Testament of Bucha: Ukrainisch-deutsche Ausstellung warnt vor den Schrecken des Kriegs

Testament of Bucha

Pressemitteilung vom 19.08.2022

  • Ukrainische und deutsche Partner und Behörden haben sich zusammengetan, um ein authentisches Stück der Tragödie von Bucha auf dem Kurfürstendamm auszustellen.
  • Bei dem Exponat handelt es sich um ein verbranntes Auto, in dem vier Zivilistinnen bei einem russischen Angriff ums Leben kamen.
  • Eine Reihe von Videos unabhängiger ukrainischer Medien und Journalist:innen erzählen die Geschichte der Opfer

„Testament of Bucha“ heißt eine Kultur- und Bildungsveranstaltung, die am Montag, 22. August, um 11 Uhr auf dem George-Grosz-Platz in Charlottenburg eröffnet wird und bis 15. September zu sehen sein wird.

Das ukrainisch-deutsche Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die Aufmerksamkeit der deutschen und europäischen Gesellschaft auf die Ereignisse in der Ukraine zu lenken. Im Mittelpunkt der Installation steht ein zerschossener, ausgebrannter Pkw, in dem vier Zivilistinnen, die aus Bucha fliehen wollten, von der russischen Armee getötet wurden. Die Szene dieses zerstörten Autos steht im Kontrast zur geordneten Umgebung des Kurfürstendamms und konfrontiert so die Besucher:innen mit der Realität des Krieges und dem täglichen Kampf der Ukrainer:innen.

Das Projekt wird von Andriy Radnyuk und Roman Semenyshyn-Braescu initiiert und präsentiert. Beide sind Ukrainer und traten zu Beginn des Kriegs in die Reihen der Territorialverteidigung ein, um ihre Heimat zu schützen. Sie sind bereit, ihre Erfahrungen und ihr Verständnis für die Konfliktsituation weiterzugeben.

Andriy Radnyuk, Leiter des Projekts auf ukrainischer Seite und Geschäftsführer der NGO Sinergicon:

bq. Wir tragen die Folgen des Krieges nach Berlin, damit die Besucher:innen der Installation verstehen, was unser Land durchgemacht hat und immer noch durchmacht. Wir möchten die Erfahrungen der Ukraine weitergeben, damit sich die Tragödie von Bucha nirgendwo anders ereignet. Denn jeder und jede hätte in diesem Auto sitzen können. Für uns ist es wichtig, ein authentisches Erlebnis zu schaffen und die Fakten über den Krieg zu erzählen, ohne dass die russische Propaganda eingreift.

Die Geschichte hinter dem Auto
Während der russischen Besetzung von Bucha versuchten die 53-jährige Tamila Mishchenko, ihre 14-jährige Tochter Hanna Mishchenko sowie zwei weitere Frauen aus Bucha zu fliehen. Noch in der Stadt stießen sie auf russische Schützenpanzer und wurden getötet. In einem ergänzenden Video, das von investigativen Journalist:innen des Projekts „СХЕМИ“ (Skhemy) von Radio Svoboda unterstützt wird, spricht Tamilas älterer Sohn Yevgeniy Mishchenko über die Reise seiner Mutter und seiner Schwester.

Die Massaker in Bucha sind ein Beweis für die brutalen Verbrechen und Gräueltaten an der Zivilbevölkerung der Ukraine. Das zerbombte Auto, das auf die Straßen Berlins gebracht wird, ist ein wichtiges Artefakt und ein Zeuge dieser schrecklichen Ereignisse. Ereignisse, die sich auch in anderen europäischen Städten zutragen könnten, wenn der Krieg in der Ukraine nicht gestoppt wird. Die Tatsache, dass dieser Krieg nebenan stattfindet, ist eine der Schlüsselbotschaften von “Testament von Bucha”. Das begleitende Videomaterial vor Ort von StopFake.org und Radio Svoboda, einer unabhängigen ukrainischen Journalistenorganisation, vervollständigt die Geschichte dieses Vorfalls.

Organisatoren auf deutscher Seite
In Berlin findet das Projekt von Oleksandr Shpak, Balletttänzer am Staatsballett Berlin, Produzent der Benefiz-Gala „Ballet for Life by Iana Salenko“ und der Regnum Legis gGmbH in Zusammenarbeit mit der Abteilung Ordnung, Umwelt, Straßen- und Grünflächenamt des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin unter der Schirmherrschaft des Botschafters der Ukraine in Deutschland, Dr. Andriy Melnyk, statt.

Oskar Lienemann, Sprecher der Regnum Legis gGmbH:

bq. Der Angriffskrieg ist die maximale Aggression gegen ein Staatsgebilde und damit der maximale Angriff auf die Rechtsordnung eines Landes. Das Recht darf nicht dem Unrecht weichen.

Anastasia Pasechnik und Borys Artukovych von der Ukrainischen Kulturgemeinschaft (UCC):

bq. Niemand der den Krieg in der Ukraine vergessen oder ignorieren. Als das Projekt ,Testament von Bucha’ aufkam, konnten wir nicht untätig bleiben, denn es ist ein Fenster zur Realität der heutigen Ukraine. Es ist eine schmerzhafte Erinnerung an die Folgen des Kriegs: der Tod unschuldiger Menschen, das zerstörte Leben ihrer Angehörigen, zerstörte Städte und eine weltweite Tragödie.

Die UCC hat sich mit dem Projekt zusammengetan, um Kunst des getöteten, 14-jährigen Mädchens Hanna zu präsentieren und zu verkaufen. Das gesammelte Geld wird den Familienangehörigen der Opfer in der Ukraine zur Verfügung gestellt.

Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger:

bq. Diese Ausstellung wird Diskussionen auslösen. Kann man den Frieden unseres Stadtbildes, die Atmosphäre unseres Boulevards durch ein grausames Kriegsdokument bewusst brechen. Müssen wir uns solche Bilder, solche direkte Konfrontation mit Krieg und Gewalt zumuten. Ich sage, ja das müssen wir tun. Nur wenn wir auch sinnlich verstehen, was der Krieg in der Ukraine für die Menschen bedeutet, werden Diskussionen z.B. darüber, ob es nicht besser für uns sei, die Gaspipeline Nordstream 2 doch in Betrieb zu nehmen oder insgesamt kompromissbereiter zu sein, verstummen. Der Krieg in der Ukraine verlangt nach einer breiten politischen Diskussion über die Folgen für unser Selbstverständnis als große europäische Nation. Diese Ausstellung ist ein Beitrag in dieser Diskussion.

Ablauf der Veranstaltung:

  • 11-12 Uhr: Eröffnung der Ausstellung auf dem George-Grosz-Platz. Begrüßung und Moderation von Ulrich Schellenberg, Regnum Lignis. Eröffnungsrede von Oliver Schruoffeneger, Bezirksstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf. Reden von Dr. Andriy Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland und Andriy Radnyuk, Leiter des Projekts auf ukrainischer Seite.
  • 12 Uhr: Pressekonferenz und Fragerunde bei der Ukrainischen Kulturgemeinschaft (UCC), Leibnizstraße 57 (6 Minuten entfernt): Begrüßung und Moderation Ulrich Schellenberg, Regnum Lignis. Dort gibt es mehr Informationen über die ukrainischen Projektleiter und die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
  • Anschließend können die Zeichnungen der 14-jährigen Hanna Mishchenko besichtigt werden.

Presse-Kontakt:
Isabelle Andres
Laika Kommunikation GmbH
Tel: +49 1737277953 / +49 30 24045815
Oranienburger Straße 27
10117 Berlin

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Die Regnum Legis Gesellschaft für rechtsstaatliches Bewusstsein GmbH ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für den Erhalt des freiheitlichen Rechtsstaates in der Bundesrepublik Deutschland einsetzt. Sie unterstützt Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen mit dem Ziel, das Bewusstsein für den Rechtsstaat zu fördern.

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