Interessiert und freundlich begrüßt durch den Abteilungsleiter Herrn Dipl.-Ing. Dr. Steger hospitiere ich seit dem 18.September 2023 in der Magistratsverwaltung Wien, Abteilung MA21A. Im Dezernat 3 werden für die Bezirke 4 Wieden, 4 Margareten und 10 Favoriten die Stadtteilplanung, Flächenwidmungs- und Bebauungspläne erarbeitet sowie Projekte gesteuert. Ermöglicht wurde der Wissenstransfer im Rahmen von LoGo! Europe durch das Engagement der Dezernatsleiterin Frau Dipl.-Ing. Winkler.
Dank der sehr guten Vorbereitung und der offenen, interessierten Mitarbeiter*innen wurde ich schon am ersten Tag zu Terminen mitgenommen, konnte mit Kolleg*innen fachsimpeln und erste Einblicke in die Organisationsstruktur, Arbeitsschwerpunkte und Arbeitsweise sammeln:
- Es gibt einen eingespielten Modus, Homeoffice und Büroanwesenheit in eine gute Balance zu bringen.
- Bezirke in Wien haben organisatorisch eine gänzlich andere Struktur und Bedeutung.
- Planung wird proaktiv angestoßen und umfassend abgestimmt.
- Flächenwidmungs- und Bebauungspläne werden auf Grund unterschiedlicher Rechtsgrundlagen (Landesrecht, kein Bundesrecht) bei aller Ähnlichkeit wesentlich konzentrierter sowie (!) in der elektronischen Akte (ELAK) bearbeitet.
- Da das Stadtgebiet zu ca. 98 % beplant ist, ist ein Instrument vergleichbar unseres §34 Baugesetzbuch zur Genehmigung von Vorhaben unbekannt.
- Auf die Herausarbeitung von Zielqualitäten und Mehrwerten wird sehr geachtet.
- Planerische Themen, die uns in Lichtenberg bewegen, sind auch in Wien in der Diskussion, weshalb großes Interesse an einem Austausch vergleichbar unserem Berliner LoGo! Europe-Programm besteht.
Gerne stelle ich Euch kurz die wichtigsten Planungsthemen vor, in die ich bislang eingeführt wurde.
Altes Landgut / Verteilerkreis
Ziel ist die Auslobung eines internationalen städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbs. Die ca. 4 ha große öffentliche Verkehrsfläche, die der Republik Österreich gehört, soll in den umgebenden Stadtraum integriert und ein urbaner Ort, der auch am Wochenende belebt ist, werden. Das vorliegende städtebauliche Leitbild wird überarbeitet und Möglichkeitsräume sowie Nutzungsvarianten untersucht. Ökologisch-klimatische Kriterien, Schallbelastung, Verkehr/ Mobilität, zeitliche Abhängigkeiten von Bauabläufen etc. werden ermittelt und umfassend abgestimmt. Neben Qualitäten, die in Wien Standard sind, wird intensiv über Mehrwerte wie beispielsweise hochwertige Architektur und Platzgestaltung, ökologische Mobilitätsangebote und deren Sicherung diskutiert.
Zur Inspiration wurde das Neubauprojekt TrIIIple Towers (Architektenteam Henke Schreieck) auf dem Gelände des ehemaligen Zollamts besichtigt. Der Bereich ist über die U-Bahn direkt angebunden. Die drei Hochhäuser mit ca. 1900 Wohnungen (zwei frei finanziert, eines für Studierende) werden durch einen Sockel verbunden, der eine Kita, Gastronomie und Nahversorgungsangebote beinhaltet. Der hochwertig gestaltete Freiraum ist, mit einem fahrradgeeigneten Aufzug mit dem Donaukanal verbunden ist, auf einem dafür gebauten Autobahndeckel angeordnet. Der Blick von den Gemeinschaftsterrassen in den Wohnhochhäusern auf Wien ist fantastisch!
Für Insider: von 9 Wohnungen pro Etage sind 6 über Eck angeordnet, Nordwohnungen gibt es (selbstverständlich) nicht; wegen der bodentiefen Fenster wurde neben sturmfesten Jalousien ein Kühlsystem eingebaut, das mit Flusswasser funktioniert.
Flächenwidmung / Bebauungsplan für die Erweiterung und Modernisierung eines Schulstandorts in der Laimäckergasse
Planungsziel ist die bauliche Ergänzung der denkmalgeschützten Schule durch einen Neubau. Ein architektonischer Entwurf für die Schule liegt als Ergebnis eines EU-Weiten offenen Wettbewerbs vor. Der Bedarf wird durch den Zuzug von Familien ausgelöst. Da keine andere geeignete Fläche zur Verfügung steht, wird diese Fläche (Erholungsgebiet/ Sport-/ Spielfläche) insbesondere unter Beachtung von Baumschutz, Gebäudehöhen des Umfelds und dem vorgelegten Projekt zum Bauland gewidmet. Die Wiener Bildungsinfrastrukturinitiative 2025 fördert die Vergrößerung und Modernisierung bestehender Schulstandorte. Bis Freitag befand sich der Plan für 6 Wochen in der öffentlichen Auflage, im Internet und vor Ort in der Servicestelle der Stadtplanung einzusehen.
In der kommenden Woche werde ich zum Masterplan Gehen und zum Thema Citylogistik berichten.