Betty Flechtheim wurde am 17. August 1881 mit dem Namen Bertha Goldschmidt als dritte Tochter des jüdischen Kaufmanns Salomon Goldschmidt und seiner Frau in Dortmund geboren. 1910 heiratete sie den Getreidehändler Alfred Flechtheim. Als Flechtheim 1913 seine erste Kunsthandlung in Düsseldorf eröffnete, wurde Betty Flechtheim als Teilhaberin eingetragen. 1921 eröffnete Flechtheim eine Filiale seiner Düsseldorfer Galerie am Lützowufer 13 in Berlin und das Ehepaar Flechtheim zog im Dezember 1923 in die Bleibtreustraße 16 in Berlin-Charlottenburg.
Betty Flechtheim blieb 1933 alleine in Berlin zurück, als Alfred Flechtheim zunächst nach Frankreich und dann nach London emigrierte. Thea Sternheim, eine Freundin des Ehepaares, schrieb am 29. Dezember 1933 in Paris in ihr Tagebuch: „Abendessen mit Betty Flechtheim bei Weber. Dann lädt sie bis elf Uhr im Café de l’Universe ihre Sorgen auf mich ab. In der Tat verdüstert sich ihre Einzellage täglich. Auch sie ist nun ein Hitleropfer, eine der unzähligen Sündenböcke, die sinnlos geopfert werden. Die schwarze Walpurgisnacht 1933.“
1934 zog Betty Flechtheim in eine Wohnung in der Düsseldorfer Straße 44/45. Hier lagerte nun neben den verbliebenen Warenbeständen der Galerie auch ein großer Teil der privaten Kunstsammlung des Ehepaares. Diese Adresse wurde 1935 als Hauptniederlassung der Galerie ins Handelsregister eingetragen. Auf Antrag von Alfred Flechtheim wurde sie 1937 aus dem Handelsregister gelöscht.
Wegen der hoch veranschlagten „Reichsfluchtsteuer“, die auch den Besitz an Immobilien mit einschloss, die Betty zusammen mit ihren beiden Schwestern geerbt hatte, konnte Betty Flechtheim Deutschland nicht mehr verlassen. Hinzu kam, dass sie sich nach dem Tod von Alfred Flechtheim 1937 alleine für die noch verbliebenen Kunstwerke in der Wohnung verantwortlich fühlte.
Betty Flechtheim nahm sich am 14. November 1941, dem Vorabend der geplanten Deportation in ein Vernichtungslager, in ihrer Wohnung das Leben. Sie starb am 15. November im Jüdischen Krankenhaus und wurde am 23. November auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt. Die Wohnung wurde von der Gestapo zunächst versiegelt, die Kunstwerke und Möbel wurden später beschlagnahmt. Ein Dokument über ihren Verbleib ist bis heute unauffindbar.
Recherche und Text: Christine Fischer-Defoy