Sehr geehrte Frau Marcone!
Sehr geehrter Herr Marcone!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie aus einer schrecklichen Gewalttat eine für uns alle vorbildliche Aktion gegen Gewalt und für gegenseitige Achtung und Zivilcourage werden kann, das zeigen Sie, die Familie Marcone, uns derzeit auf beeindruckende Weise.
Am 17. September 2011 wurde Giuseppe Marcone am Kaiserdamm zu Tode gehetzt. Die Mutter Vaja Marcone und der Bruder Velin Marcone haben gemeinsam die Giuseppe Marcone Stiftung gegründet, um an ihn und andere Gewaltopfer zu erinnern.
An seinem 25. Geburtstag, am 14. Juni des letzten Jahres, haben sie auf dem Mittelstreifen des Kaiserdamms in der Nähe des Ortes der Gewalttat am U-Bahnhof Kaiserdamm einen Baum gepflanzt und eine Gedenktafel enthüllt.
Ich habe diesen Gedenkort schon mehrmals besucht, unter anderem auch am 13. Juli mit rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines Kiezspazierganges. Als ich damals die Hintergründe erläutert und den Text der Gedenktafel vorgelesen habe, herrschte eine konzentrierte, gespannte Aufmerksamkeit. Man hat das sogar im Großstadtlärm am Kaiserdamm gespürt.
Die Inschrift lautet:
“‘Ein Engel kam, lächelte und kehrte um.’
An dieser Stelle wurde Giuseppe Marcone
am 17. September 2011 im Alter von 23 Jahren
durch gewalttätige Jugendliche in den Tod gehetzt.
Möge sein Schicksal den Menschen Mahnung sein,
einander mit Achtung und Respekt zu begegnen.”
Jetzt setzen sie das Kunstprojekt “Lichter des Respekts” in die Tat um, das von der Künstlerin Sofia Camargo und dem Künstler Thomas E.J. Klasen entwickelt wurde.
Entlang des Lietzensees sollen von heute an für vier Wochen rund 200 individuell gestaltete Laternen und Lampions fachmännisch installiert und ausgestellt werden.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich bei der gemeinsamen kreativen Gestaltung der Laternen kennen und schätzen gelernt haben, wollen damit den Winter in ein Fest der Freude verwandeln. Und hier ist der Winter nicht meteorologisch gemeint, sondern er bezieht sich auf unsere Gefühle.
Ich danke Ihnen, Frau Marcone, und Ihrem Sohn dafür, dass sie uns alle daran teilnehmen lassen, wie sie aus ihrer Trauer hoffnungsvolle Aktionen entwickelt haben – ganz im Sinne des verstorbenen Giuseppe Marcone. Ich bewundere Ihre Stärke und Ihren Lebensmut.
Aus dem Tod Ihres Sohnes haben Sie eine optimistische Mahnung an uns alle zur Verständigung, zu gegenseitiger Achtung und Zivilcourage gemacht.