Dekontaminationstrainings in Berliner Kliniken haben Best Practices für die verschiedenen Dekontaminationsprozesse aufgezeigt. Sowohl für die Dekontamination gehfähiger als auch liegender Personen gibt es Lösungsansätze. Für die vorbereitende Organisation einer klinischen Dekontaminationseinrichtung haben sich Hinweise zur Registrierung von Personen, zur Raumplanung und zur Ausrüstung als hilfreich erwiesen. Best Practices für die verschiedenen Dekontaminationsprozesse im Überblick:
Absperrbereich und Wegeführung für ankommende Personen
Der Absperrbereich darf nur von Einsatzkräften und kontaminierten Personen betreten werden. Für den Fall, dass weitere kontaminierte Personen eintreffen bzw. eintreffen könnten, sind diese durch Hinweisschilder und gegebenenfalls durch das Personal zur Dekontaminationsstelle zu leiten.
- Der Absperrbereich wird durch vorbereitete Bauzaunelemente markiert.
- Personal mit geeigneter Schutzausrüstung führt die kontaminierten Personen zu einem zentralen Sammelpunkt (Erstversorgungsbereich).
- Die betroffenen Personen werden durch Hinweisschilder zur Dekontaminationsstelle geleitet.
- Die Sicherung des Flurs erfolgt durch die Installation von Folienwänden.
- Die räumliche Trennung zwischen reinem und unreinem Bereich ist konsequent einzuhalten; der Übergang wird durch eine Trennwand gekennzeichnet.
Erstversorgung
Die Erstversorgung von Personen vor der Dekontamination ist immer dann erforderlich, wenn es zu einem Personenstau in den Duschen kommt. Die Erstversorgung muss sich auf lebensrettende Sofortmaßnahmen beschränken und auf invasive Maßnahmen verzichten.
- Bei der Grobdekontamination werden Kleidung und Schuhe entfernt, um die Schadstoffexposition anwesender Personen zu reduzieren.
- Zur Vermeidung der Aufnahme von Schadstoffen über die Atemwege darf die Kleidung einer oder eines Verletzten nicht über den Kopf gezogen werden. Bei Bedarf wird sie mit einer Kleiderschere aufgeschnitten.
- Mithilfe der Spot-Dekontamination mit einem Wundreinigungsgerät werden vor der eigentlichen Dekontamination offensichtlich kontaminierte oder verletzte Körperstellen, für venöse Zugänge und gegebenenfalls das Gesicht punktuell dekontaminiert.
- Ein flüssigkeitsdichter Folienverband schützt die Wunde während der Dekontamination.
Registrierung von Personen und Umgang mit deren Eigentum
In der zeitkritischen Situation vor der Dekontamination ist bestenfalls eine Erstregistrierung möglich. Ansonsten erfolgt die Registrierung der Personen nach der Dekontamination im reinen Bereich.
- Mittel zur Erstregistrierung: Kontaminierte Kleidung und Schuhe werden in großen durchsichtigen Tüten gesammelt. Jede Person und die dazugehörenden Tüten erhalten eine eindeutige Nummer.
- Kontaminierte Wertsachen wie Uhren, Brillen oder Hörgeräte werden in kleineren, durchsichtigen Tüten verpackt. Auch diese Tüten erhalten eine der Person eindeutig zugeordnete Nummer.
- Die einfache Erstregistrierung einer Person erfolgt mit einem Kunststoffarmband, das mit einer fortlaufenden Nummer beschriftet wird, oder mit einer Umhängekarte.
- Die Kleidung wird möglichst doppelt in Kleidersäcke verpackt. Die Kleidersäcke sind mit einem Kabelbinder zu verschließen und mit der Nummer der zugehörigen Person zu kennzeichnen.
- Die Kleidersäcke sollten in einem separaten, gut belüfteten Bereich und leicht abseits des Erstversorgungsbereiches gesammelt werden, um eine Gefährdung durch Ausgasungen zu vermeiden.
Dekontamination liegend-verletzter Personen
- Eine mobile Dekontaminationseinheit besteht aus drei Zelten, die durch Schleusen miteinander verbunden sind. Sie werden an drei Krankenhäusern vorgehalten.
- Der Transport der liegenden Patientinnen und Patienten erfolgt schonend auf Spineboards über ein Rollensystem.
- Zur Dekontamination werden Spiralschläuche mit Handbrausen verwendet.
Dekontamination gehfähiger Personen (Garage)
Die Dekontamination gehfähiger Personen erfolgt durch Entkleiden – mindestens der Oberbekleidung – und Duschen. Auch provisorische Einrichtungen wie ein Gartenschlauch mit Duschkopf können eingesetzt werden.
Ausrüstung und persönliche Schutzausrüstung
- Die Ausrüstung muss einsatzbereit sein und darf nur in Bereichen gelagert werden, die im Alarmfall mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht kontaminiert werden.
- Der Lagerraum sollte gut belüftet, beheizt und nicht feucht sein.
- Das Material und die Zelte müssen an vorher angebrachten Bodenkennzeichnungen platziert werden.
- Rollwagen mit Ersatzkleidung wie Kittel, Overalls, Füßlinge, Latschen, gegebenenfalls fertige Kleidungssets und Decken sind im reinen Bereich vorzuhalten.
- Zum schnellen Transport des Materials im CBRN-Materiallager im reinen Bereich sind Rollwagen optimal geeignet.
- Führungskräfte werden durch das Tragen einer Warnweste gekennzeichnet.
- Nach der Dekontamination der persönlichen Schutzausrüstung kann diese mit Unterstützung einer Helferin oder eines Helfers abgelegt werden. Um das Restrisiko einer Kontaminationsverschleppung weiter zu minimieren, trägt die Helferin oder der Helfer einfachen Schutz.