Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) wird am Freitag, 18. Oktober 2024, um 16 Uhr vor dem Haus Am Tierpark 52, 10319 Berlin-Friedrichsfelde, feierlich eine neue Gedenktafel übergeben. Sie erinnert an die Schriftstellerin Irmtraud Morgner (22. August 1933 bis 6. Mai 1990), die dort zwischen 1980 und 1990 ihren Wohn- und Arbeitsort hatte. In einer Gedenkveranstaltung stellt Literaturwissenschaftlerin und Frauenforscherin Sabine Krusen das in Ost und West viel beachtete literarische Werk Morgners vor. Cathrin Pfeifer begleitet die Veranstaltung mit dem Akkordeon.
Irmtraud Morgner machte als Autorin ab den 1970er-Jahren durch ihre phantastisch-realistische Schreibweise von sich reden. In ihren „Hexenromanen“ betrachten ihre literarischen Protagonistinnen die Wirklichkeit von einem „rigorosen weiblichen Standpunkt“ aus (Fantasyguide.de) und lassen einen satirischen und zugleich kritischen Blick auf die historisch verfestigten Geschlechterrollen erkennen. Wie andere Künstlerinnen ihrer Zeit forderte sie den Anspruch ihres über Jahrtausende geringgeschätzten Geschlechts auf eine selbstermächtigte und -definierte Daseinsweise.
Als zentrales Thema der Literatin erkennt die Rezensentin Carola Wiemers in den 2007 letztmals im „Verbrecher-Verlag“ erschienenen Büchern Morgners den „Eintritt der Frau in die Historie“. Die Schriftstellerin Kerstin Hensel nennt sie eine „geniale Ketzerin“, der Literaturhistoriker Walter Jens „die Tausendsassa“.
1989 erhielt Irmtraud Morgner den „Literaturpreis für grotesken Humor“. In einem Interview mit Alice Schwarzer, die sie eine „feministische Visionärin“ nannte, ist 1990 kurz vor dem frühen Tod der Schriftstellerin in der Zeitschrift EMMA zu lesen: „Falls dies mein letztes Interview sein sollte, nehmt es nicht als mein letztes Wort: Das steht vielleicht irgendwo in meinen Büchern.“ Irmtraud Morgner wurde auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde bestattet.
Die Gedenktafel wurde gestaltet von Helga Lieser, ausstellungDESIGNgraphik Berlin. Das aus Mitteln des Lichtenberger Fonds für Erinnerungskultur finanzierte Vorhaben wurde von der Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE unterstützt.