Ein Platz macht Geschichte: Stadtspaziergänge rund um den Steinplatz

Pressemitteilung vom 14.08.2020

Politik, Wissenschaft, Bildende Kunst, Literatur, Musik und Theater prägen den Steinplatz und seine Umgebung seit mehr als 150 Jahren. Er ist Mittelpunkt einer lebendigen Kultur-, Bildungs- und Erinnerungslandschaft, die ab August 2020 kontinuierlich auf Stadtspaziergängen vorgestellt und lesbar gemacht werden soll. Die Abteilung Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf hat im Frühjahr Fördermittel zur Aufwertung des Quartiers erhalten. Die Spaziergänge rund um den Steinplatz sind ein Teil der daraus finanzierten Aktivitäten, die die historische Bedeutung des Stadtplatzes deutlich machen sollen.

Den Auftakt bildet eine Erkundung zu politischen Konflikten rund um den Steinplatz und dem Gedenken daran.

Steinplatz Büste

Steinplatz Büste

Reformer, Rassisten, Revolutionäre – Politik um den Steinplatz

Sonntag, 30.08.2020, 14 Uhr
Sonntag, 06.09.2020, 14 Uhr

Steinplatz und Hardenbergstraße tragen die Namen preußischer Reformpolitiker. In der Weimarer Republik wohnte hier Polizeivizepräsident Bernhard Weiss, der gegen den aufkommenden Rechtsradikalismus kämpfte und zur Zielscheibe antisemitischer Propaganda wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden am Steinplatz erste Denkmäler für Opfer des Holocaust und des Stalinismus. Die Hochschule der Künste war in den Nachkriegsjahren Schauplatz heftiger Ost-West-Konflikte. Im Café Steinplatz verliebte sich Rudi Dutschke, die Studentenbewegung machte das Amerika-Haus zum Ziel von Demonstrationen gegen neokoloniale Politik. Vor der Landeszentrale für politische Bildung erinnert ein Denkmal an den Asylbewerber Kemal Altun, der sich 1983 im Verwaltungsgericht das Leben nahm, um nicht an das türkische Militärregime ausgeliefert zu werden. Am Zoologischen Garten stellt sich die Frage nach dem Umgang mit der kolonialen Vergangenheit der deutschen Hauptstadt. Ein Spaziergang durch 200 Jahre politischer Konflikte.

Ein literarischer Spaziergang im Oktober streift Adressen von Schriftsteller*innen und Theaterleuten, die im Neuen Westen gelebt und gearbeitet haben.

Steinplatz Renaissance

Renaissance-Theater am Steinplatz

„Wagt’s doch, Kultur zu haben!“ – Weltliteratur und Theater um den Steinplatz

Sonntag, 04.10.2020, 14 Uhr
Sonntag, 25.10.2020, 14 Uhr

Der Plan, einen Bronzeelefanten zu Ehren des Freiherrn von Stein aufzustellen, inspirierte Christian Morgenstern zu seinem Gedicht „Vom Stein-Platz zu Charlottenburg“. Die Gegend gehörte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zum „Industriegebiet der Intelligenz“ um den Kurfürstendamm und war ein beliebter Wohnort von Intellektuellen. So flohen Bertolt Brecht und Helene Weigel 1933 vom „Knie“, dem heutigen Ernst-Reuter-Platz, ins Exil. Das zeitweise von Ferdinand Bruckner geleitete Renaissance-Theater sorgte mit moderner Dramatik für Aufsehen, im selben Haus hatte in der NS-Zeit aber auch die Reichsschrifttumskammer ihren Sitz. Nach dem Krieg machte Walter Höllerer als Literaturprofessor an der TU Berlin den Steinplatz erneut zum Treffpunkt zeitgenössischer Autor*innen aus dem In- und Ausland. Der Buchhändlerkeller, legendäre Kneipen wie die „Dicke Wirtin“ und der „Zwiebelfisch“, Buchhandlungen, Antiquariate und das Schiller-Theater halten die Tradition lebendig.

Geführt werden die Spaziergänge von Michael Bienert und Ralph Hoppe, die seit 30 Jahren thematische Stadtspaziergänge leiten und zahlreiche Bücher zur Literatur-, Kultur- und Stadtgeschichte Berlins publiziert haben. Mehr unter www.text-der-stadt.de.

Teilnahme kostenlos, Spende erbeten. Voranmeldung mit Hinterlegung von Kontaktdaten erforderlich. Unter Corona-Bedingungen finden diese Rundgänge vorerst nur in Kleingruppen mit maximal 15 Personen statt.

Ab Frühjahr 2021 werden die Spaziergänge wiederaufgenommen und um thematische Spaziergänge zu Wissenschaft, Bildender Kunst und Musik erweitert.

Im Auftrag
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