Mit einer Gedenktafel erinnert der Bezirk Lichtenberg an Nikolai Bersarin, den ersten sowjetischen Stadtkommandanten Berlins nach Kriegende. Die Tafel wird am Dienstag, 16. Juni 2020, in Berlin Friedrichsfelde an der Kreuzung Alfred-Kowalke-Straße/ Am Tierpark enthüllt. Vor 75 Jahren verunglückte dort Nikolai Bersarin, der Kommandeur der 5. Stoßarmee, am 16. Juni 1945 tödlich. Die Gedenktafel wurde über den Lichtenberger Fonds für Erinnerungskultur realisiert, mit dem der Bezirk an Personen der Zeitgeschichte erinnert und historische Orte im Stadtbild sichtbar macht.
„Mit der Ehrung Nikolai Bersarins wollen wir den entscheidenden Anteil der sowjetischen Armee an der Beendigung des Zweiten Weltkrieges und an der Befreiung Deutschlands und Europas von der Nazi-Diktatur hervorheben. Mit Bersarin ehren wir einen Menschen, der sich unmittelbar nach Kriegsende für die Wiederherstellung wichtiger Lebensbereiche für die Berlinerinnen und Berliner einsetzte“, so Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke).
Der 1904 in Sankt Petersburg in einer Arbeiterfamilie geborene Nikolai Erastowitsch Bersarin bereitete an der Seite von Marschall Georgi Konstantionwitsch Schukow den Sturm auf die deutsche Reichshauptstadt Berlin vor. Die von ihm befehligte 5. Stoßarmee der belarussischen Front überschritt als erster militärischer Verband am 21. April 1945 die Stadtgrenze in Marzahn, ein zu dieser Zeit zu Berlin-Lichtenberg gehöriger Ortsteil. Nikolai Bersarin wurde am 24. April 1945 von Marschall Georgi Schukow als 1. Berliner Stadtkommandant und Kommandeur der sowjetischen Garnison in Berlin eingesetzt. Damit erhielt er die politisch-administrative Verantwortung für die besetzte Stadt.
Mit Bersarin eng verbunden sind neben dem Aufbau einer Stadtverwaltung die Wiederherstellung des Gesundheitswesens und die Versorgung der Menschen mit Grundnahrungsmitteln sowie sein Eintreten für die Wiederbelebung und Erneuerung des kulturellen Lebens. So setzte er sich umgehend für die Wiedereröffnung von Theatern ein, um im zerstörten Berlin ein Stück Normalität zu schaffen. Im Ortsteil Karlshorst, dem Sitz der Sowjetischen Militäradministration, veranlasste er die Eröffnung der Pferderennbahn. Das erste Rennen am 1. Juli 1945 erlebte der Pferdeliebhaber selbst nicht mehr.
Für seine Verdienste wurde Nikolai Bersarin 1975 postum die Ehrenbürgerschaft vom Ost-Berliner Magistrat verliehen. Bei der Zusammenführung der Ehrenbürgerlisten Ost- und Westberlins im Jahr 1992 wurde Bersarin nicht übernommen, da man annahm, er habe die Vergehen der sowjetischen Soldaten an der Berliner Bevölkerung nicht zu verhindern versucht. Forschungen des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst können diese Annahme jedoch widerlegen. Durch Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses vom 13. Juli 2000 wurde der Senat schließlich aufgefordert, Bersarin wieder in die Ehrenbürgerliste aufzunehmen. Diesem Parlamentsbeschluss folgt der Senat am 11. Februar 2003. Damit war die Ehrenbügerwürde wieder hergestellt.
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