Jessica Becker berichtet aus Paris

Bürogebäude der DASES

Von schönen Aussichten und öffentlichen Duschen

Nun war meine erste Woche in meiner vorübergehend neuen Heimat vorbei. Ich muss zugeben, dass es anstrengender war als gedacht. Ich war bei der DASES eingesetzt, welches eine Behörde ist, welche sich mit den Themengebieten Jugend, Gesundheit und Soziales beschäftigt. Meiner Mentorin, die stellvertretende Direktorin der DASES, durfte ich auf Tritt und Schritt folgen. Mein erster Arbeitstag begann um 9:30 Uhr. Nachdem ich kurz meinen zukünftigen Zimmergenossinnen vorgestellt wurde, durfte ich direkt am ersten Meeting teilnehmen. Nachdem ich die erste Informationsflut hinter mich gebracht hatte, setzte ich mich das erste Mal an meinen neuen Schreibtisch. In meinem Rücken war das Fenster, was jedoch wahrscheinlich besser so war, da ich ansonsten den ganzen Tag damit beschäftigt sein würde, mir Paris von oben anzuschauen. In der 8. Etage hatte man einen grandiosen Blick über Paris, auch den Eiffelturm konnte ich aus dem Fenster betrachten. Allzu lange konnte ich den Blick jedoch nicht genießen, da es direkt mit weiteren Meetings weiter ging. Um 18:30 Uhr hatte ich dann meinen ersten Tag in der Pariser Verwaltung beendet, und was muss ich sagen: Es war aufregend, spannend und anstrengend zugleich. Den Gesprächen in den Meetings in einer fremden Sprache zu lauschen und nachvollziehen zu können, stellte sich als eine neue Herausforderung dar.

La Défense — Ort der Konferenz über die öffentlichen Duschen

Auch meine nächsten Tage bestanden hauptsächlich aus der Teilnahme an Meetings der verschiedensten Themengebiete. Mal ging es um die Budgetierung, mal darum wie man das System des Kinderschutzes in Frankreich umkrempeln kann. Also wie man merkt, gewinne ich einen großen Einblick in die Pariser Verwaltung. Aber auch ich darf in den Meetings aktiv werden. Am Freitag hatte ich die Ehre, während einer Besprechung mit Abteilungsleitern und ihren Vertretern meine Informationen, die ich am Mittwoch bei der Teilnahme einer Konferenz außerhalb der Behörde errungen hatte, preiszugeben. Die Konferenz fand in der La Défense statt und handelt um die Öffentlichen Duschen. Eine Konferenz über öffentliche Duschen? War das Thema so brisant? Ich hatte damit nicht gerechnet, doch nach der Konferenz war ich eines besseren belehrt. Tatsächlich ist das Thema so brisant, dass Mitarbeiter aus Behörden anderer Städte nach Paris gekommen sind, um von ihren Einrichtungen zu erzählen, aber nicht nur aus Frankreich. Auch Kollegen aus Italien und sogar aus Japan waren anwesend. Wer hätte gedacht, dass in Paris nur 30 Prozent der Nutzer dieser öffentlichen Duschen Obdachlose sind. Ein Teil der Nutzer gehörte zu den Arbeitnehmern; man mag es kaum glauben, aber in Paris gibt es tatsächlich noch reichlich Wohnungen die nicht über ein eigenes Badezimmer verfügen.

Ausblick aus dem neuen Büro

Durch die neu errungenen Eindrücke, entwickelte man eine ganz andere Sichtweise auf Paris, aber auch auf den eigenen Arbeitsalltag.

Ich bin gespannt welche weiteren neuen Eindrücke mich in den nächsten Wochen erwarten werden und werde davon berichten.

Hotel de Ville – Rathaus von Paris

Zwei Welten in Paris – Hotel de Ville und Porte de la Chapelle

Meine zweite Woche in Paris begann mit einem 40-minütigen Spaziergang von meiner Wohnung bis zu meinem Büro. Hauptsächlich lief ich an der Seine entlang, vorbei am Hotel de Ville, dem Rathaus von Paris, weiter an der Kathedrale Notre-Dame de Paris, welche leider von vielen Baugerüsten umhüllt ist. Viele Fahrradfahrer und Jogger kommen mir an der Seine entgegen, auch Sportgeräte sind dort aufgebaut sowie ein kleiner Käfig, um Fußball spielen zu können.
Angekommen im Büro fängt auch schon das erste Meeting an. Die Abteilungsleiter müssen in regelmäßigen Abständen berichten, welche Aufgaben anstanden, was sich dahinter verbarg und ob diese gemeistert werden konnten. Diese Meetings fanden mit dem Direktor, der stellvertretenden Direktorin der DASES statt sowie mit den Abteilungsleitern und deren Stellvertretern. Mir ermöglichte es damit einen guten Einblick in die Arbeit der einzelnen Abteilungen zu erhalten. Mir wurden die verschiedensten Projekte in den Bereichen Jugend, Soziales und Gesundheit vorgestellt. Über die öffentlichen Duschen hatte ich bereits berichtet, es gab jedoch noch eine Menge anderer Projekte, die besonders Obdachlosen viele Möglichkeiten eröffneten, beispielsweise die Internetseite PEPS. Die Internetseite ermöglichte einem eine Übersicht über die Sozialkaufhäuser, Sozialrestaurants, Supermärkte usw. zu erhalten.

illegales Flüchtlingscamp in Porte de la Chapelle

Nachdem die ersten Meetings vorbei waren, wurde die restliche Woche besprochen, an welchen Sitzungen ich teilnehmen sollte, welche Bekanntschaften ich noch schließen werde und welche Außertermine ich wahrnehmend durfte. Ich würde am Mittwoch das 18. Arrondissement besuchen dürfen, ein Problemviertel in Paris. Kolleginnen warnten mich zuvor, keine wichtigen Unterlagen in meiner Tasche zu haben und Wertsachen in der Jackentasche zu verstauen. Der Termin war die Besichtigung einer Notunterkunft, bestehend aus Containern. Die Anreise dorthin war jedoch noch etwas spannender. Bereits in der U-Bahn bemerkte man den Wandel der Bevölkerung. Nach Verlassen des U-Bahnhofes wurden mir bereits mehrfach Drogen angeboten, aber wurde ich auch um Geld gebeten oder um Drogen. Porte de la Chapelle war ein Drogenumschlagplatz sowie befand sich hier auch ein illegales Flüchtlingscamp mit hunderten von Zelten. Auch Prostitution fand hier statt und auf dem Weg zum Treffpunkt wurde ich als Feindin der Prostituierten angesehen und auch hier beleidigt und bedroht. Nachdem die Besichtigung der Notunterkunft beendet war, war ich doch ganz glücklich dieses Viertel von Paris wieder verlassen zu dürfen, jedoch war es auch eine Erfahrung und man entdeckte so, dass es in allen Großstädten die gleichen Probleme gab.

Holzvertäfelte Gänge im Hotel de Ville

Das Kontrastprogramm zum Besuch des 18. Arrondissement war die Wahrnehmung eines Termins im Hotel de Ville, dem Pariser Rathaus. Das Gebäude an sich war atemberaubend, entsprechend waren auch die Sicherheitsvorkehrungen, um in das Gebäude zu gelangen. Ich erhielt einen Besucherpass, musste jedoch im Gegenzug dazu meinen Personalausweis als Pfand dort lassen. Das Rathaus war nicht nur von außen ein Hingucker, sondern auch innen. Lange holzvertäfelte Gänge hatten mich erwartet. Der Termin im Rathaus handelte um das Rattenproblem in Paris, wie konnte man diese in Schach halten. Also wie man sieht, überall die gleichen Probleme.
Aufgrund der Vielzahl von Terminen konnte ich mir immer besser ein Bild von der Pariser Verwaltung machen und konnte immer mehr Vergleiche mit Berlin ziehen, aber auch viele identische Probleme entdecken.