Infolge verbesserter Therapiemöglichkeiten steigt die Lebenserwartung von Menschen mit HIV/Aids. Dadurch ist auch der Bedarf an psychosozialer Betreuung der Betroffenen gestiegen. Dies betrifft vor allem Menschen aus finanziell schwächeren Verhältnissen mit erheblichen sozialen Schwierigkeiten und Mehrfacherkrankungen. Häufig kommt ein polytoxikomaner Drogenkonsum hinzu, also der gleichzeitige Konsum mehrerer verschiedener Substanzen. Ein Großteil der Betroffenen ist zusätzlich mit Hepatitis C (HCV) infiziert.
Im Rahmen der Eingliederungshilfe gibt es zwei von der Senatsverwaltung für Gesundheit finanzierte Projekte für Betreutes Wohnen, die sich an Menschen richten, die an Aids und/oder an chronischer Hepatitis C erkrankt sind: Dies sind die
Zuhause im Kiez gGmbH und die
Schwulenberatung Berlin gGmbH. Die Angebote beider Einrichtungen kommen in Frage für Betroffene,
- deren Beeinträchtigungen durch chronische Erkrankungen und psychische Störungen (einschließlich Suchterkrankungen) nicht ohne professionelle Hilfe kompensiert werden können
- bei denen eine ambulante ärztliche und/oder psychotherapeutische Behandlung nicht ausreicht oder nicht möglich ist
- bei denen andere, von vorrangigen Trägerinnen oder Trägern finanzierte Leistungen ergänzt werden müssen
Hauptziel der beiden Träger ist die Unterstützung von sozial benachteiligten Menschen mit chronischer Erkrankung. Dabei geht es vor allem darum, den Betroffenen ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben in einem auf den individuellen Bedarf abgestimmten Wohnraum zu ermöglichen. Die Wohnformen umfassen therapeutisch betreutes Einzelwohnen in Wohnprojekten oder Projektwohnungen sowie therapeutisch betreute Wohngemeinschaften. Darüber hinaus betreiben beide Einrichtungen je eine therapeutisch betreute (Beschäftigungs-)Tagesstätte.
Seit Anfang 2013 gibt es in Berlin einen neuen Leistungstypen für die psychosoziale Betreuung von seelisch behinderten Menschen mit HIV/Aids und/oder chronischer Hepatitis C. Er ist bislang einmalig in der Bundesrepublik. Die Versorgung umfasst psychosoziale Leistungen durch einen ambulanten Dienst in zeitlich beschränktem Umfang zur Nachsorge, Heranführung sowie Vermeidung eines höheren Hilfebedarfs. Das Angebot richtet sich an Klientinnen und Klienten, die noch nicht in der Lage sind, ein vollständig eigenständiges Leben zu führen, aber keine intensive Betreuung mehr benötigen.