnte erst Anfang 1913 beginnen.
In der Chronik heiß es dazu ein wenig nebulös, dass noch “mancherlei Einrichtungs- und Organisationsfragen” geklärt werden mussten.
Dieser Vorgang kommt uns heute durchaus bekannt vor und erinnert an so manche Verschiebung von Eröffnungsterminen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben. Jedenfalls wurde das Paulinenhaus dann 1913 tatsächlich eröffnet, und deshalb können wir heute das 100jährige Jubiläum des Hauses feiern, allerdings nicht an der Eschenallee, sondern hier am Dickensweg.
Das wiederum hat nicht nur mit der Geschichte des Hauses zu tun, sondern mit der Geschichte Charlottenburgs und mit der Geschichte Berlins insgesamt, und deshalb freue ich mich sehr darüber, dass heute auch der britische Botschafter, seine Exzellenz Sir Simon McDonald, an diesem Festakt teilnimmt.
Aber bevor der britische Anteil an der Geschichte des Hauses beginnt, kommt die Firma Siemens ins Spiel. 1916 löste im Paulienhaus-Verein Eleonore von Siemens die Gründungsvorsitzende Thusnelda Arndt ab, und damit begann die Zusammenarbeit mit der Firma Siemens, die bis 1982 dauerte. In den 1920er Jahren wurde das Paulinenhaus zum Betriebskrankenhaus der Berliner Siemens-Firmen, die das Haus mit einem hohen Aufwand modernisierten.
Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus seit 1951 erneuert und ausgebaut. Mehr und mehr wurde das Paulinenhaus zum eigenständigen Kiezkrankenhaus, die Zahl der Behandlungen von Siemens-Beschäftigten ging kontinuierlich zurück, so dass Siemens 1982 schließlich sein Engagement beendete.
Nach Schließungsplänen seit den 1970er Jahren, wurde das Paulinenkrankenhaus 1993 zum Partner des 1986 eröffneten Deutschen Herzzentrums Berlin.
Nach dem Abzug der britischen Soldaten übernahm es 1994 das ehemalige britische Militärkrankenhaus am Dickensweg 25-39. Das Haus an der Eschenallee wurde verkauft. Inzwischen ist dort eine NovaVita Pflegeresidenz untergebracht.
Das Paulinenkrankenhaus zog 2001 in das umgebaute und erneuerte Haus am Dickensweg um und wurde am 27.9.2002 als neues Paulinenkrankenhaus feierlich eröffnet. Seither übernimmt es die herzchirurgische Nachsorge für die Patientinnen und Patienten des Deutschen Herzzentrums. 2005 wurde zusätzlich ein Kooperationsvertrag mit der Charité geschlossen – ebenfalls für die Nachsorge nach Herzoperationen.
Nach dieser bewegten Geschichte wünsche ich dem Haus und allen seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für seine weitere Entwicklung etwas ruhigere Zeiten mit einer langfristig gesicherten Perspektive, viel medizinischen Erfolg für die Patientinnen und Patienten und alles Gute – mindestens bis zur 100-Jahr-Feier dieses neuen Hauses im Jahr 2102 und möglichst darüber hinaus.