Text Daniela Kaup, Beauftragte für Menschen mit Behinderungen:
“Am Samstag, 4. Mai 2024, hat der Lichtenberger Beirat von und für Menschen mit Behinderungen zum Kiezspaziergang eingeladen. Unsere Gruppe hat sich an der Straßenbahnhaltestelle Orankestrand getroffen. Wir waren insgesamt 19 Personen (!). Es waren auch interessierte Bezirksverordnete der SPD und der Linken da.
Schon gleich am Anfang sind uns erste Barrieren aufgefallen. Das eine Ende der Haltestelle liegt in Lichtenberg. Dort gibt es ein Leitsystem für blinde Menschen. Auf der Pankower Seite fehlt dieses Leitsystem. Das Überqueren der Straße ist hier für Blinde wirklich sehr gefährlich.
Der unbefestigte Weg von der Haltestelle zum See ist so uneben, dass der Weg für Rollfahrer*innen nicht nutzbar ist. Wir sind auf den sehr schmalen Weg ausgewichen, der vermutlich für die Anwohnenden angelegt worden ist.
Das Fehlen eines Leitsystems für Langstocknutzende setzt sich während des ganzen Spaziergangs fort. Dies sollte unbedingt nachgerüstet werden.
Auch die Bänke sind nicht barrierefrei nutzbar. Die Bodenplatten sind zu klein. Es fehlt Platz für Rollstühle neben den Bänken. Durch den unebenen Boden sind die Bänke teilweise auch mit Rollatoren schwer erreichbar.
Es stehen auch immer wieder Poller im Weg. Diese sind weder taktil für Langstock-Nutzer*innen erkennbar, noch visuell für Menschen mit Sehbehinderung. Abhilfe kann hier eine Bodenplatte schaffen, die mit Langstock ertastbar ist. Und kontrastreiche Farben.
An den Bänken gibt es QR-Codes, die Informationen zur Geschichte des Orankesees liefern. Leider sind die Bänke für Blinde nicht auffindbar. Auch der QR-Code ist nicht ertastbar. So wissen Blinde nicht, wo das Smartphone den QR-Code scannen kann.
Die Inhalte der Info-Tafeln am See sind zu hoch angebracht, so dass Rollstuhlnutzer*innen die Infos nicht lesen bzw. scannen können.
Zum Abschluss sind wir zu Kaffee und Kuchen in die Seeterassen eingekehrt. Bei einem Mitarbeiter war die Aufregung groß. Ich hatte zwar im Vorfeld Bescheid gegeben, dass auch Rollstuhlnutzer*innen zu unserer Gruppe gehören. Die Info wurde wohl nicht weitergegeben. Wir wurden mehrmals von dem Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass wir Rollifahrer*innen hätten “anmelden” müssen. Auf der Homepage ist dieser Hinweis im übrigen nicht zu finden. Die Bezirksverordneten waren sehr erstaunt, dass eine Anmeldung gefordert wurde.
Das Schloss der Rolli-Toilette ist defekt, so dass sich die Tür nicht abschließen lässt. Dies war auch im letzten Jahr schon so. Ich habe erneut um Reparatur gebeten.
Der Spaziergang war sehr informativ. Es ist immer wieder erstaunlich wie viele Barrieren an Orten sind, die eigentlich für alle nutzbar sein sollten.
Wir werden die gesammelten Informationen zusammenfassen und Filiz Keküllüoğlu übergeben.
Wenn irgendwann mal Baumaßnahmen am See geplant sind, wird die Stadträtin mich und den Beirat sicherlich beteiligen. Dann wird es auch barrierefrei.
Vielen Dank an Aktion Mensch, die die den Kiezspaziergang unterstützt hat. Und vielen Dank an Silke Schmidt für die Fotos.”