Präventionspolitik

Laboratin entnimmt mit einer Pipette Blut aus einem Reagenzgläschen

Das Wissen um eine HIV-Infektion oder eine andere sexuell übertragbare Infektion (STI) ist für die Prävention von großer Bedeutung. Zum einen fördert es das Verantwortungsbewusstsein der Betroffenen gegenüber ihren Sexualpartnerinnen und -partnern: Sie können Schutzmaßnahmen ergreifen und so die weitere Ausbreitung der Virusinfektion verhindern. Zum anderen kann eine Infektion mit modernen Medikamenten wirksam behandelt und die Viruskonzentration gesenkt werden. Die Übertragung von HIV auf sexuellem Wege kann so in den meisten Fällen verhindert werden. Bei rechtzeitiger Behandlung haben die meisten Betroffenen eine normale Lebenserwartung. Durch die Behandlung ist es auch möglich, Eltern zu werden, ohne das Kind zu infizieren. Die für Gesundheit zuständige Senatsverwaltung hat im Rahmen ihrer Präventionspolitik Rahmenkonzepte für die HIV-/Aids- und STI-Prävention erarbeitet und eine Präventionskampagne für Berlin gestartet.

Anforderungen an die HIV-/Aids-Prävention

Die Interpretation der epidemiologischen Daten zeigt, dass eine sinnvolle Prävention von HIV/Aids nur in Verbindung mit der gleichzeitigen Prävention von anderen sexuell übertragbaren Infektionen erfolgreich sein kann. Der medizinische Fortschritt der letzten Jahre hat dazu geführt, dass Menschen mit HIV in antiretroviraler Therapie heute eine ähnliche Lebenserwartung haben wie alle anderen Menschen. Die antiretrovirale Therapie sorgt bei regelmäßiger Einnahme der Medikamente auch dafür, dass die Viruslast so weit sinkt, dass eine Übertragung des Virus auf andere Menschen nicht mehr möglich ist. Dies wird mit dem englischen Begriff Treatment as Prevention (TasP) bezeichnet.

Darüber hinaus gibt es seit einigen Jahren für Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko ein Medikament, das die Übertragung des Virus verhindert. Dies wird als Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) bezeichnet. Das Medikament kann nur von speziell geschulten niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden und ist eine Kassenleistung. Um HIV und Aids noch weiter zu bekämpfen, ist Berlin im Jahr 2016 der Fast Track City Initiative zur Beendigung von Aids bis 2030 beigetreten. In dieser Initiative sind weltweit über 300 Metropolen vertreten, die dieses Anliegen teilen. Um ihr Ziel zu erreichen, haben die beigetretenen Städte ihre Anstrengungen deutlich verstärkt um immer noch bestehende Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV und Aids abzubauen - auch weil die Angst hiervor Menschen davon abhält, sich auf HIV testen zu lassen.

Berliner Konzepte zu HIV/Aids, sexuell übertragbaren Infektionen und Hepatitiden

Das im Oktober 2010 vom Berliner Senat verabschiedete ‘Rahmenkonzept zur Prävention von HIV/Aids, Hepatitis- und sexuell übertragbaren Infektionen sowie zur Versorgung von Menschen mit HIV/Aids und/oder chronischen Hepatitisinfektionen in Berlin’ sowie das darauf aufbauende ‘Entwicklungskonzept zur Prävention von HIV/Aids, sexuell übertragbaren Infektionen und Hepatitiden’ sind die Grundlagen der Berliner Präventionspolitik.

Ausgehend von diesen Konzepten haben mehrere Senatsverwaltungen, der Paritätische Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin e. V., freie Trägerinnen und Träger, die bezirklichen Gesundheitsämter sowie Betroffenen- und Zielgruppenvertreterinnen und -vertreter Empfehlungen und Maßnahmen zur HIV-/STI- und Hepatitis-Prävention erarbeitet. Auch Menschen, die selbst von einer Infektion betroffen sind, waren daran beteiligt. Von September 2011 bis Januar 2013 wurden in Arbeitsgruppen mehrstündige Themenworkshops zu den folgenden Zielgruppen und Handlungsfeldern durchgeführt:

  • Prävention mit Migrantinnen und Migranten
  • Prävention mit Frauen und transidenten Menschen in der Prostitution
  • Prävention in Haftanstalten
  • Prävention bei/mit Männern, die Sex mit Männern haben (MSM)
  • Beratung, Versorgung und ergänzende Pflege für Menschen mit HIV/Aids sowie Hepatitis-C-Virus (HCV) und Drogenproblemen
  • Prävention mit Menschen, die injizierbare Drogen konsumieren
  • sexuelle Gesundheit und Drogenprävention in der Bildungs- und Jugendarbeit

Die Senatsgesundheitsverwaltung hat die von den Arbeitsgruppen erarbeiteten Maßnahmen und Empfehlungen priorisiert und die Ergebnisse allen Beteiligten im Rahmen einer Abschlussveranstaltung vorgestellt. Die ausgewählten Maßnahmen werden derzeit ebenfalls unter Beteiligung der Betroffenen umgesetzt.

  • Rahmenkonzept zur Prävention von HIV/Aids, Hepatitis- und sexuell übertragbaren Infektionen sowie zur Versorgung von Menschen mit HIV/Aids und/oder chronischen Hepatitisinfektionen in Berlin

    PDF-Dokument (152.7 kB) - Stand: 10/2010

  • Entwicklungskonzept für die Prävention von HIV/Aids, sexuell übertragbaren Infektionen und Hepatitiden in Berlin

    PDF-Dokument (221.6 kB)

Berliner Kampagne für ein trägerübergreifendes Beratungs- und Testangebot

Die für Gesundheit zuständige Senatsverwaltung hat unter Federführung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Landesverband Berlin e. V. im September 2011 die ‘Berliner Kampagne für ein trägerübergreifendes Beratungs- und Testangebot zu HIV/Aids, Syphilis und Hepatitis C’ gestartet. Seit Februar 2014 führt sie die Kampagne im Rahmen des Aktionsprogramms Gesundheit aus Haushaltsmitteln fort.

Mit dieser niedrigschwellig angelegten Kampagne sollten vor allem Männer, die Sex mit Männern haben, ermutigt werden, sich auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen testen zu lassen. Ziel ist es, die Weitergabe einer Infektion zu verhindern und rechtzeitig eine Behandlung beginnen zu können. Neben der Hauptzielgruppe sollen auch Drogenkonsumentinnen und -konsumenten erreicht werden.

Der Berliner Aids-Hilfe e. V., Fixpunkt e. V., Mann-O-Meter e. V. und die Schwulenberatung Berlin gGmbH/Pluspunkt bieten an fünf Tagen in der Woche eine anonyme Beratung und Tests auf HIV, Syphilis und Hepatitis C an.

Anlässlich der Kampagne wurde die gemeinsame Internetseite www.hiv-schnell-test.de freigeschaltet, die für das Beratungs- und Testangebot gestaltet und regelmäßig aktualisiert wird.

Weiterführende Informationen

Junger Mann lässt sich von einer Frau beraten

Infrastruktur

Berliner Hilfesystem für Menschen mit HIV/Aids: Freie Trägerinnen und Träger, Zentren für sexuelle Gesundheit, medizinische und psychosoziale Versorgung. Weitere Informationen

HIV-Test

HIV/Aids, sexuell übertragbare Infektionen und Hepatitiden

Übersichtsseite: Menschen, die sich mit einer STI infiziert haben, finden in Berlin ein breites Unterstützungsangebot. Weitere Informationen

Impfung

Infektionsschutz

Übersichtsseite: Ziel des Infektionsschutzes ist die Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Weitere Informationen