Infrastruktur

Junger Mann lässt sich von einer Frau beraten

In Berlin gibt es ein breites Unterstützungsangebot für Menschen mit HIV/Aids. Verschiedene Programme, Vereine und Initiativen bieten anonyme und kostenlose Beratung, medizinische Hilfen und psychologische Unterstützung.

Freie Trägerinnen und Träger

Die für Gesundheit zuständige Senatsverwaltung fördert über das Integrierte Gesundheits- und Pflege-Programm (IGPP) zwölf Projekte mit unterschiedlicher Zielgruppenorientierung. Zu den Leistungen der Projekte gehört die Primärprävention, die die Verhinderung einer Infektion zum Ziel hat. Daneben bieten sie Sekundär- und Tertiärprävention an - dazu gehören zum Beispiel Pflege und Sterbebegleitung. Die Angebote sind überbezirklich und niedrigschwellig ausgerichtet, was dem Bedürfnis der Klientel nach Anonymität entspricht. Der überwiegende Teil richtet sich an Männer, die Sex mit Männern haben.

Zu den Leistungen gehören außerdem Beratung und Begleitung, Testberatung, Testvermittlung und Testdurchführung sowie medizinische Hilfen, Wohnraumakquise und die Pflege von Infizierten. Weitere Angebote sind Gesprächsgruppen, Freizeitangebote, Szenearbeit sowie die Bereitstellung von Safer-Sex-Utensilien und Safer-Use-Materialien. Die Präventionsarbeit findet in den Projekten, an Szeneorten und während einschlägiger Veranstaltungen statt, aber auch in Justizvollzugsanstalten, Schulen und Bildungseinrichtungen.

Zentren für sexuelle Gesundheit und Familienplanung

In Berlin gibt es fünf Zentren für sexuelle Gesundheit und Familienplanung. Das Aufgabenspektrum der Zentren umfasst die medizinische Versorgung, die individuelle qualifizierte Beratung von Klientinnen und Klienten, deren Weitervermittlung an freie Trägerinnen und Träger, sozialpädagogische Arbeit sowie Prävention, Information und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Arbeit der Zentren im Bereich sexuelle Gesundheit richtet sich an die Allgemeinbevölkerung und insbesondere an Menschen, die sozial nicht abgesichert und/oder sprachlich nicht integriert sind. Die Zentren halten aber auch Angebote für spezielle Zielgruppen vor, wie zum Beispiel für Frauen in der Sexarbeit sowie Schülerinnen und Schüler bzw. Jugendliche. Die Präventionsangebote für Schülerinnen und Schüler bzw. Jugendliche richten sich vorrangig an Hauptschulen und Schulen für Lernbehinderte sowie Jugendzentren und Ausbildungseinrichtungen.

Die Zentren befinden sich in den folgenden Bezirken:

Das Zentrum Mitte hat zwei Standorte: einen im Ortsteil Wedding und einen im Ortsteil Tiergarten. Am Standort Wedding werden Leistungen des sozialmedizinischen Dienstes erbracht. Am Standort Tiergarten werden Aufgaben im Bereich HIV/Aids/STI wahrgenommen. Das Zentrum Steglitz-Zehlendorf erbringt ausschließlich sozialmedizinische Leistungen.

Schöneberger Modell: Ambulante und stationäre Versorgung

Seit über 25 Jahren gibt es in Berlin das Schöneberger Modell, ein Netzwerk aus Kliniken, HIV-Schwerpunktpraxen und freien Trägerinnen und Trägern zur Behandlung und Betreuung HIV-infizierter Menschen. Das Modell wirkt seit langem bezirksübergreifend für ganz Berlin.

Das Schöneberger Modell fängt mit seinen ambulanten und stationären Angeboten 80 bis 90 Prozent aller Berliner HIV-/Aids-Patientinnen und -Patienten auf. Dank der Therapiefortschritte in den 1990er Jahren werden die Behandlungen vornehmlich über ambulante Angebote durchgeführt. Über 50 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnärztinnen und Zahnärzte haben sich im Arbeitskreis Aids niedergelassener Ärzte Berlin e. V. zusammengeschlossen.

Die stationären Behandlungen werden im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum durchgeführt. Die Kooperation und der Austausch zwischen dem Auguste-Viktoria-Klinikum und den HIV-Schwerpunktpraxen basiert auf einem Vertrauensverhältnis. Die HIV-Schwerpunktpraxen und Fachärztinnen und -ärzte können ihre Patientinnen und Patienten bei Bedarf zur stationären Behandlung in das Klinikum überweisen. Die Überweisung ist mit der klaren Vorgabe verbunden, was anschließend zu tun ist. Das Klinikum wiederum setzt diese Vorgaben um oder konsultiert bei Bedarf die behandelnden Ärztinnen und Ärzte in den Schwerpunktpraxen. Darüber hinaus werden Fortbildungen für Ärztinnen und Ärzte durch das Klinikum angeboten und mit hoher Beteiligung durchgeführt.

Weiterer zentraler Bestandteil des Modells ist der Zugang des Berliner Aids-Hilfe e. V. zu den Patientinnen und Patienten auf den Stationen. Die Aids-Hilfe leistet dort Beratungs- und Betreuungsarbeit, vermittelt Pflegeeinrichtungen und Betreuungsdienste. Anlaufstellen für eine umfassende Diagnostik sowie für Infusionsbehandlung sind die Tageskliniken im Auguste-Viktoria-Klinikum und Charité-Virchow-Klinikum.

Psychosoziale Versorgung von Menschen mit HIV/Aids

Infolge verbesserter Therapiemöglichkeiten steigt die Lebenserwartung von Menschen mit HIV/Aids. Dadurch ist auch der Bedarf an psychosozialer Betreuung der Betroffenen gestiegen. Dies betrifft vor allem Menschen aus finanziell schwächeren Verhältnissen mit erheblichen sozialen Schwierigkeiten und Mehrfacherkrankungen. Häufig kommt ein polytoxikomaner Drogenkonsum hinzu, also der gleichzeitige Konsum mehrerer verschiedener Substanzen. Ein Großteil der Betroffenen ist zusätzlich mit Hepatitis C (HCV) infiziert.

Im Rahmen der Eingliederungshilfe gibt es zwei von der Senatsverwaltung für Gesundheit finanzierte Projekte für Betreutes Wohnen, die sich an Menschen richten, die an Aids und/oder an chronischer Hepatitis C erkrankt sind: Dies sind die Zuhause im Kiez gGmbH und die Schwulenberatung Berlin gGmbH. Die Angebote beider Einrichtungen kommen in Frage für Betroffene,
  • deren Beeinträchtigungen durch chronische Erkrankungen und psychische Störungen (einschließlich Suchterkrankungen) nicht ohne professionelle Hilfe kompensiert werden können
  • bei denen eine ambulante ärztliche und/oder psychotherapeutische Behandlung nicht ausreicht oder nicht möglich ist
  • bei denen andere, von vorrangigen Trägerinnen oder Trägern finanzierte Leistungen ergänzt werden müssen

Hauptziel der beiden Träger ist die Unterstützung von sozial benachteiligten Menschen mit chronischer Erkrankung. Dabei geht es vor allem darum, den Betroffenen ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben in einem auf den individuellen Bedarf abgestimmten Wohnraum zu ermöglichen. Die Wohnformen umfassen therapeutisch betreutes Einzelwohnen in Wohnprojekten oder Projektwohnungen sowie therapeutisch betreute Wohngemeinschaften. Darüber hinaus betreiben beide Einrichtungen je eine therapeutisch betreute (Beschäftigungs-)Tagesstätte.

Seit Anfang 2013 gibt es in Berlin einen neuen Leistungstypen für die psychosoziale Betreuung von seelisch behinderten Menschen mit HIV/Aids und/oder chronischer Hepatitis C. Er ist bislang einmalig in der Bundesrepublik. Die Versorgung umfasst psychosoziale Leistungen durch einen ambulanten Dienst in zeitlich beschränktem Umfang zur Nachsorge, Heranführung sowie Vermeidung eines höheren Hilfebedarfs. Das Angebot richtet sich an Klientinnen und Klienten, die noch nicht in der Lage sind, ein vollständig eigenständiges Leben zu führen, aber keine intensive Betreuung mehr benötigen.

Weiterführende Informationen

Laboratin entnimmt mit einer Pipette Blut aus einem Reagenzgläschen

Präventionspolitik

Konzepte und Kampagnen zur Prävention von HIV/Aids, sexuell übertragbaren Infektionen und Hepatitiden in Berlin. Weitere Informationen

HIV-Test

HIV/Aids, sexuell übertragbare Infektionen und Hepatitiden

Übersichtsseite: Menschen, die sich mit einer STI infiziert haben, finden in Berlin ein breites Unterstützungsangebot. Weitere Informationen

Impfung

Infektionsschutz

Übersichtsseite: Ziel des Infektionsschutzes ist die Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Weitere Informationen